Paul Sorger-Domenigg (Bild) will im Paul & Bohne seine Kaffee-Leidenschaft weitergeben – Foto: Pia Puswald

Kaffee ohne bitteren Nachgeschmack ?

Lesezeit: 2 Minuten

Mit Paul & Bohne hat im September im Lend ein neues Café eröffnet. Fairtrade-Siegel sucht man hier vergebens. Können wir trotzdem ruhigen Gewissens unseren Espresso genießen?

Von: Ricarda Martinek, Florian Niedermair, Pia Puswald

Die Marke Fairtrade, die gerade 25 Jahre alt geworden ist, hat in den letzten Jahren stark an Glanz eingebüßt. Erst im August beendete der steirische Schokoladen-Hersteller Josef Zotter die Zusammenarbeit mit Fairtrade und sorgte damit für Aufsehen. Das Siegel sei zu wenig aussagekräftig.

Auch der Coffeeshop Paul & Bohne, der Mitte September in in den Räumen von Didi Stöckls legendärem ersten “Exil” der Josefigasse eröffnet hat, verzichtet auf Fairtrade. Allerdings aus anderen Gründen als Zotter. „Bei Fairtrade-Produkten landen nur ein paar Cent pro Kilo mehr bei den Bauern als im konventionellen Kaffeehandel”, erklärt der Betreiber Paul Sorger-Domenigg. Sein transparentes Lieferantennetzwerk garantiere den Landwirten einen wesentlich höheren Kilopreis. Mit besonderer Sorgfalt stelle er es zusammen. „In diesem Geschäft geht es viel um Vertrauen.”

Fairtrade alleine garantiere auch keinen biologischen Anbau. Ein streng kontrolliertes Bio-Zertifikat belegt die Qualität seiner Bohnen.„Ein schöner Nebeneffekt bei bio ist, dass sich die Bauern mehr mit den Bohnen beschäftigen, weil sie nicht mit chemischen Düngemitteln und Spritzmitteln arbeiten dürfen”, unterstreicht Sorger-Domenigg. Das führe zu einer höheren Qualität des Kaffees und zur Erzielung eines besseren Ertrags.

Nicht nur Menschen fühlen sich bei Paul & Bohne wohl – Foto: Pia Puswald

Kaffee-Experte

Bereits vor 15 Jahren hat Paul im Familienbetrieb Sorger begonnen, sich mit dem Kaffeerösten zu beschäftigen: „Der Laden bedeutet sehr viel für mich, weil ich hier das Thema Kaffee, mit dem ich ja schon sehr lange arbeite, wirklich voll verwirklichen kann. Was wir bis jetzt hinter geschlossenen Türen gemacht haben – Kaffee verkosten, Kaffee rösten, gute Spezialitätenkaffees aus aller Welt zu probieren –, das können wir jetzt öffentlich machen. Für jedermann mehr oder weniger anschaubar und erlebbar machen.”

Mit der Eröffnung des Lokals kann er seine Leidenschaft auch mit anderen teilen. Dort findet man Kaffeebohnen aus mehr als 15 Ländern weltweit. Ein besondere Spezialität ist die “Rote Rakete”, der hausgemachte aus den Kirschen der Kaffeepflanze gewonnene Eistee. Neben dem kulinarischen Angebot bietet Sorger-Domenigg auch Kaffeeworkshops an. Wer eine Profimaschine für Zuhause haben möchte, kann hier lernen, wie man sie richtig bedient. Das Angebot werde immer besser angenommen. „Gut Ding braucht Weile”, so Sorger-Domenigg.

Die Einrichtung im hinteren Bereich des Cafés besticht durch die Liebe fürs Detail – Foto: Pia Puswald

Nachhaltig auch ohne biologisch abbaubare Kaffeebecher

Sein nachhaltiges Konzept setzt er auch beim Umgang mit den KundInnen fort. Jeder kann seine eigenen Behälter mitbringen, um ihn nach Gewicht mit Bohnen zu befüllen. Auf biologisch abbaubare Becher hingegen verzichtet er prinzipiell. Wie die Erfahrung gezeigt habe, landeten die benutzten Becher meist im Restmüll. Ökologisch nützlich entsorgt ist der Becher nur im Biomüll. Und selbst dann verrottet er sehr langsam. Zudem problematisch: Die Herstellung verbraucht mehr Ressourcen, als am Ende eingespart werden. „Bio-Becher machen nur dann wirklich Sinn, wenn sie mehrmals benutzt werden”, erklärt Sorger-Domenigg. Deswegen will er demnächst auch Mehrwegbecher im Shop anbieten.

Eigentlich aus Wien, merkt man auch am Lieblingswort "leiwand". Tut so, als würde sie sich in Graz auskennen, verläuft sich aber mehrmals täglich. Sagt: "Ich mach nur kurz die Augen zu", und schläft dann fünf Stunden.

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