Eine zündende Idee: Aus Grillparty wird Frauenfootballmannschaft

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Seit 20 Jahren spielen in Graz auch Frauen Football. Auf Initiative Eva Schantls nahmen die Black Widows 1997 das Footballtraining im städtischen Augarten auf. Auch ohne finanzielle Unterstützung konnten sie mit großen Vereinen mithalten.

Von: Katharina Russold, Ludmilla Reisinger und Lena Notter

Ein kleiner eiförmiger Ball, der zufällig auf einer Grillparty landete. Das war der Auslöser für die Gründung der legendären Schwarzen Witwen, die in den 90ern die Frauenfootballszene in Graz begründeten. An einem Sommernachmittag traf sich Eva Schantl mit Freundinnen in gemütlicher Runde in einem Garten, eigentlich nur, um Würstchen zu braten und ein wenig zu feiern, doch ein Football brachte die Frauen auf andere Gedanken: Gemeinsam probierte man einige Spielzüge im Garten aus. Die Faszination für die “Männersportart” war geboren.

Schantl hatte zuvor schon alleine versucht, im Football Fuß zu fassen. Ein Plakat in ihrer Schule hatte sie auf ein Probetraining der Graz Giants gebracht, doch bei der Herrenmannschaft gab es für sie nicht viel zu holen. Schon bald hörte sie wieder auf: offiziell, weil der Verein die Haftung für sie nicht übernehmen wollte. Die Verletzungsgefahr in einem Männersport sei zu groß. „Ich glaube, sie wollten einfach keine Mädchen dabei haben, das war der eigentliche Grund”, sagt sie heute. Ein Rückschlag, doch Schantl dachte gar nicht daran, aufzugeben. Wenig später kam es zu jener Grillparty, dann wurde die  Damenmannschaft auf die Beine gestellt und 1998 offiziell gegründet.

Anfangs belächelt, fand sie bald erste Unterstützer. So etwa Alexander Cucek, der über eine andere Spielerin ins Team kam. Der Footballer, der eigentlich bei den Giants spielte, hatte zu diesem Zeitpunkt schon einige Reisen in die USA hinter sich und kannte die Footballszene gut. Ein Experte für den Sport rund um den eiförmigen Ball, der nicht nur der erste, sondern dann auch der langjährige Trainer der Witwen werden sollte.

Erstes Teamfoto: Damals noch weit von einem offiziellen Mannschaftsfoto entfernt – Foto: Gerald Fieder

„Einen Platz zum Trainieren zu bekommen war wahnsinnig schwer“, erinnert sich Schantl. Mit dem Vorurteil, dass Football nur ein Sport für harte Männer sei, mussten die Witwen in der ersten Zeit ebenso kämpfen wie mit knappen Finanzen. Rund 100.000 Schilling wären laut Schantl notwendig gewesen, um einen professionellen Spielbetrieb zu ermöglichen. „Von Bund und Land war damals nichts zu holen.” Diese Hürde packten die starken Frauen mit Engagement und Eigeninitiative und entschieden sich für den kostenlosen Augarten als Trainings- und Spielstätte.

Ein Rahmenprogramm mit Musik und männlichen Cheerleadern lockte schon nach kurzer Zeit die ersten Zuschauer an. „Wir konnten damals machen, was wir wollten“, sagt Eva Schantl und verweist darauf, dass in größeren Stadien, wie dem der Vienna Vikings, die damals schon ein Frauenteam hatten, die Zuschauerzahl oft deutlich geringer war als am Heimplatz im Augarten. Neben gut besuchten Spielen sicherten sie sich auch einige Titel. „Obwohl wir unser Auftakts-Freundschaftsspiel gegen die Vienna Vikings verloren, folgte später der österreichische Meistertitel in den Jahren 2000 bis 2003.”

Quarterback Eva Schantl: Black Widows zeigten von Anfang an großen Einsatz – Foto: Markus Leodolter

Unterschiedliche Interessen und verzweigte Lebenswege brachten die Mannschaft schließlich auseinander. 2011 löste sich das Team endgültig auf und den ehemaligen Schwarzen Witwen blieb nur der Anschluss an die offiziellen Vereine, wie beispielsweise die Graz Giants Ladies, die seit 2011 im ASKÖ-Stadion in Eggenberg trainieren. Eva Schantl hat ihre Footballkarriere nach der Auflösung der Black Widows zwar beendet, ganz losgelassen hat sie ihre Begeisterung aber nicht: “Ich träume noch immer vom Footballspielen.”

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