Mitte Februar gingen auch in Graz junge Menschen auf die Straße, um für eine lebenswerte Zukunft und gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Ein Nachbericht.
Am 15. Februar 2019 fand die erste Fridays for Future-Schülerdemonstration in Graz statt. Laut Schätzungen der Polizei beteiligten sich ungefähr 1000 Personen an dem Protestmarsch. Organisiert und ins Leben gerufen wurde die Demonstration von Marlene Seidel (17), Lena Stuhlpfarrer (18) und Jakob Prettenthaler (18), drei Grazer SchülerInnen. Obwohl sie sich zuvor nicht kannten, haben sie dieselbe Inspiration und Motivation, nämlich Greta Thunberg und den Willen, etwas zu verändern.
Von einer lokalen Initiative zur globalen Protestbewegung
Stockholm am 20. August 2018, die damals 15-Jährige Klima-Aktivistin Greta Thunberg sitzt alleine mit einem Schild und ihrem Rucksack vor dem Schwedischen Reichstag. Sie protestiert gegen eine nach wie vor unzulängliche Klimapolitik und die damit einhergehende Untätigkeit der Schwedischen Regierung. „Skolstrejk för klimatet“ steht auf ihrem Schild, Schulstreik für das Klima. Schulstreik deshalb, weil Thunberg zu dieser Zeit eigentlich in der Schule und im Unterricht sein sollte. Sie entscheidet sich dagegen, findet, dass ihr Protest wichtiger ist. Warum soll sie für eine Zukunft lernen, die es so ohnehin nicht geben werde.
Von diesem Tag an protestiert Thunberg regelmäßig vor dem Reichstag für die Priorisierung des Klimaschutzes und die Einhaltung des Übereinkommens von Paris. Erst alleine, später gemeinsam mit Gleichgesinnten. Das Pariser Übereinkommen wurde im Jahr 2015 von 196 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) unterzeichnet und ist damit der Nachfolger des Kyoto-Protokolls von 1997. Ziel dieses Übereinkommens ist die Verhinderung einer Störung des Klimasystems, die Verlangsamung der Erderwärmung und das Mildern deren Folgen.
Inzwischen haben sich die anfangs kleinen und lokal beschränkten Proteste global ausgebreitet. Tausende junge Menschen gehen an Freitagen in zahlreichen Städten unter dem Slogan „Fridays for Future“ auf die Straße und fordern die jeweiligen Regierungen auf, endlich konkrete und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel aufzuhalten.
Graz geht auf die Straße
Die Grazer Demonstration fand am frühen Nachmittag statt, zwar wollte man auch mit dem Fernbleiben von der Schule ein Zeichen setzen, aber nicht den gesamten Unterrichtstag schwänzen, „Bildung ist uns auch wichtig“, erklärt Stuhlpfarrer. Die Demoroute begann am Mariahilferplatz und führte über die Tegetthoffbrücke, Neutorgasse und Schmiedgasse bis zum Hauptplatz. Laut Seidel wurde die Route bewusst so gewählt, „Wir versuchen, möglichst wenig Öffis zu blockieren.“ Die Zielvorstellungen beziehungsweise Forderungen für Graz waren unter anderem eine Verbesserung des Radwegenetzes, billigere öffentliche Verkehrsmittel und der Ausbau selbiger, mehr Park & Ride-Parkplätze und weniger motorisierter Individualverkehr in der Stadt.
Finanziell unterstützt wurde die Demonstration von Progress Steiermark, einer parteiunabhängigen Schülerbewegung, in der Stuhlpfarrer Mitglied ist. Unterstützung bei der Promotion erhielten die drei SchülerInnen unter anderem von der Grünen Jugend Steiermark und dem von Helga Krismer-Huber (Die Grünen) initiierten Klimavolksbegehren. Laut Seidel erklärte zudem Michael Schickhofer (SPÖ) seine inhaltliche Zustimmung. Auch die breite mediale Aufmerksamkeit im Vorfeld der Demonstration trug ihren Teil zum Erfolg und der hohen Teilnehmerzahl bei.
System Change, not Climate Change
Man wollte mit der Demonstration vor allem zeigen, dass man den Klimaschutz und die damit verbundene Forderungen unterstütze. Eine perfekte Lösung sehen die drei SchülerInnen derzeit aber nicht. „Es ist nicht die Verantwortung und Aufgabe von Schülern, Lösungen zu finden“, erklärt Seidel. Daher geht es den jungen InitiatorInnen vorrangig darum, Erwachsenen und Verantwortlichen klar mitzuteilen, dass Fakten zur Klimakrise da sind und derzeit etwas passiert, das nicht gut ist. Ein Umdenken in der Politik sei unabdingbar, um konkrete Maßnahmen zu treffen. Um selbst etwas zu bewirken, müsse man aber nicht zwangsläufig in die Politik gehen, „Trotzdem engagiere ich mich bereits stark“, so Stuhlpfarrer. Wöchentliche Demos seien derzeit nicht geplant, stattdessen wolle man einige große Demonstrationen mit vielen Teilnehmern veranstalten, erklären die OrganisatorInnen.