Der Lend im Advent-Endspurt

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Letzte Chance für glühweinseliges Bummeln im Lend. Wir haben uns die drei Adventmärkte im Bezirk genauer angesehen.

Dampfender Punsch, der Duft von Raclette und Maroni: Der sonst unscheinbare Südtirolerplatz hinter dem Kunsthaus wird im Advent zum weihnachtlichen Kitschparadies auffrisiert. Die mit Lichterketten behängte „Adventbim“ hält direkt vor dem Christkindlmarkt und lädt einige GlühweinenthusiastInnen ab. „Den Markt selbst gibt es hier erst seit 5 Jahren“, erzählt Alessandra Rüdiger, die als Inhaberin der Steirerhütte auch den Markt organisiert. Mittlerweile hat Rüdiger viele Stammkunden. „Sie kommen gerne hierher, weil man in unsere Hütte hineingehen kann“, so Alessandra.

Alesandra Rüdiger beim Ausschenken ihres Glühweins
Alessandra Rüdiger beim Ausschenken ihres Glühweins – Foto: David Wiestner

Besinnlichkeit sieht anders aus

Für alle, die im Inneren keinen Platz mehr finden, stellt Rüdiger vor der Hütte Wärmelampen und Stehtische auf. Neben der Hütte lädt ein weihnachtlich geschmückter Schlitten zum romantischen Verweilen ein. Über dem Ganzen schwebt eine überdimensionale Weihnachtskugel die an einem Betonpfosten befestigt ist. Ein Antiterror-Poller?

Zwischen Glühwein und Weihnachtsnostalgie

Tagsüber besuchen die Steirerhütte eher ältere Leute, die sich bei einem wärmenden Eierlikörpunsch weihnachtlicher Nostalgie hingeben. Abends sammelt sich auch jüngeres Publikum am Glühweinstand, um dort die weitere Fortgehroute zu planen. Nach dem dritten oder vierten Glühwein erscheint dann auch das enorme Angebot an Weihnachtsengeln, Schneekugeln und Weihnachtsschnitzereien, das in der Hütte nebenan ausgelegt ist, durchaus attraktiv.

Unter dem (Riesen)Rad

Ein paar hundert Meter weiter, am Mariahilferplatz, findet sich schon der nächste Weihnachtsmarkt. Im Schein des beleuchteten Riesenrads, das seinem Namen kaum Ehre macht, kann man hier seinen Glühwein in Jahrmarktsatmosphäre genießen. Vielleicht bezieht sich “Riesen” auch auf den stolzen Preis von 3 Euro pro Fahrt mit der Attraktion, auf der während unseres Besuchs meist gähnende Leere herrscht. “Wonderlend” nennt sich der Markt am Mariahilferplatz. Ursprünglich ins Leben gerufen, um dem Konsumzwang und Weihnachtswahnsinn einen entschleunigten Adventplatz entgegenzuhalten, hat man sich auch hier in den letzten Jahren zunehmend an die anderen Märkte in Graz angepasst.

Das beleuchtete Riesenrad am Mariahilferplatz
Das beleuchtete Riesenrad am Mariahilferplatz – Foto: David Wiestner

Veränderungen

Maria Reiner, welche das Projekt ursprünglich ins Leben gerufen und betreut hatte, musste es laut eigener Aussage 2016 „nicht ganz freiwillig“ an den Tourismusverband abgeben. Seitdem hat sich einiges geändert. Standen früher noch gemeinschaftliche Aktivitäten wie Eisstockschießen oder vorweihnachtliche Lesungen im Vordergrund, so ist der Wonderlend heute ein Adventmarkt wie andere. Lediglich einige wenige Veranstaltungen an den Wochenenden zeugen noch von der ursprünglichen Idee. Der „bespielbare“ Pavillon bietet nun den schnee- und wetterempfindlicheren WeihnachtsmarktbesucherInnen Schutz.

AdLend

Den jüngsten Versuch, eine stressreduzierte Adventalternative zu etablieren, findet man am Lendplatz. Den “AdLend” gibt´s heuer erst zum zweiten Mal. Als eine „Oase der Ruhe und Besinnlichkeit“ soll der AdLend den BesucherInnen eine Alternative zur überfüllten Innenstadt bieten. „In den letzten Wochen haben wir viele Beschwerden über das starke Gedränge auf den anderen Märkten gehört“, berichtete Stefanie Grissemann. Sie schenkt am Stand des Marktgraf aus. Zu ihnen kämen vor allem Pärchen oder Familien mit Kindern.

Die einzelnen Stände könnten unterschiedlicher nicht sein. Jeder bietet hier bewusst etwas anderes an. Frische Fischsuppe zum Beispiel. „Es gibt kein Konkurrenzdenken am Lendplatz”, meint Stefanie. Es gehe um das Miteinander. Sie genieße es, hier im Dezember mit den anderen eine besinnliche Zeit zu verbringen.

Start mit Hindernissen

Stefanie Griessemann klagt, dass die Stadt Graz den AdLend knapp eine Woche vor Beginn untersagt hätte. Erst in allerletzter Sekunde hätten sie dann aber doch die Erlaubnis bekommen, den Markt zu eröffnen. Werbung sei dadurch aber nicht mehr möglich gewesen. Der für den Grazer Advent zuständige Citymanager Heimo Maieritsch widerspricht dieser Schilderung. Die Stadt Graz habe zu keinem Zeitpunkt den Adventmarkt verboten, da lediglich eine Bewilligung im Vorfeld gefehlt hätte. Nach der Ausnahmeregelung in diesem Jahr, ermöglicht durch das Marktamt, wird es bereits Ende Dezember 2018 eine offizielle Ausschreibung für einen Adventmarkt am Lendplatz in den nächsten Jahren geben.

Der heiße Gin-Apfel-Punsch der Süßen Luise
Der heiße Gin-Apfel-Punsch der Süßen Luise – Foto: David Wiestner

Glühgin statt Glühwein

Am Lendplatz ist tatsächlich alles ein bissl anders. Bernadette Pausackl wirbt hier in ihrer „Süßen Luise“ mit duftendem Gin-Apfel Punsch. Das Rezept selbst verrät sie nicht. “Ich bereite den Glühgin nach einem Geheimrezept mit Ingwer und einer Prise Liebe zu”. Den Gin brennt Pausackl im Vorfeld des Adventmarktes auf ihrem Bauernhof selbst. Mit Wein kenne sie sich nicht aus, also biete sie das an, was sie könne und liebe. So kam das mit dem Gin. Der habe mittlerweile Kultstatus, sagt Pausackl. Schon im Sommer sei sie nach dem beliebten Getränk gefragt worden, dessen Rezept sie jedoch verlegt hatte. Drei Monate habe es sie gekostet, der Vorjahresrezeptur wieder auf die Spur zu kommen. Sie sei halt ein Gefühlsmensch, meint sie und nippt an ihrem Glühgin. „Mein Vorkosten hat sich offensichtlich ausgezahlt“!

professionelle prokastiniererin mit einem faible für wein, memes und griesnockerlsuppe. ums mit den worten meiner freunde zu sagen: cute but will fight.

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