Das Annenviertel gilt in manchen Kreisen als schmutzig und verdreckt. Einer, der täglich mit dem Besen gegen diesen schlechten Ruf ankämpft, ist Markus Kresnik.
Von Philipp Hörmann, Matthias Janisch und Jakob Kaufmann
Markus Kresnik kehrt bereits seit 15 Jahren mit seinem 30-köpfigen Team die Stadtteile Lend und Gries. Mit Besen und Kehrmaschine bewaffnet legen manche von Kresniks Kollegen auf ihrer täglichen Runde durchs Viertel bis zu 40 Kilometer zurück – und das zu Fuß.
Markus Kresnik hat eigentlich eine Malerlehre absolviert, erzählt er im Café Lend, kurz bevor er ausrückt, um das Viertel sauber zu kriegen. Das ist gar nicht einfach. „In der Keplerstraße zum Beispiel putzen wir dreimal am Tag. Und nach einer Stunde ist es schon wieder so verdreckt, dass man glauben könnte, wir wären gar nie dort gewesen. Oft hat man dann das Gefühl, man macht die Arbeit umsonst.“
Dass dem keineswegs so ist, merkt man rasch bei einem Blick auf die Statistiken der Holding Graz: 47.000 Tonnen Restmüll fallen jährlich in der Stadt Graz an, 176 Kilogramm pro Kopf. Alleine in den Bussen und Bims der Stadt werden täglich 22.500 Liter Müll entsorgt, womit sich 160 Badewannen füllen ließen. Auch wenn für das Annenviertel keine eigenen Werte erhoben werden, versichert uns Kresnik, dass gerade hier überdurchschnittlich viel Müll anfällt.
Warum ist das so? Kresnik hat über die Jahre unterschiedliche Ursachen ausgemacht: Zum einen wachsen die inneren Bezirke besonders stark, meint er, dazu komme noch der stetige Durchzugsverkehr. Zum anderen liege es aber auch an der mangelnden Aufklärung der Bevölkerung in Sachen Mülltrennung sowie an der Achtlosigkeit mancher BewohnerInnen. So müssen sich der Oberkehrmeister und sein Team auch um Sperrmüll kümmern, obwohl sie für diesen gar nicht zuständig sind. „Einige stellen einfach ihren ganzen Müll auf die Straße raus und sehen, wir kommen und holen das. Für sie ist das normal”, sagt Kresnik „Viele wissen wahrscheinlich gar nicht, dass es verboten ist. Und die Serviceleistung ist eben da, das nützen die Leute auch aus. Warum sollten sie zur Sammelstelle fahren, wenn sie es auch einfach vor der Haustür abstellen können? Und das haben ein paar Leute auch schon beinhart gesagt.“
Manchmal erhält Kresnik aber auch Anerkennung und Lob für seine Arbeit: „Viele Leute sind sehr dankbar für unsere Arbeit, und einige ärgern sich auch selbst über den Müll, der herumliegt.“
Für ebendiese gibt es nun die Möglichkeit, auch selbst aktiv zu werden und zur Verschönerung des Stadtbildes beizutragen: Die Holding Graz entwickelte eigens eine App, mit der aufmerksame BürgerInnen Fotos von verschmutzten Orten machen und diese direkt an die Stadtreinigung übermitteln können. Markus Kresnik und sein Team rücken dann aus, um die Sache zu bereinigen.