Für ihren Diplomfilm “Auf der Bühne des Lebens” begleitete die Journalismus-Studentin Rosalie Kopp zwei Drag-Queens aus Wien in ihrem Alltag. Vergangene Woche war Premiere im Spacelend.
Von: Anna Dunst, Nadja Eder
Die Bühne könnte man auch als natürliches Habitat einer Drag-Queen bezeichnen. Sich selbst als Frau zu inszenieren, Kleider zu tragen, auffällig geschminkt zu sein – das sind die sichtbaren Elemente des Drag-Queen-Daseins. Doch was macht ein Leben in der Drag-Szene abseits von ausgefallenen Looks aus? Dieser Frage hat sich die deutsche Journalismus-Studentin Rosalie Kopp in einer Dokumentation, die sie als Bachelorarbeit an ihrer Hochschule in Karlsruhe eingereicht hat, gewidmet. Die Kurz-Doku “Auf der Bühne des Lebens” gibt einen Einblick in den Alltag zweier Drag-Queens des Wiener Nachtlebens. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Groox Filmproduktionen und mit Unterstützung der RosaLila PantherInnen.
Die ProtagonistInnen
Mit Pinsel und Make-Up bewaffnet sitzt Tamara Mascara, Drag-Queen, DJane, Modedesignerin und Burlesque-Performerin aus Wien, an ihrem Schminktisch und plaudert über ihr Leben. Vor laufender Kamera und mit viel Charme und Witz erzählt die Drag-Queen, die eigentlich Raphael heißt und in Graz als Miss-Tuntenball-Jurymitglied bekannt ist, von ersten Verkleidungen bis zur Geburtsstunde ihres Drag-Namens.
Szenenwechsel, immer noch in Wien. Jetzt spricht die Drag-Queen Ginger Red. Auch sie ist als DJane tätig, identifiziert sich als Mann und trägt den bürgerlichen Namen Klaus. Sie spricht in der Dokumentation über die ein oder andere unangenehme Erfahrung, die sie als Drag-Queen schon erlebt hat: Drohungen und Beleidigungen musste sie über sich ergehen lassen, was zeigt, dass in der Gesellschaft immer noch Aufklärungsbedarf besteht und es auch hinsichtlich der Toleranz Aufholbedarf gibt.
Wolfgang Wilhelm von der WASt, der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen, klärt im Film über die Definition von Drag auf. Die Abgrenzung von Personen, die sich als Transgender identifizieren, Homosexuellen und Personen, die sich als Drag-Queens inszenieren, sei wesentlich.
Von der Idee zur Doku
Im Gespräch mit Produzentin Rosalie Kopp erfahren wir mehr über ihr Werk und was dahinter steckt. Im Rahmen ihres Studiums in Karlsruhe hatte die 23-Jährige ein Praktikum bei der Grazer Filmproduktionsfirma Groox gemacht und kam mit dem Thema in Berührung, als sie eine Pressekonferenz der RosaLilaPantherInnen filmte. Die Reality-Show “Ru Pauls Drag Race” verstärkte Rosalies Interesse am Thema, auch die Reaktionen in ihrem Bekanntenkreis waren positiv. Natürlich gebe es leider auch Leute, die nichts damit anfangen könnten, sogar aggressiv würden. Doch während des Drehs habe sie viel Toleranz erlebt. Als sie die Reaktionen auf eine der Protagonistinnen in der Wiener Innenstadt filmen wollte, war sie von der Offenheit der WienerInnen überrascht. “Es hat, ehrlich gesagt, überhaupt niemanden interessiert!”, lacht Rosalie im Interview.
Ein kleiner aber feiner Schritt zur Aufklärung
Rosalie möchte mit ihrem Kurzfilm einen kleinen Teil zur Aufklärung rund um die Drag-Szene beitragen. Es sei leider noch nicht sicher, ob und wie man den Film nach der Premiere sehen könne, doch im Laufe des Abends wurden einige Möglichkeiten besprochen. Beispielsweise kamen aus dem Publikum Vorschläge, “Auf der Bühne des Lebens” als Aufklärungsfilm in Schulen zu nutzen. Über zukünftige Projekte hat Rosalie noch nicht nachgedacht, sie wolle sich zuerst auf ihr weiteres Studium konzentrieren.
Zum Schluss äußert die junge Frau einen bescheidenen Wunsch: “Mein Film ist kein weltbewegender Revolutionsfilm. Ich hoffe aber, dass die Menschen, die ihn sich ansehen, einen offeneren Umgang zur Drag-Szene entwickeln.”