Rassan al-Helwani ist nach Österreich gekommen, um Arzt zu werden. Jetzt hat er in der Annenstraße das erste syrische Restaurant der Stadt eröffnet.
Von Fabian Prettner und Tabea Pertl
Die Sonne scheint warm an diesem Herbsttag, die Geräusche der Annenstraße dringen in das kleine Lokal. Im Hintergrund spielt arabische Musik, in der Luft hängt leicht süßlich der Geruch von Shisha-Rauch, die Wand zieren Bilder mit orientalischen Motiven. Nur auf einem ist eine Gondel zu sehen, die am Canale Grande in Venedig schaukelt: ein Relikt aus der Zeit des vorigen Pächters, von dem Rassan al-Helwani das Lokal übernommen hat. Ali Baba hat er es genannt – das erste syrische Restaurant der Stadt . Während seine Frau Fleischspießchen vorbereitet, brüht er zwei Tassen Chai auf.
„Jeder kennt ihn, aber 40 Räuber haben wir hier nicht”, scherzt Rassan über die Namenswahl für das Ali Baba Grill&Bar, sein eben eröffnetes Restaurant in der Annenstraße. Der Name hat für die Betreiber sentimentalen Wert, schon ihr erstes Restaurant in Innsbruck trug diesen Namen.
Seit erstem September servieren er und seine Frau Lorin arabische Gerichte, speziell aus ihrer Heimatstadt Damaskus. Dort arbeite Rassan im Unternehmen seines Vaters, eines großen Händlers, bevor er für ein Medizinstudium nach Tirol ging. Seine Frau hatte früher als Physiotherapeutin eine eigene Praxis. Praxis und Medizinstudium mussten die beiden aufgeben. Heute ist Lorin hauptverantwortlich für die Küche und kocht nach alten Familienrezepten, während Rassan sich um den Service kümmert.
Auf dem Speiseplan stehen unter anderem Kabab, würzige Fleischspießchen und Shawarma – die syrische Variante des Döner. Diese Ähnlichkeit führte auch schon zu Verwechslungen. Um dem in Zukunft vorzubeugen haben die Betreiber inzwischen den großen Drehspieß abgenommen. Dazu gibt es diverse Vorspeisen und Beilagen wie Hummus, Baba Ganoush, Tabouleh oder einen wunderbar duftenden Gewürzreis. Ihre Zutaten beziehen die beiden vor allem von syrischen Händlern aus Graz, manchmal importieren sie jedoch auch aus München. Die Gerichte werden vor Ort frisch zubereitet und sogar die Gewürze selbst gemahlen und gemischt. Die genaue Abmischung verraten sie aber nicht, um die Neugier der Besucher zu verstärken.
Die Gewürze machen für Rassan einen wichtigen Teil der Vielfalt der syrischen Küche aus. Eine Vielfalt, die ihm bei heimischen Gerichten manchmal fehlt. „Die österreichische Küche ist gut, aber arm.” Es gäbe einfach zu wenige unterschiedliche Gerichte. Als Beispiel nennt er, dass allein in Damaskus etwa 90 verschiedene vegetarische Vorspeisen verbreitet sind.
Essen ist in Syrien mehr als nur Nahrungsaufnahme, sagt Rassan al-Helwani, es geht darum sich mit Familie und Freunden zu treffen, sich auszutauschen und gemeinsam zu genießen: „Essen ist Lebensgenuss!”