Direktor Dragaric in einer Bibliothek
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Gymnasium Oeversee – eine Schulchronik

Lesezeit: 2 Minuten

Der frühere Direktor Dietmar Dragaric hat die Geschichte des Oeversee Gymnasiums bis zu dessen Gründungsjahr 1902 zurückverfolgt.

„Die Schule hat eigentlich alles mitgemacht, was die österreichische Geschichte ausmacht“, stellt Dietmar Dragaric fest. Dragaric sollte es wissen, denn der frühere Direktor hat die Geschichte des Oeversee-Gymnasiums erforscht wie kein anderer. Von der Gründerzeit 1902 – damals war das Oeversee das einzige Gymnasium auf der rechten Murseite – über die Umwidmung der Schule in eine Kaserne für bosnisch-herzegowinische Truppen im Ersten Weltkrieg und die schwierigen Jahre in der Nazi-Zeit bis heute. Noch im Dezember, spätestens aber im Jänner soll das Ergebnis dieser Forschung nun in Buchform erscheinen. „Das Grazer Oeversee – eine österreichische Schulgeschichte (vom k.k. Staatsgymnasium zur modernen Bildungseinrichtung)“ wird das Werk betitelt sein. Und neben einer Kurzfassung der Geschichte auch Schülerberichte, Klassenfotos und Protokolle von Lehrerkonferenzen beinhalten.

„Die Schule hat eigentlich alles mitgemacht, was die österreichische Geschichte ausmacht.“

Das Buch wird auch einen umfassenden Bildteil beinhalten. Unter anderem mit einem Klassenfoto von den ersten Maturanten aus dem Schuljahr 1910/11 und mit Karikaturen, die Schüler und Schülerinnen gestaltet haben. Sogar die Baupläne für das Hauptgebäude hat Dragaric bei der Recherche im Stadtarchiv gefunden. Darauf lässt sich über der großen Eingangstür noch ein Doppeladler erkennen, das Symbol der Habsburger-Monarchie. Der Adler wurde allerdings durch Bomben im Krieg zerstört. „Man könnte ja jetzt einen Bundesadler anbringen!“, meint Dragaric mit einem Augenzwinkern.

Der Fototeil des Buches
Auch der Bildteil folgt einer chronologischen Darstellung – Foto: Anja Wilawitzer

Im Zuge seiner Recherche ist Dragaric auch über viel Kurioses gestolpert. Eine Begebenheit amüsiert ihn immer wieder auf’s Neue. Es handelt sich dabei um den Auszug aus einem Umlaufbuch, das die Direktoren jahrzehntelang mit Mitteilungen an die Lehrbeauftragten befüllten. Das Schriftstück stammt aus dem Jahr 1950, damals neckten gewisse Jugendliche offenbar regelmäßig zwei streunende Hunde. In dem Schreiben fordert der damalige Direktor die „gut gesinnten und tierliebenden“ SchülerInnen dazu auf, die „Unbelehrbaren anständig zu verhauen“. „Das Schulklima war herzlich, aber rau“, kommentiert Dragaric.

Die dunkelsten Kapitel im Fokus

Der Zeit des Nationalsozialismus und dem Schicksal jüdischer SchülerInnen sind im Buch ebenfalls eigene Abschnitte gewidmet. Von einzelnen konnte der Lebensweg, der oftmals mit der Trennung von Familienmitgliedern oder Flucht verbunden war, sogar äußerst genau erfasst werden. Dass sich das Oeversee immer schon auch mit den dunklen Seiten der eigenen Geschichte beschäftigt hat, zeigen die Gedenktafeln in der Schule. Und die 27 „Stolpersteine“, die im vorigen Jahr vor dem Eingang des Gymnasiums verlegt wurden. Sie gedenken all jener Schüler und Schülerinnen, die Opfer der Nazis wurden.

Direktor Dragaric zeigt eine Gedenktafel für Gefallene aus dem 2. Weltkrieg.
Eine der Gedenktafeln für die im 2. Weltkrieg Gefallenen – Foto: Anja Wilawitzer

Ihm sei es schon immer wichtig gewesen, vermeintliche Tabus anzusprechen, um diese schreckliche Zeit aufzuarbeiten, sagt Dragaric. Aber auch um auf aktuelle Entwicklungen hinzuweisen. „Darum haben wir im Vorjahr diese Gedenksteine verlegt. Weil wir auch merken, dass es offensichtlich wieder in Bahnen läuft, die wir nicht wollen.“

Entstehung und Umsetzung

Dass Dragaric seine Schulgeschichte gerade jetzt herausbringt, hängt damit zusammen, dass das Oeversee mit dem Zubau im letzten Jahr wohl seine maximale Ausdehnung erreicht hat. Unterstützung bekam der frühere Direktor bei den Arbeiten zum Buch von seinen ehemaligen Kolleginnen Helena Kahr und Jutta Weiker-Schwarz. Die Kurzfassung der Geschichte verfasste Josef Saringer, der früher ebenfalls am Oeversee unterrichtete. Leider verstarb der ehemalige Professor, noch bevor das Buch fertiggestellt werden konnte.

passionierte Tennisfanatikerin mit einer Vorliebe für Müsli und Chai Latte. Fühlt sich besonders wohl mit einer Videokamera oder einer Frisbee-Scheibe in der Hand!

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