„Tetris“, „Super Mario“, „Grand Theft Auto“: Hinter jedem dieser Videospiele stehen Menschen, die alles tun, damit ein Knopfdruck genau das bewirkt, was er bewirken soll. Spieleentwickler gibt es auch in Graz.
Einmal im Monat treffen sich Spieleentwickler aus der Grazer Indie-Szene im Annenviertel. „Indie“ steht hierbei, wie auch in der Musik, für „independent“. Es werden also Videospiele ohne finanzielle Unterstützung großer Publisher wie Blizzard (z.B. World of Warcraft) oder Electronic Arts (z.B. FIFA) entwickelt.
In Graz finden diese Entwickler unter der Schirmherrschaft von Game Dev Graz zusammen. Der Verein hat sich das Ziel gesetzt, „eine lebendige, abwechslungsreiche, und hilfsbereite Entwicklerszene für aufstrebende sowie etablierte Spieleentwickler [zu] schaffen, welche Wissen miteinander teilen, sich vernetzen, und gemeinsam kollaborieren“, wie dem Mission Statement auf der Game-Dev-Homepage zu entnehmen ist.
Monatliches Meet Up im Spektral
Mittwoch, 14. Juni, kurz vor 20 Uhr. Die Tür des Spektrals steht noch oder bereits offen und immer mehr Personen füllen den Raum, der sich auf der anderen Seite der Türschwelle befindet. Wie jeden Monat findet das sogenannte Indie Meet Up statt, bei dem sich Entwickler und Interessierte vernetzen, austauschen und gegenseitig helfen können. Eine Anmeldung ist dafür nicht notwendig. Wer Interesse hat, findet den jeweils nächsten Termin auf der Website und kann dann einfach am Treffpunkt erscheinen.
Das Juni-Meet-Up beginnt wie jedes andere mit der „Indie Half Hour“. In dieser Zeit, die sich nicht zwingend auf eine halbe Stunde beschränkt, können TeilnehmerInnen außergewöhnliche oder interessante Spiele vorstellen. Diese können von ihnen selbst oder auch aus der etablierten Gaming-Szene kommen. Einzige Anforderung: Sie müssen „independent“ sein.
Anschließend geht der Abend in eine heitere Diskussionsrunde über. „Wir versuchen eigentlich, dass wir jedes Mal zumindest einen Vortrag haben“, erklärt Stefan Putzinger, Vorstandsmitglied und Kassier von Game Dev Graz. „Es soll ja nicht nur um die Games gehen, sondern auch um den Grafik-, Audio- oder Programmierbereich.“ Im Mai wurde zum Beispiel das Thema Virtual Reality behandelt und Tipps gegeben, wie eben jene virtuelle Realität mit möglichst wenig Aufwand gebaut werden kann.
Game Dev Graz – Wie alles begann
Das Meet Up fand in dieser Art schon rund 20-mal statt. Treffen gab es schon vor der Vereinsgründung Ende 2015, diese waren aber meist von Einzelpersonen organisiert und sehr klein gehalten. Auch danach fand das Indie Meet Up noch getrennt vom Verein statt, bis man sich dazu entschloss, beide Instanzen zu verbinden und die Meet Ups über den Verein zu bewerben.
Zu den Anfangszeiten von Game Dev Graz zählte der Verein zehn Mitglieder, einer von ihnen war Stefan Putzinger: „Zwei, drei sind leider aus beruflichen Gründen weggefallen, aber der Rest ist auch heute noch dabei.“ Eine offizielle Mitgliederliste gebe es aber nicht. Dies ist vor allem dem Ansatz des „Für-alle-offen-seins“ geschuldet. Jeder soll die Chance haben, ein Teil der Szene zu werden und sich auszutauschen. Ganz ohne Zwang und Mitgliedsbeiträge.
Der Austausch sei laut Putzinger das Hauptanliegen des Vereins. „Wichtig ist auch das Zusammensitzen nach dem eigentlichen Meet Up. Selbst wenn es keine interessanten Talks gibt oder das Treffen nur sehr kurz ausfällt, kann man sich so besser kennen lernen.“ Neben Infos und Kontakten werden ausgewählte Entwickler seit diesem Jahr auch finanziell unterstützt. Bei den SAGA Awards erhielt der Sieger (stillalive studios mit Drone Swarm) beispielsweise 1.000€ Preisgeld.
Button Festival und Game Dev Days
Neben kleineren Veranstaltungen wie den Indie Meet Ups oder auch Game Jams wendet sich der Verein auch größeren Aktionen zu. Die SAGA Awards wurden im Rahmen des Button Festivals in der Seifenfabrik verliehen – die Veranstaltung wurde von Game Dev Graz mitveranstaltet. Auch ein zur Gänze selbst auf die Beine gestelltes Projekt kann der Verein vorweisen. Die Game Dev Days finden heuer bereits zum zweiten Mal statt und sollen Entwicklern und Interessierten eine Bühne beziehungsweise einen Ort für den kreativen Austausch bieten.
„Wie bei den Meet Ups wird auch hier besonderer Wert auf das Knüpfen von Kontakten gelegt“, sagt Putzinger. „Am ersten Tag der Game Dev Days sind zahlreiche Talks eingeplant, während der zweite ein bisschen relaxter ist, damit man sich kennenlernen kann.“ Zudem wird darauf geachtet, dass das Angebot nicht zu groß wird, damit alle Teilnehmenden jeden Talk miterleben können.
Was die Zukunft bringt
Der Plan für die Zukunft sieht natürlich vor, Projekte wie die Game Dev Days jährlich zu veranstalten. Darüber hinaus sollen die Entwicklerszenen der einzelnen österreichischen Bundesländer besser vernetzt und ein besonderes Augenmerk auf die Jugend gelegt werden. „Unsere Hauptzielgruppen sind natürlich Programmierer der TU, aber auch die FH bietet mit den Grafikdesignern viel Potential“, sagt Putzinger.
Welche Richtung der Verein nach der kommenden Vorstandswahl einschlägt, steht noch offen. Vorerst wird man sich aber weiterhin jeden Monat im Annenviertel zusammensetzen, über Videospiele diskutieren und sich gegenseitig bei der Entwicklung unterstützen. Und wie immer gilt natürlich: „Jeder ist herzlich willkommen.“