lab10-Gründer Markus Zeinzinger im Konferenzraum des Co-Working-Space
Markus Zeinzinger im Konferenzraum des lab10 - Foto: Michael Rothschädl

Lab10: Ein Ort für Zusammenarbeit

Lesezeit: 3 Minuten

Die Bitcoin-Blase ist geplatzt, der Kurs der Kryptowährung fällt immer weiter. Warum sich ein Unternehmen im Annenviertel noch immer mit Blockchain, der Technologie hinter Bitcoin, beschäftigt und wieso der Hype eigentlich gar nicht vorbei ist.

Von: Maximilian Schenner, Michael Rothschädl

In der Strauchergasse, parallel zur Annenstraße, liegt das lab10. Die bunte Glasfassade hebt sich deutlich von der grauen Monotonie der umliegenden Gebäude ab. Der Schriftzug „Incubator & Coworking Space“ verrät dem Kenner, was sich hinter der verschlossenen Tür verbirgt. 2015 hat Thomas Zeinzinger hier einen Ort geschaffen, an dem verschiedene Unternehmen Tisch an Tisch an ihren Projekten arbeiten können. Nachdem er 2013 bei Siemens aufgehört hatte, wollte er sich in der Beratungsbranche selbstständig machen. „Ich war auf der Suche nach einem geeigneten Co-Working-Space und musste feststellen, dass es in Graz für mich nichts Passendes gab“, denkt Zeinzinger zurück. Daraufhin beschloss er kurzerhand, seinen eigenen zu gründen, und ließ sich zusammen mit seiner Frau im Annenviertel nieder.

Lend als attraktiver Standort

„Wenn man so viel in die Umgestaltung investiert, will man die Räumlichkeiten nicht auf Miete beziehen“, begründet der Unternehmer die Entscheidung eine Immobilie zu kaufen. Aus den kargen Zimmern entstand so bis 2015 ein lebendiger und einladender Ort, um an Ideen zu tüfteln. Die attraktive Preislage machte die Entscheidung für das Annenviertel einfach. Neben den finanziellen Vorteilen, die der Standort Strauchergasse bietet, schätzt Zeinzinger besonders, dass die Bezirke in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität gewonnen haben: „Lend und Gries befinden sich mitten in einer signifikanten Aufwertung.“

Jugendlicher Look der Büroräumlichkeiten im lab10
Jung und innovativ ist der Look im Co-Working-Space lab10 – Foto: Michael Rothschädl

Anfangs sollte das lab10 als Accelerator für junge Start-Ups dienen. Diese Idee war aber nur von kurzer Dauer, erklärt Zeinzinger: “Dafür ist Graz einfach zu klein.” Um Jungunternehmern mehr Zeit für die Entwicklung zu geben, verwandelte Zeinzinger das lab10 in einen Incubator. Wie in einem Brutkasten werden Unternehmer dort bei ihrer Entwicklung unterstützt und von Experten beraten. Anders als beim Accelerator, bei dem ein schnelles Unternehmenswachstum im Vordergrund steht, haben Jungunternehmen viel Zeit ihre Ideen zu entwickeln. Aber auch dieser wird in Zukunft eingestellt, da sich die Interessen der Gründer in eine andere Richtung entwickelt haben.

Hin zur Blockchain-Technologie

2016 wurde Zeinzinger auf das Netzwerk BlockchainHub in Berlin aufmerksam und begann, sich intensiv mit dieser Thematik zu beschäftigen. Das BlockchainHub Graz war geboren –  ein loses Netzwerk an Menschen, die an dieser Technologie interessiert sind. Sie treffen sich regelmäßig, meist im lab10. Es ist wichtig, einen Treffpunkt zu haben, für den man nichts zahlen muss, erklärt Zeinzinger: „Anderen Meetings fehlt es oft an Sponsoren, wodurch die Lokalitäten aus der Tasche der Teilnehmer bezahlt werden müssen, das schreckt natürlich viele ab.”

Was bedeutet Blockchain?

Kurz zusammengefasst: Blockchain ist die Technologie hinter Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Ripple. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie ohne zentrales “Überwachungsorgan” auskommen. Bei herkömmlichen Transaktionen sind das Banken oder Online-Dienste wie PayPal. Durch Blockchain übernehmen alle Beteiligten am Netzwerk die Überwachung. Wie in ein virtuelles Buch schreiben sie die Transaktion automatisiert als Bestätigung nieder. Diese werden miteinander verglichen. Sollte jemand versuchen, Daten zu manipulieren, fällt dies auf und derjenige wird aus dem System ausgeschlossen. Dieses System arbeitet so schnell, dass Zahlungen nahezu in Echtzeit getätigt werden können. Außerdem gilt es aufgrund der vielen Kontrolleure als besonders sicher.

Um Technologien auf Blockchain-Basis weiterzuentwickeln, gibt es das lab10 collective. Dieses verfolgt eine andere Idee von Coworking. Es wird nicht zwingend am gleichen Ort zusammen gearbeitet, sondern am gleichen Projekt. Eine virtuelle Brieftasche namens Minerva, im Kryptomarkt als Wallet bezeichnet, steht vor der Fertigstellung. Sie soll neben der Speicherung von Kryptowährungen auch Platz für verschiedene Online-Identitäten des Nutzers bieten. Weitere Projekte sind in Entwicklung. Zeinzinger: „Für Investoren ist es ob der enormen Verluste natürlich nicht mehr so interessant. Für uns ist die Faszination ungebrochen.” Denn, auch wenn Kryptowährungen zuletzt enorm an Wert verloren haben, Blockchain hat das Potential, in anderen Bereichen zur Anwendung zu kommen, beispielsweise im Immobilienmarkt. Die kryptographische Aufzeichnung von Transaktionsverfahren könnte hier Kosten senken und Transparenz schaffen. Auch die aufwändige Bewertung von Finanzierungen könnte durch einfache aber hoch effiziente Blockchain-Datenblätter ersetzt werden.

Ein Teil werden

Im lab10 wird aber nicht nur an Blockchain gearbeitet. Derzeit arbeiten neun verschiedene Unternehmen in der Strauchergasse. Start-Ups aus  unterschiedlichsten Branchen entwickeln hier ihre Ideen weiter. Unter anderem steht ein Consulting-Unternehmen für die indische Wirtschaft diversen IT-Start-Ups gegenüber. Zwischen 96 und 296€ pro Monat kostet ein Tisch für Jungunternehmer im lab10, einen Konferenzraum bietet der Co-Working-Space ebenfalls. Mit der Idee des Coworking ist das lab10 im Lend nicht alleine, auch das Spacelend oder das blueLAB bieten Unternehmern ähnliche Möglichkeiten. Einen Überblick über alle Coworkingspaces in Graz bietet die Plattform coworking Graz. Einzigartig sind aber die BlockchainHub Graz Meetups zu denen jeder, der sich für die Technologie interessiert, herzlich willkommen ist.

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