Der 16. „Steirische Panther“ im Unterwasser-Rugby wurde am vergangenen Wochenende im Eggenberger „Sport- und Wellnessbad Auster“ ausgetragen. Ein Blick auf eine ausgefallene Sportart.
Reges Treiben herrschte am vergangenen Samstag auf dem Gelände des Grazer Sport- und Wellnessbades Auster. Bereits in den Morgenstunden pilgerten zahlreiche Menschen zum Schwimmbad, wo der Steirische Tauchsportclub, kurz STC Graz, zur 16. Auflage des „Steirischen Panthers“ lud. Das Turnier ist wohl nur den wenigsten GrazerInnen ein Begriff ist. Der Grund dafür dürfte die Ballsportart selbst sein, die jährlich bei diesem Turnier im Mittelpunkt steht: Unterwasser-Rugby. Parallelen zum altehrwürdigen „Sportart-Verwandten“ Rugby gibt es durchaus, der größte Unterschied liegt dabei – wie schon der Name verrät –am Spielfeld. Während Rugby-Spieler auf frisch gemähtem Rasen ihre Gegenspieler zu Fall bringen, verlagert sich dieses Geschehen beim Unterwasser-Rugby ins Schwimmbecken.
Ballsport im dreidimensionalen Bereich
Das einzigartige Spielfeld sorgt dabei für völlig neue Möglichkeiten, denn beim Unterwasser-Rugby bewegen sich sowohl der Ball als auch die Spieler in drei Dimensionen. Karl Richter-Trummer, beim STC Graz unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, erklärt: „Ich darf mich als Spieler nicht nur auf das Geschehen vor, hinter und neben mir konzentrieren, ich muss auch auf die Bereiche über und unter mir achten. Dadurch ergibt sich eine komplett neue Spielform.“
Gespielt wird in einem dreieinhalb bis fünf Meter tiefen Becken. Zwei Teams zu je sechs SpielerInnen versuchen dabei den mit Salzwasser gefüllten Ball in das gegnerische Tor, einen Metallkorb am Boden des Beckenrandes, zu befördern. Jedes Team besteht aus einem Tormann sowie mehreren Verteidigern und Stürmern. Bis zu sechs ErsatzspielerInnen pro Mannschaft sind erlaubt und werden im Laufe des Spiels fliegend ein- und ausgewechselt werden. Zur notwendigen Ausrüstung gehören neben einer Badehose auch eine Tauchermaske, ein Schnorchel, Flossen und eine Haube als Schutz für das Trommelfell. Die spielenden Teams unterscheiden sich durch verschiedenfarbige Hauben und Badehosen.
Das Spiel findet überwiegend nahe des Schwimmbecken-Bodens statt – kurzes Auftauchen für ein bis drei Atemzüge ist jedoch erlaubt. Die Torleute liegen mit dem Rücken auf dem Korb, womit sie diesen „dicht“ machen. Während die Verteidiger direkt vor dem Tor agieren und versuchen etwaige Angriffe abzuwehren, kümmern sich die Stürmer um Zählbares, das Erzielen von Toren. Nur jener Spieler, der gerade am Ball ist, darf festgehalten werden – Tritte und Stöße sind dabei nicht erlaubt.
Bei einem Turnier wie dem „Steirischen Panther“ verfolgen zwei Schiedsrichter mit geeignetem Tauchgerät unter Wasser das Spiel, während ein dritter am Beckenrand steht. Sie machen sich durch einen lauten, unter Wasser hörbaren, Signalton bemerkbar, wenn etwa SpielerInnen gegen die Regeln verstoßen. Die Unparteiischen können dann auf Schiedsrichterball, Freiwurf, Strafstoß oder Zeitstrafe entscheiden.
