Hundertstelkrimi in Hangzhou: Die Grazer Schwimmerin Caroline Pilhatsch überraschte im Dezember mit ihrem zweiten Platz über 50 Meter Rücken bei der Kurzbahn-WM in China. Aktuell trainiert die 19-Jährige in der Eggenberger „Auster“ für die Olympischen Spiele 2020.
Von: Christina Harrich, Florian Niedermair
Zum vierten Mal innerhalb von zwei Tagen übertrifft Caroline Pilhatsch sich selbst: Im Finale der Kurzbahn-Weltmeisterschaften am 15. Dezember 2018 erreicht sie mit einer Zeit von 25,99 Sekunden den zweiten Platz. Damit gewinnt die 19-Jährige die erste österreichische WM-Medaille im Schwimmen seit acht Jahren. Dieser Triumph kam überraschend, obwohl es, so Pilhatsch, durchaus im Bereich des Möglichen lag. „Es ist schlussendlich alles so aufgegangen, wie wir es uns erhofft haben. Dass sich dann der zweite Platz ausging, war extrem cool”, schwärmt die 19-Jährige nach einem zweistündigen Training in der Auster. Der erste Platz ging an die US-Amerikanerin Olivia Smoliga, die die Nase um 11 Hundertstel vorne hatte. Die Silbermedaille ist sowohl für Caroline Pilhatsch, als auch für den Österreichischen Schwimmverband (ÖSV) ein großer Erfolg. Seit Markus Rogans zweitem Platz bei der Kurzbahn-Weltmeisterschaft 2010 herrschte nämlich Ebbe in der österreichischen Medaillenbilanz.
Das Olympische Feuer ist entfacht
Auch nach dem bisher größten Erfolg ihrer Karriere hat sich Caroline Pilhatsch nicht ausgeruht, ganz im Gegenteil: Am 19. und 20. Januar triumphierte die Schwimmerin des Allgemeinen Turnverein Graz (ATG) auch beim Wettkampf um die Wappenschale der Stadt Spittal, dem letzten Kurzbahn-Wettkampf dieser Saison. Durchschnittlich startet Pilhatsch bei zwei bis drei Wettkämpfen pro Monat. Highlight des Jahres ist die im Juli stattfindende Langbahn-WM in Südkorea. Bis dahin möchte die 19-Jährige das A-Limit des Olympischen Komitees (1min 00s 25) über 100 Meter Rücken erreichen. “Damit das Thema auch einmal erledigt ist”, sagt Pilhatsch. Denn für eine fixe Qualifikation bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio muss Pilhatsch dieses Limit bis zum 29. Juni 2020 unterbieten. Für ihre Paradedisziplin, die 50 Meter Rücken, gibt es keinen olympischen Bewerb.
27 Stunden Training pro Woche
Caroline Pilhatsch trainiert mit Cheftrainer Dirk Lange im Landesleistungszentrum Steiermark (LLZ) in der Auster. Die Silbermedaille verleiht Pilhatsch und den anderen LLZ-SchwimmerInnen zusätzliche Motivation: Um das Limit für die Olympischen Spiele zu erreichen, springt die 19-jährige zehn Mal pro Woche für circa zwei Stunden ins Becken der Auster. Dazu kommen zwei bis drei Krafttrainingseinheiten und insgesamt fünf Stunden Ausdauer- und Intervalltraining auf dem Ergometer. Die 19-Jährige nimmt das Training ernst und verfolgt konsequent ihre Ziele: „Ich mache das nicht nur zum Spaß, sondern damit ich das erreiche, was ich erreichen will.“
Polizeiausbildung im Selbststudium
Neben dem intensiven Training absolviert Caroline Pilhatsch eine fünfjährige Ausbildung zur Polizistin. Sie ist Teil eines Programms der Polizeidirektionen zur Förderung von SpitzensportlerInnen. Die TeilnehmerInnen machen dabei die gesamte Polizeiausbildung im Selbststudium, einmal im Jahr gibt es Kurse mit Anwesenheitspflicht. „Wenn ich mal mit dem Sport aufhöre, dann habe ich mit der Polizeiausbildung etwas Fixes. Das ist eine extreme Erleichterung für jeden Sportler”, erzählt Pilhatsch.
Caroline Pilhatsch bei der Rückenwende- Video: Christina Harrich