Der Kunst neuen Raum geben – das wollen Petra Lex und Nikolaus Pessler mit ihrem eben eröffneten Büro für Pessi_mismus. Für nächstes Jahr hat der Kulturverein spannende Projekte für den Stadtteil geplant.
Es ist kalt. Zum Glück hatten Petra Lex und Nikolaus Pessler in ihrer Einladung für den Eröffnungsabend dazu geraten, „sich warm anzuziehen“. So strömen dann auch dick eingepackte Besucher in den Innenhof des Baufachzentrums Hanschmann in der Waagner-Biro-Straße, wo sich das Büro für Pessi_mismus eingerichtet hat. Der Treppenaufgang zum Gebäude ist mit brennenden Fackeln ausgeleuchtet, Petra Lex steht beim Eingang und bittet herein: „Schaut euch einfach einmal um!“
Drinnen angekommen wird man von den stimmungsvollen Klängen eines Cellos direkt zur Galerie geführt. Die Galerie besteht aus zwei großen Hallen, beide sind spärlich ausgestattet: nackte Böden, Betonwände und Sitzgelegenheiten aus zusammengewürfelten Möbelstücken. Im ersten Raum findet die Eröffnungsfeier statt, dort sitzt in der hintersten Ecke die Cellistin, gewärmt von einem einsamen Heizstrahler.
Böses und ARTiges
Die Besucher füllen langsam den Raum und betrachten die Werke des Künstlers Nikolaus Pessler (Pessi). In seiner Ausstellung Böses und ARTiges präsentiert er 35 Bilder, düstere und politische Arbeiten. Auf Bildern wie „ER – Einfach unverbesserlich“ führt Kim Jong-Un eine Armee aus militärisch inszenierten Minions an. Auf anderen Bildern wird van Gogh geknebelt und Figuren aus Spongebob Schwammkopf treffen auf den Kommunismus oder Figuren aus Religion und Kultur.
Der Kulturverein
„Pessi findet in Graz kaum Ausstellungsorte, da seine Arbeiten sehr politisch sind und Förderungen erhalten meist nur junge Künstler“, sagt Petra Lex über den Künstler, der 1965 geboren wurde, in Graz die Ortweinschule und später die Graphische Lehranstalt in Wien besuchte. Aus der Motivation, für Nikolaus Pessler Arbeits- und Ausstellungsort zu finden, entstand gemeinsam mit Petra Lex, aktuell Leiterin bei Stadtteilarbeit EggenLend, die Idee, einen Kulturverein zu gründen.
Einer der beiden Räume soll Pessler künftig als Atelier dienen, im anderen werden die Projekte des Kulturvereins stattfinden. Am Eröffnungsabend lehnte mitten im Raum noch eine Leiter und signalisierte „Under construction“. Doch auch ein großformatiges Bild hängt schon dort und ist Vorbote für zukünftige Projekte. In großen Buchstaben steht auf dem weißen Transparent: „Wie die Raben ins Wappen kamen“. Um den Schriftzug herum sind Figuren und drei Raben aus der Saga zur Entstehungsgeschichte des Wappens von Eggenberg gruppiert. Diese Arbeit entstand gemeinsam mit dem Stadtteilbüro EggenLend.
Projekte – 100 Jahre Republik
Für nächstes Jahr sind zum Themenschwerpunkt „100 Jahre Republik“ ähnliche Projekte geplant. „Wir möchten raus in die Stadt gehen“, sagt Petra Lex. Gemeinsam mit Historikern und dem Jugendzentrum EggenLend wird in Form von Kunstprojekten und Vorträgen die Geschichte diverser Orte, Straßennamen, Plätze oder Parks des Viertels untersucht. Teilnehmen kann an diesen Forschungen jede und jeder. „Wir wollen weg von Bobo- und elitärer Intellektuellenszene“, sagt Petra Lex. Die Kunst soll als kreativer und informativer Beteiligungsprozess verstanden werden, der für alle Gesellschaftsschichten offen ist.
„Im Zuge dieser Projekte werden wir um Förderungen ansuchen“, sagt Petra Lex. „Das hier ist kein reiner Spaßverein, wir möchten von dem Ganzen schon auch leben.“ Im Laufe der Zeit wird das „Büro“ noch renoviert, der einsame Heizstrahler ist nur eine Übergangslösung.
Web: www.facebook.com/pessimismusbuero
Telefon: 0650 241 37 64
* Titelbild – Christoph F. Schmid/Seeing Eye Imageworx
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