Graz taucht erfolgreich
Seit 1986 verfügt der STC Graz über ein Unterwasser-Rugby-Team und nimmt seitdem an Turnieren, wie der österreichischen Staatsmeisterschaft, die derzeit über neun teilnehmende Mannschaften verfügt, sowie an der tschechisch-österreichisch-ungarischen Liga teil. Der Verein unterstützt aktuell auch den Aufbau einer steirischen Damenmannschaft, unterhält einen USI-Kurs für StudentInnen und engagiert sich in der Jugendarbeit.
Die Sektion Unterwasser-Rugby verfügt mittlerweile über 35 aktive SpielerInnen im Alter von 17 bis 49 Jahren. Besonders in jüngerer Vergangenheit konnte der Verein mehrere Erfolge, unter anderem den Sieg beim „Steirischen Panther“ 2014, den zweiten Platz bei der österreichischen Meisterschaft 2014/15 sowie den zweiten Platz bei der österreichischen Staatsmeisterschaft 2015/16, einfahren. In diesem Jahr unterlagen die Grazer in den Play-Off’s um die österreichische Staatsmeisterschaft erst im Finale dem Konkurrenten aus Wien.
Auch international machen die SpielerInnen des Grazer Clubs eine gute Figur, so stellt der STC sieben Spieler der österreichischen Herren-Nationalmannschaft. Das österreichische Damen-Nationalteam besteht zur Hälfte aus Grazerinnen. Außerdem organisiert der STC Graz jährlich den bereits erwähnten „Steirischen Panther“. An dem zweitägigen Turnier nehmen Mannschaften aus bis zu sieben Nationen teil – und das seit mittlerweile 16 Jahren.
„Steirischer Panther 2017“
Das Turnier erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit, dieses Jahr sorgten allerdings die gleichzeitig stattfindenden Finalspiele der Unterwasser-Rugby-Europameisterschaften in Finnland für eine deutlich geringere Teilnehmerzahl als im Vorjahr — nahmen 2016 noch 15 Mannschaften teil, kämpften heuer lediglich vier Teams aus drei Nationen um den Pokal. Diese waren, neben dem Veranstalter STC Graz, der tschechische Meister Triton Beroun, der ungarische Meister Tiszavirag Budapest sowie der österreichische Meister UWRC Wien. Thomas Schenkeli, Trainer des STC Graz und Kapitän des österreichischen Nationalteams zeigte sich vor den ersten Spielen motiviert: „Uns liegt der reibungslose Ablauf der Veranstaltung am Herzen. Die internationalen Spieler genießen Graz, das moderne Bad und natürlich die intensiven Spiele.“
Nach spannenden Gruppenspielen standen sich im Finale der STC Graz und der Favorit Triton Beroun gegenüber. Der tschechische Meister agierte im Endspiel abgeklärt und nutzte jeden Fehler der Gastgeber, die ihrerseits mehrere hochkarätige Torchancen ausließen, eiskalt aus. Triton Beroun schloss das Turnier daher als Sieger vor Graz, Budapest und Wien ab. Die Grazer müssen daher weiterhin auf den zweiten Gewinn des „Panthers“ seit 2014 warten.
Karl Richter-Trummer, der an diesem Tag als Medienbetreuer sowie als Spieler des STC Graz fungierte, gab sich nach dem Turnier zufrieden: „Dank des tollen Wetters konnten wir im Außenbecken spielen, auch mit der Zuschaueranzahl sind wir sehr zufrieden. Es ist immer ein tolles Event und die viele Leute kommen aus Neugier vorbei, da die meisten Leute mit Unterwasser-Rugby nicht viel anfangen können.“ Er freue sich bereits auf den „Steirischen Panther“ 2018: „Das Turnier wird dann noch einmal größer sein und es werden auch wieder mehr Teams teilnehmen.“
Für all jene, die sich für Unterwasser-Rugby interessieren, gibt es die Möglichkeit, sich beim STC Graz als SpielerIn zu versuchen. Dieser sucht laufend neue MitspielerInnen für eine zweite steirische Mannschaft sowie für ein Damenteam.