Am südlichsten Rand des Annenviertels zwischen Fernheizwerk, Schlachthof, Sturzplatz und den Saubermachern liegt versteckt das Freie Atelierhaus Schaumbad. Seit 10 Jahren setzen dort bis zu 40 Künstler auf Zusammenarbeit und Vernetzung im Viertel.
Von: Lydia Pichler, Maximilian Pless, Walburga Plunger
Wer das Areal des Schaumbad betritt, eingezwängt zwischen Zweck- und Industriebauten der Grazer Peripherie in der Puchstraße, der glaubt sich zunächst in einem kleinen Künstlerdorf. Die Atmosphäre wirkt familiär. Vor der Halle, die einst als Abfüllfabrik für Coca Cola diente, sitzen die Betreiber des Ton- und Video-Studios AV Baby und diskutieren, ein Künstler arbeitet an einem seiner Werke.
Seit das Schaumbad vor mittlerweile zehn Jahren gegründet wurde, damals noch am anderen Standort hinter dem Bahnhof, hat es sich zum Treffpunkt für lokale KünstlerInnen wie Markus Wilfling, Edda Strobl, Renate Oblak oder Elisabeth Gschiel entwickelt.
Manchmal, wie eben zum Geburtstag, den das Atelierhaus mit einer Gemeinschaftsausstellung begeht, laden die KünstlerInnen auch internationalen KollegInnen ein, um gemeinsam Projekte zu verwirklichen. In diesem Fall ist daraus die Ausstellung “Rendezvous im Bad” entstanden, die noch bis Samstag – im Rahmen der Langen Nacht der Museen bis spät nachts – zu erleben ist.
„Trotz Förderungen, reicht das Geld nicht“
Eva Ursprung, Mitbegründerin der Künstlerkolonie, erzählt, dass die finanzielle Lage wie bei fast allen Kunstvereinen alles andere als leicht sei. Das Schaumbad ist auf Förderungen und die Unterstützung von Sponsoren wie der Firma Gaulhofer angewiesen. Auch die KünstlerInnen müssen selbst mit anpacken. Eine Reinigungskraft für das ca. 2000 Quadratmeter große Gebäude kann sich der Verein nicht leisten. Vor allem nach dem Umzug aus der Starhemberggasse vor fünf Jahren war die Situation schwierig. „Es war die Angst da, dass es nicht zu schaffen ist.“, sagt Ursprung, die in ihrer Kunst politische und feministische Themen behandelt. Denn aus der riesigen Halle in der Puchstraße sollte ein Ort werden, an dem sich die KünstlerInnen in ihren eigenen Ateliers verwirklichen können.
Trotz der teils prekären Situation, stehen der Zusammenhalt und der Austausch im Vordergrund. Von Beginn an war es Eva Ursprung und ihren KollegInnen ein Anliegen, Kontakte zu anderen Atelierhäusern und internationalen Kunstschaffenden aus verschiedenen Stilrichtungen zu knüpfen. Das Netzwerk hat sich über die Jahre entwickelt und trägt Früchte: „Durch das Schaumbad habe ich mich getraut, unter anderem große Skulpturen zu machen, weil einfach Menschen da sind, die das Know-how haben und die auch mit angreifen. Das würde ich als Einzelkünstlerin nicht schaffen“, meint Ursprung.
„Das Schaumbad ist ein Forum für alle, die sonst keines haben“
Der Verein bezieht mit Workshops und Ausstellungen auch Menschen aus der Umgebung in seine Arbeit mit ein und fördert dadurch den sozialen Austausch. „Durch das letzte Kunstprojekt im Viertel, rund um die Triesterstraße, ist eine unglaubliche Energie entstanden, weil die Leute merken, es bringt allen was. Dort werden Menschen eingebunden, die bisher nie etwas mit Kunst zu tun hatten und treten in Kontakt mit unserer Arbeit“, erzählt Ursprung.