Emergency Room in Eggenberg

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24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche – die Notfallaufnahme des Landeskrankenhauses Graz West bietet rund um die Uhr medizinische Hilfe für Eggenberg, Lend und Gries. Ein Blick hinter die Kulissen.

Viele blaue und weiße Kittel, wartende Leute im Wartezimmer, hier und da klingelt ein Telefon oder piepst ein Gerät. Alltag in der Notfallaufnahme des Landeskrankenhauses (LKH) Graz West, dem Schwerpunkt-Krankenhaus in Eggenberg mit insgesamt 230 Betten und über 400 Mitarbeitern. Die Notfallaufnahme gehört im LKH Graz West zum Department für Allgemeine Innere Medizin und wird von Dr.  Susanne Rienmüller geleitet, die auch Dozentin für Notfall- und innere Medizin an der Medizinischen Universität Graz ist. Täglich kommen rund 60 Patienten, die sich teils in Lebensgefahr befinden, in die Notfallaufnahme. Insgesamt macht das rund 21.000 Fälle pro Jahr. Auch wenn jeder Patient anders ist, gibt es in der Notfallaufnahme des LKH Graz West einige Krankheitsbilder, die öfters vorkommen. Die häufigste Diagnose ist Bluthochdruck, danach folgen Infektionen wie eine Lungenentzündung oder ein Harnwegsinfekt und Herzleiden. Auch Alkoholvergiftungen kommen des Öfteren vor. „Früher hatte die Polizei mehr mit Alkoholvergifteten zu tun“, sagt Susanne Rienmüller. „Mittlerweile werden diese meistens zu uns gebracht.“ Dennoch ist kein Fall wie jeder andere – und das Personal in der Notfallaufnahme muss jederzeit für alles gewappnet sein.

Das Dream-Team in der Notfallaufnahme: Departmentleiterin Susanne Rienmüller und Stationsschwester Doris Brinskelle – Foto: Maximilian Tenschert

Die Notfallaufnahme im LKH Graz West ist eine internistische. Grundsätzlich steht sie allen offen, aber Patienten mit chirurgischen Verletzungen werden in die Notaufnahme des benachbarten Unfallkrankenhauses (UKH) Graz weitergeleitet. Die Klinik ist an das IVENA-System angeschlossen, das sämtliche Kliniken in der Steiermark mit den Rettungsdiensten vernetzt. Bei Notfällen können Sanitäter so schon im Rettungswagen den Befund des Patienten in das System eingeben und sehen, ob die Notfallaufnahme im LKH Graz West in Frage kommt. Ist das der Fall, wird der Patient mit dem IVENA-System in der Klinik angemeldet. Dort stehen mehrere Monitore, auf denen der neue Patient aufblinkt – mit Daten zum Gesundheitszustand und zur voraussichtlichen Ankunftszeit. Bis zur Ankunft wird dann in der Notfallaufnahme das Personal organisiert und der Behandlungsraum vorbereitet. So können die Ärzte und Pflegekräfte den Patienten bei Ankunft in der Klinik unmittelbar behandeln – was einen enormen Zeitvorteil mit sich bringt, denn im Notfall zählt jede Minute.

Im IVENA-System sehen Ärzte und Pflegekräfte, wenn ein neuer Patient vom Rettungsdienst gebracht wird – Foto: Maximilian Tenschert

Viele Patienten kommen aber auch selbst in die Klinik – ohne Krankentransport. Diese Patienten werden bei der Ankunft im Rahmen einer Triage von Pflegekräften untersucht, die dann wichtige Werte wie Blutdruck, Puls und Temperatur bei den Patienten messen. Anhand der Werte und der Symptome weisen die Pflegekräfte die Patienten in einer der fünf Stufen des Triage-Systems zu. Aus der Einstufung  ergibt sich dann die Dringlichkeit der Behandlung, aus der wiederum die Wartezeit folgt. Werden die Patienten als SOFORT eingestuft, befinden sie sich in einem kritischen Zustand und müssen unmittelbar behandelt werden. Dies ist zum Beispiel bei Patienten mit Herzinfarkt oder Schlaganfall oft der Fall, wo es bei der Behandlung auf jede Minute ankommt. Weiterhin können die Pflegekräfte die Patienten als SEHR DRINGEND oder DRINGEND einstufen, woraufhin diese auch kurzfristig behandelt werden. Schließlich gibt es im Triage-System die Stufen NORMAL und NICHT DRINGEND – bei letzterer Stufe beträgt die Wartezeit maximal zwei Stunden.

Nach der Triage untersuchen Susanne Rienmüller und ihr Ärzteteam die Patienten. Pro Schicht arbeiten in der Notfallaufnahme drei Ärzte – jeweils ein Oberarzt, ein Stations- beziehungsweise Assistenzarzt sowie ein Turnusarzt. „Kritischere Fällen behandelt meist direkt der Oberarzt, die einfacheren Fälle behandeln meist Assistenz- und Turnusärzte “, so Rienmüller. Nachts stehen insgesamt fünf Ärzte zur Verfügung – drei in der Notfallaufnahme und zwei auf den dazugehörigen Stationen. Wenn nachts einmal besonders viele Patienten zu versorgen sind, arbeiten laut Rienmüller die beiden Ärzte von der Station ebenfalls in der Notfallaufnahme.

Einer der Behandlungsräume in der Notfallaufnahme – Foto: Maximilian Tenschert

Rund 30 Prozent aller Patienten nehmen die Ärzte im Anschluss an die Untersuchung stationär auf und leiten sie an die entsprechende Fachabteilung weiter. Neben den Behandlungsmöglichkeiten der Notfallaufnahme verfügt das Department für Allgemeine Innere Medizin, in das die Notfallaufnahme eingegliedert ist, auch über eine eigene Beobachtungsstation, kurz: BEO. Auf dieser Station können die Ärzte der Klinik kurzfristig Patienten aufnehmen, um beispielsweise weitere Diagnosen abzuklären oder Werte zu überwachen. Die meisten Patienten bleiben dort nur für einige Stunden – danach entlassen die Ärzte die Patienten, wenn es diesen besser geht, oder leiten sie auf andere Stationen im LKH weiter.

Das Personal in der Notfallaufnahme ist speziell ausgebildet und trainiert. Dadurch können die Mitarbeiter auch in stressigen Situationen und bei kritischen Patienten konzentriert und routiniert handeln. Regelmäßig nehmen die Mitarbeiter an Trainings zu Wiederbelebungsmaßnahmen teil, da in der Notfallaufnahme auch Patienten mit Herzstillstand wiederbelebt werden – und da zählt jede Sekunde. Außerdem verfügt das Personal in der Notfallaufnahme über verschiedene Trainings zum Schutz vor Infektionskrankheiten wie Ebola. Zu Hochzeiten der Ebolaepidemie in Westafrika nahmen die Mitarbeiter laut Rienmüller sogar alle 14 Tage an dem Training teil.

Wahlgrazer. Münchner Kindl. Rundfunk- und Serienjunkie. Quasi Medizin studiert dank Dr. House und Grey's Anatomy. Ansonsten auch gerne mal beim Radio zu finden - oder im Zug.

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