Der Charme des open.lab bleibt auch nach dem Umzug erhalten - Foto: Rebecca Gahr

Graz-Reininghaus: Schluss mit Stillstand

Lesezeit: 3 Minuten

Gleise für die neue Straßenbahn, Parks und Hochhäuser – im zukünftigen Stadtteil Graz-Reininghaus kann man derzeit die Entstehung einer Stadt hautnah miterleben. Inmitten der Bauarbeiten erprobt das open.lab schon einmal, wie es sich im neuen Stadtteil dereinst leben lassen wird.

von Rebecca Gahr und Florian Hofbauer

Seit dem 16. Jänner lädt das Stadtteilmanagement Graz-Reininghaus immer mittwochs zum Viertelcafé ins open.lab ein. Von Julia Wohlfahrt und Andreas Goritschnig – sie bilden das Herz des open.lab und des neuen Stadtteilmanagements, das sich um Reininghaus kümmert – können AnrainerInnen, Wohnungssuchende und Menschen, die den neuen Stadtteil mitgestalten wollen, mehr über diesen erfahren.

Julia Wohlfahrt und Andreas Goritschnig führen Interessierte durch Reininghaus – Foto: Rebecca Gahr

„Wir informieren die BürgerInnen und bekommen gleichzeitig Informationen, wie sie sich das Leben hier vorstellen. Wir sind ein Bindeglied zwischen den BürgerInnen, den Bauträgern und der Stadt Graz“, erklärt Andreas Goritschnig. Seit Jahrzehnten wurden Pläne für die Gründe der ehemaligen Brauerei Reininghaus im Grazer Westen gewälzt. Jetzt wird es richtig ernst. Wer derzeit das Areal besucht, kann beobachten, wie hier ein zweites, smartes Stadtzentrum entsteht. Dies wird dereinst Unternehmen und Wohnungen für 15.000 Menschen bieten.

Alles neu?

Erst im Dezember letzten Jahres übersiedelte das open.lab an seinen jetzigen Standort im Quartier 4a Süd der BEWO, eines der insgesamt 13 Eigentümer des riesigen Areals. Das Gebäude im Quartier 5, in dem das open.lab ursprünglich im Jahr 2016 entstand, ist mittlerweile abgerissen. Dort werden – genau wie im Quartier 3, östlich der Alten Poststraße und nördlich der Wetzelsdorfer Straße – bereits im Frühjahr dieses Jahres die Bauarbeiten beginnen.

Am einzigartigen Flair des open.lab hat sich allerdings nichts geändert. Immer noch stehen gemütliche Stühle und einfache Tische für die BesucherInnen bereit. Immer noch bekommt man gegen eine freiwillige Spende einen heißen Kaffee, wenn auch nicht immer sicher ist, dass es noch Milch gibt. Der Kontrast zwischen der liebevollen Einrichtung und dem rohen Industriebau – in diesem Fall handelt es sich um die alte E-Werkstatt der Brauerei-Gründe – machen nach wie vor den Charme des open.lab aus. Dass die Einrichtung zum Großteil wirklich dieselbe ist, bestätigt Julia Wohlfahrt: „Holz, Metall und andere Materialien konnten wir noch vor dem Abriss aus dem anderen Gebäude retten und für dieses hier verwerten. Sogar die Heizungen sind recycelt.“

Tische, Stühle und Regale im open.lab im Reininghaus
Der Charme des open.lab bleibt auch nach dem Umzug erhalten – Foto: Rebecca Gahr

Nachhaltig wohnen …

Nicht nur das open.lab, sondern das ganze Projekt Reininghaus steht unter dem Grundsatz der Nachhaltigkeit. So werden die zukünftigen BewohnerInnen und Beschäftigten nicht auf das Auto angewiesen sein. Ein erster Schritt dafür sind die Straßenbahngleise, die momentan verlegt werden. Seit kurzem steht fest, dass es die Linie 4 sein wird, die von Liebenau nach Reininghaus fährt. Der neue Verlauf der Bim führt von der Alten Poststraße durch das gesamte Reininghaus-Areal bis zur Wetzelsdorfer Straße. Dort kehrt diese auf Höhe des Peter-Rosegger-Pflegeheims in einer Schlaufe wieder um. Bereits im November 2021 soll die Linie in Betrieb genommen werden.

Zusätzlich soll es in Zukunft Leihautos und -fahrräder und gute Angebote für den öffentlichen Verkehr sowie für FußgängerInnen und RadfahrerInnen geben. Wer dennoch das Auto wählt, parkt in Reininghaus unterirdisch. „Es soll aber gar nicht notwendig sein, dass jeder ein Auto besitzt“, sagt Andreas Goritschnig. Für ihn ist das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

… und nachhaltig bauen

Im Zuge der Bauarbeiten versucht man ebenfalls, möglichst schonend mit den vorhandenen Ressourcen umzugehen. Es werden so wenig Bäume wie möglich gefällt. Die für Reininghaus typischen Pappeln könnten laut Andreas Goritschnig erhalten und in den zentralen Park integriert werden. Der 300.000 m² große öffentliche Park wird direkt neben dem 76,5 Meter hohen QZWEI-Tower liegen, der dann das bislang höchste Gebäude der Stadt, das Elisabeth-Hochhaus, noch überragen wird. Einige der bestehenden Gebäude bleiben erhalten. Beispiele dafür sind etwa die Tennenmälzerei und das Malzsilo – sie stehen unter Denkmalschutz – oder das Gebäude der Firma Stamag, die auch in Zukunft in Reininghaus produziert. Trotz der unterschiedlichen Nutzungen werde das Bestehen von Industrie- und Wohngebiet, von Alt und Neu, nebeneinander möglich sein, glaubt Andreas Goritschnig.

Andreas Goritschnig, Gründer des open.lab und Mitinitiator des Stadtteilmanagements Reininghaus
Andreas Goritschnig glaubt an das smarte Konzept – Foto: Rebecca Gahr

Und das open.lab? Das wird bereits nach einem Jahr aus der alten E-Werkstatt ausziehen müssen. Enttäuscht ist darüber niemand. „Es ist noch ein ganzes Jahr, wir sollten es nützen. Je mehr Menschen etwas daraus machen wollen, desto besser“, findet Julia Wohlfahrt, die gerade dabei ist, im open.lab eine Keramikwerkstatt einzurichten. Wohin es allerdings nach diesem Jahr für das open.lab geht, bleibt ungewiss. Doch daran sind die beiden ja mittlerweile gewohnt.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

4 − 2 =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Neu-Bezirksvorstand Ammerer: „Gries wird diskriminiert“

Nächste Geschichte

Jugendgruppe „ausufern“: Sicherer Hafen für jede sexuelle Orientierung

Letzter Post in VIERTEL(ER)LEBEN