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Dem ESK Graz droht die Auflösung seiner Kampfmannschaft. Schriftführer Helmut Zauner und sein Team konnten den Verein zumindest vorübergehend vor dem sportlichen Aus retten.

Samstag. 17:00. ASKÖ-Stadion Eggenberg. Knapp 100 Zuschauer haben sich zum Spiel zwischen dem ESK Graz und dem SV Übelbach eingefunden. Voller Vorfreude blicken sie dem Spiel gegen den Tabellenelften entgegen. Denn auch sie wissen, dass dieses Heimspiel das letzte für die Eggenberger sein könnte. Der ESK Graz steht kurz vor dem sportlichen Aus: Die mangelnde finanzielle Unterstützung gefährdet den Spielbetrieb.

Noch wird in Eggenberg um jeden Ball gekämpft – Foto: sportfotos4you

No money – no party

Der Tabellenachte der Gebietsliga Mitte will auch in der kommenden Saison trotz einiger Sorgen den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Das Problem der Eggenberger ist derzeit vor allem der akute Geldmangel. Daher bekommen die Spieler momentan auch keinen Cent für das Fußballspielen. „Die Ausgaben für Trainer, Trainings- und Spielbetrieb belaufen sich auf 8.000-10.000 Euro. Nur für die Kampfmannschaft! Da sind Punkteprämien derzeit absolut kein Thema“, betont Zauner. Das ausbleibende Geld sorgt dafür, dass sich immer weniger Spieler für einen Verbleib beim ESK entscheiden. Der Stamm ist mittlerweile sehr klein geworden. Daher arbeiten die Verantwortlichen an einer Lösung des finanziellen Problems und daran, dass wieder mehr Jugendliche und Erwachsene im ASKÖ-Stadion Fußball spielen.

Ohne Kampfmannschaft keine Jugendteams?

Der Verein hat Probleme damit, Geld einzunehmen. Der Grund dafür ist die Grundstruktur des Klubs: Der ESK Graz ist seit seiner Gründung im Jahr 1921 ein gemeinnütziger Verein und keine Firma. “Wir könnten Spieler zwar an andere Mannschaften verkaufen, allerdings liegt das nicht in unserem Interesse. Wir wollen sie selber aufbauen. Daher haben wir auch Schwierigkeiten, Geld zu verdienen“, meint der Schriftführer. Darüber hinaus bekommt der Eggenberger Sportklub für den Erwachsenenbetrieb keine Förderung von der Stadt Graz. „Im Kinder- und Jugendbereich sieht das anders aus. Da erhalten wir sowohl Mitgliedsbeiträge als auch Subventionen. Deswegen wird diese Abteilung so weiterlaufen wie bisher“, betont Zauner. Doch auch hier tut sich eine weitere Schwierigkeit auf: Ohne Kampfmannschaft haben die Jugendlichen wenig Anreiz, überhaupt noch beim ESK Fußball zu spielen. Eine mögliche Lösung war eine Kooperation mit einem anderen Team, doch diesbezügliche Gespräche wurden eingestellt. “Es hat mit dem Vorstand des anderen Teams einfach nicht geklappt”, sagt Zauner. Mit welchem Verein die Verhandlungen liefen, wollte er nicht preisgeben.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Trotz der äußerst schlechten Vorzeichen gibt der Verein nicht auf. Die Mannschaft macht mit guten Leistungen auf sich aufmerksam und müsste aufgrund der gezeigten Darbietungen laut des Schriftführers in der Tabelle weiter vorne platziert sein. „Auch der Teamspirit passt“, streicht Zauner hervor. Die Herausforderung besteht darin, die positiven Ereignisse in den Bezirk und in die gesamte Stadt zu transportieren. „Uns fehlt der Rückhalt. Die sozialen Medien decken nur einen kleinen Teil ab. Wir müssen Leute über den persönlichen Kontakt gewinnen. Das sollte ob der 100-jährigen Tradition eigentlich kein Problem sein“, fordert Zauner. Der ESK Graz wurde 1921 als Arbeiterverein gegründet, da der Bezirk Eggenberg damals als Arbeiterbezirk galt. Die größten Erfolge sind bis dato die Teilnahmen an der steirischen Landesliga, die dritthöchste Spielklasse, in den Saisonen 1948/1949, 1949/1950 und in den 1980er-Jahren. “Mein Ziel war es, mit dem ESK an diese Zeiten anzuknüpfen. Leider geht das unter den aktuellen Voraussetzungen nicht”, bedauert Zauner.

Gut möglich, dass das ASKÖ-Stadion in Zukunft leer bleiben wird – Foto: Nikolaus Fink

Noch lange nicht gerettet

Zumindest für die nächste Spielzeit scheinen die Verantwortlichen eine Lösung gefunden zu haben. Dank des Engagements des Vereins konnten einige Spieler zum Verbleib beim ESK bewegt werden: Der Kader wäre groß genug, um auch in der neuen Saison in der sechsthöchsten Spielklasse antreten zu können. Allerdings steht die Finanzierung nach wie vor auf wackligen Beinen. Das liegt vor allem an der mangelnden Verbundenheit zum Verein. Diese aufzubauen, wird immer schwieriger. Zauner führt dies vor allem auf den hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund beim ESK zurück: „Einheimische kommen nicht mehr so gerne her, da sie gegenüber Ausländern kritisch eingestellt sind.“ Doch gerade der Fußball könnte diese Barriere beseitigen: Beim Deutschen Fußballbund (DFB) gibt es etwa seit einigen Jahren spezielle Strukturen zur Förderung von Integration durch Fußball. Dass dies im 14. Grazer Bezirk nicht so schnell der Fall sein wird, hängt mit den Eltern der Spieler zusammen. „Wir haben versucht, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Sie wollen von einem derartigen Projekt aber nichts wissen“, meint Zauner.

Im Moment konzentriert sich die Kampfmannschaft jedoch eher auf kurzfristige Maßnahmen. Das 0:0 gegen Übelbach brachte zwar einen weiteren Punkt, dürfte aber nicht unbedingt für gesteigertes Zuschauerinteresse sorgen. In den nächsten Tagen und Wochen hofft Zauner dennoch noch auf mehr Unterstützung aus dem gesamten Bezirk. Das Team braucht trotz des nun ausreichend großen Kaders eine geordnete Finanzierung, die nur mithilfe einiger Privatpersonen bewerkstelligt werden kann: „Wenn wir keine Kampfmannschaft mehr haben, wäre das ein Rückschritt für ganz Eggenberg.“

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