Noch bis Ende Dezember hat in der Volksgartenstraße das Pop-up Science Center der Arge KIWI geöffnet. Es will Kindern einen Ort zum Ausprobieren und Tüfteln bieten und Naturwissenschaften sinnlich erlebbar machen.
Schon beim Betreten des großen, Loft-ähnlichen Raumes wird klar, dass es sich hier um keine normale Ausstellung handelt. Bunt dekorierte Wände, flauschige Teppiche und gemütliche Sofas schaffen eine heimelige Atmosphäre. Auf einigen Tischen sind Mikroskope und Stromkreise aufgebaut, auf anderen liegen Stifte und Plakate, bemalt von den jungen Gästen der Ausstellung. Die lebensfrohe Umgebung lässt vermuten, dass es hier regen Besuch von Kindergärten und Schulen gibt. Trotzdem ist es bis auf drei Frauen leer. “Vormittags ist bei uns immer mehr los”, ruft eine der drei, die sich als Karin Hecke vorstellt. Sie ist Biologin und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Arge KIWI, der Organisation hinter dem Science Center.
Diese Initiative wurde von fünf Naturwissenschaftlerinnen gegründet, die vor Jahren mit ihren eigenen Kindern im Volksschulalter die Natur erforschen wollten. LehrerInnen, Eltern und Kinder waren sofort von der Idee begeistert, seither erfreuen sich die Science-Workshops für Kinder jeden Alters und sogar für Erwachsene großer Beliebtheit. Ziel sei es, sagt Hecke, die Neugier von Kindern zu fördern und ihnen auf spielerische Weise naturwissenschaftliche Phänomene näherzubringen. Neben der Arge KIWI arbeiten auch die HTL Bulme und Biologie-Studentinnen der Uni Graz an diesem Projekt mit – der Uni, an der Karin Hecke im Jahr 2003 mit einer Arbeit zu “multiplem Höhenstress” von alpinen Nadelbäumen zur Doktorin der Biologie promoviert hat.
Eine vielseitige Zwischennutzung
Bei einer kurzen Führung durch die Ausstellung mit Schwerpunkt Elektronik, erzählt Karin Hecke, wie die Arge zu dieser Location kam. „Wir teilen uns den Raum hier mit Anna Resch von der Raumbasis und mit der Streit.Werk.Statt.“ Eine Zwischennutzung habe sich deshalb angeboten, weil das Science Center ohnehin nur zwei Monate in der Volksgartenstraße 4 Station macht. Vor langer Zeit war hier einmal ein Copy-Shop, im Vorjahr nutzte auch der steirische herbst den Raum – und zwar für Julian Hetzels “Schuldfabrik”. Im Dezember zieht Hecke mit der Ausstellung weiter, zuletzt waren sie etwa im Augustinum und an der Uni Graz zu Gast.
Unbeschwert ausprobieren und tüfteln
„Nicht besser als herkömmliche Museen, aber anders“, so sieht Karin Hecke das Science Center. Es soll ein Ort zum Ausprobieren sein, an dem Kinder ohne Druck von Lehrpersonen und Eltern tüfteln können. Die vielen Mikroskope, Stromkreise und Apparate laden zum Erforschen ein. Naturwissenschaften seien bei SchülerInnen oft mit gewissen Hemmungen verbunden und genau diesem Problem möchte die Arge KIWI entgegenwirken. „Bei uns soll man sich keine Gedanken machen müssen, ob das jetzt richtig oder falsch ist.“ Obwohl viele Schulen eine gute naturwissenschaftliche Ausbildung bieten, mangle es oft an der Umsetzung durch die Lehrer oder am Interesse der Schüler, denen meist der Alltagsbezug zu Physik und Co. fehle. Das Science Center soll ein kostenloses Zusatzprogramm zum Schulalltag sein, „entkoppelt vom Unterricht und ohne Prüfungsstress“.
Sind Kinder überhaupt noch neugierig?
In Zeiten, in denen fast jeder Schüler ein Smartphone besitzt, könnte man meinen, die Neugierde der Kinder müsste im Vergleich zu früher viel geringer sein. Immerhin sind die Antworten zu fast allen Fragen sofort online abrufbar. Karin Hecke meint aber, dass die Kinder trotzdem neugierig sind, sie kämen nur schneller an das Wissen heran, während man früher nachlesen oder den Eltern Löcher in den Bauch fragen musste.
Auch durch Wissenschaftssendungen im Fernsehen erfahren die Kleinen einiges über Naturwissenschaften. Bei vielen Experimenten im Science Center höre man von den Kindern deshalb „Das kenn ich schon!“, weil sie es in irgendeiner Sendung gesehen haben. „Im echten Leben ausprobiert hat es dann aber keiner von ihnen“, meint Hecke lachend. Die Behauptung, dass Jungs bei den Naturwissenschaften mehr Interesse zeigen als Mädchen, kann die Biologin nur verneinen. Selbst beim aktuellen Elektronik-Schwerpunkt in der Ausstellung zeigten sich beide Geschlechter gleichermaßen begeistert. Der einzige Unterschied, den Hecke beobachtet hat: „Die Burschen sind schneller am Arbeiten, während die Mädchen erst etwas mehr über die Aufgabe nachdenken.“