Der Eggenberger Langschläfer-Flohmarkt verbindet Kinderzimmer mit Omas Wohnung und Kuriositätenkabinett. Fünf Verkäufer erzählen von ihren Schätzen.
Seit September 2017 organisieren Waltraud Silldorff und Rafaela Kinzl vom Verein der Eggenberger Vielfalt monatlich den Langschläfer-Flohmarkt am Hofbauerplatz. Das „Langschläfer“ kam aus einem ganz simplen Grund dazu: „Wenn der Flohmarkt wie gewöhnlich um fünf in der Früh beginnen würde, wären die Anrainer in ihrer Sonntagsruhe gestört“, sagt Waltraud Silldorff.
Hauptziel ist es, ein bisschen Geld für den Verein zu generieren, aber fast immer unterstützen die beiden auch einen weiteren karitativen Zweck. Das muss kein Geld sein, am Ende der Veranstaltung kann man meistens Sachspenden abgeben, um auf diese Weise zu helfen. Die Caritas, die Steirische Katzenhoffnung, die Epilepsie Interessensgemeinschaft und Vespisti against Cancer wurden so bereits unterstützt.
Sowieso sei die Atmosphäre auf diesem Flohmarkt ganz anders, als man es von ähnlichen Veranstaltungen gewöhnt sei. Neuwaren sind verboten und es würden nur Private verkaufen. „Die ganzen Flohmarkt-Haie fallen dadurch weg“, erzählt Waltraud Silldorff. Es seien also nur Leute da, die aus verschiedensten Gründen Dinge, die sie zuhause haben, loshaben wollen. Kuriose Dinge können sich da durchaus auch einschleichen.
Wir haben uns mit einigen Flohmarkt-Ausstellern unterhalten und sie zu den Geschichten ihrer Schätze befragt:
Brigitte, die Nostalgische
Brigitte Krainz besucht den Eggenberger Langschläfer-Flohmarkt regelmäßig und verkauft Gegenstände, die sie nicht mehr brauchen kann. Vieles stünde zu lange Zeit unbenutzt herum, während sich andere für kleines Geld daran erfreuen könnten. Ein etwas teureres Schmuckstück hat die 73-Jährige auch im Repertoire – ihre alten Ski mit Kandahar-Bindung. Die sind aus dem 45er oder 46er Jahr und persönlich verbindet sie einige schöne Erinnerungen damit. Um die Weihnachtszeit hat Brigitte Krainz damals immer selbst Hand angelegt und die Ski repariert. Weil ihr die Trennung davon etwas schwer fällt, möchte sie dafür auch einen angemessenen Preis haben. „120 Euro für Nostalgie“, schmunzelt sie, „denn verschenken tu‘ ich nur, was ich will.“
Martin, der Bastler
Martin Fröhlich ist ein Bastler. Und weil sich bei einem Bastler nach einer Weile viel Gebasteltes anhäuft, war es für ihn an der Zeit, einige Dinge abzugeben. Neben Haushaltswaren, Elektronik und jeder Menge Garn verkauft er nun also seine selbstgemachten Uhren aus CDs und Schallplatten für sehr wenig Geld. Die CDs könne man noch problemlos mit Liedern bespielen und auch die Schallplatten sind noch funktionsfähig. „Die darf man sich aber nicht anhören, das ist schon so lange her, ist ganz bestimmt grausam!“, lacht er.
Evelyn, die Gute
Evelyn Graschis Motivation, auf dem Langschläfer-Flohmarkt zu verkaufen, ist eine etwas andere. Sie wohnt in der Nähe von „Kleine Wildtiere in großer Not“. Diese Organisation hat momentan finanzielle Schwierigkeiten und muss dringend ein neues Kleintier-Areal ausstatten. Da sie von den gemeinnützigen Aktionen des Flohmarkts gehört hatte, entschied sie sich kurzerhand, mitzuziehen und selbst etwas Gutes zu tun. Evelyn Graschi verkauft nun also schon das dritte Mal hier und bringt den Erlös dann an „Kleine Wildtiere in großer Not“. Darum gebeten wurde sie nicht „Das ist mein eigenes Bedürfnis.“ Sie tue es aber gerne, „weil man am Flohmarkt mit Dorffestcharakter mit den Leuten so gut lachen kann.“
Franz, der Sammler
Franz Angerbauer mag nicht früh aufstehen und hat so am Langschläfer-Flohmarkt Gefallen gefunden. Hier verkauft er regelmäßig allerlei Sammelware – von Münzen, über Postkarten, bishin zu seltenen Geldscheinen ist alles dabei. Um den Wert seiner Schätze festzustellen, liest er gerne in seinem schlauen Preiskatalog und argumentiert dann knallhart. Das sei an diesem Flohmarkt aber nur sehr selten vonnöten, es werde hier grundsätzlich weniger gefeilscht, als bei anderen Flohmärkten üblich. „Wenn ich 10 Euro haben will, krieg ich hier acht, anstatt nur fünf.“
Karl, der Weltenbummler
Karl Milchrahm hat 30 Jahre lang die ganze Welt bereist und von überall, wo er war, etwas mitgebracht. Im Laufe der Zeit sammelten sich dadurch so viele Mitbringsel an, dass er heute drei Lagerräume mieten muss. Zwölf Jahre hat er in Südafrika gelebt und alle möglichen Skulpturen und Souvenirs gesammelt. Einige Dinge hat der gelernte Kunstschmied auch selbst hergestellt, vorrangig Messer und die dazugehörigen Scheiden kreiert er in seiner Freizeit. Das Herzstück seiner Kollektion ist allerdings eine echte Krokodilledertasche aus Australien. 50.000 Krokodileier würden dort auf einer Farm ausgebrütet. „Nutztiere, wie bei uns die Hühnerzucht“, erklärt er. Kroko hat aber auch seinen Preis: Für 420 € kann man die Tasche sein Eigen nennen, denn Serienanfertigung sei das keine.
Hofbauerplatz (Bauernmarkt) Eggenberg
von 10:30 – 15:30 Uhr, (Aufbau ab 09:00 Uhr möglich)
Kosten pro Tisch: 5€, für Vereinsmitglieder 4€ (+ 1€ für einen mitgebrachten Kleiderständer)
Anmeldung unter: 0664 416 3606 oder flohmarkt@eggenbergervielfalt.at
beginnend mit dem Montag nach dem Flohmarkt-Sonntag