Siegerherung der Steirischen Hallenmeisterschaften - Foto: Regina Diensthuber
Siegerehrung der Steirischen Hallenmeisterschaften v.l.n.r. Christian Pfaffel-Janser, Dariush Lotfi, Bernd Schaller - Foto: Regina Diensthuber

“Seit ich elf bin, habe ich nur auf Tokio 2020 hingezielt”

Lesezeit: 3 Minuten

Dariush Lotfi gewann am Wochenende nicht nur zweimal Gold bei den Steirischen Hallenmeisterschaften im Wasserspringen in der Grazer Auster, der 18-Jährige ist auch eine der großen österreichischen Hoffnungen für die Olympischen Spiele 2020.

Mit elf Jahren sah Dariush Lotfi seinen Vater bei den FINA WORLD MASTERS CHAMPIONSHIPS 2012 zu Gold springen und entschied, dass er in seine Fußstapfen treten und ebenfalls Wasserspringer werden wollte. Lotfi lebte zu der Zeit mit seiner Familie in Großbritannien, der Wahlheimat seines Vaters, der aus dem Iran dorthin ausgewandert war. Vom ersten Moment an, war eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2020 Dariushs Ziel. Doch das Vorhaben stellte sich als gar nicht so einfach heraus.

Der schwere Weg nach oben

Der Weltmeistertitel des damals erst 15-jährigen Briten Thomas Daley weckte 2009 das Interesse vieler britischer Kinder am Wasserspringen. Deshalb gebe es in Großbritannien um ein Vielfaches mehr Springer als in Österreich. Wo es in Lotfis ehemaligen Klub auf der Insel etwa 250 Kinder waren, sind es beim Grazer Athletiksport Klub (GAK) nur um die 40. Als einer der vielen jungen Wasserspringer, habe man laut Dariush Lotfi eigentlich keine Chance, auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. “Die, die an der Spitze sind, werden sehr gut gefördert, aber wenn du unten bist mit den anderen 250, hast du eigentlich keine Chance weiterzukommen”, sagt er.

Dariush traf eine mutige Entscheidung, um seinen Traum von der Olympia-Teilnahme wahr werden zu lassen. Er zog mit 15 Jahren nach Graz, während seine Familie in Großbritannien blieb. Kein leichter Schritt, vor allem die Sprache war am Anfang eine Herausforderung. Lotfi kam für die ersten zwei Monate bei Shahbaz Shahnazi unter, der damals wie heute sein Trainer ist. „Das war so eine unglaubliche Hilfe“, ist Dariush dankbar. Die anfängliche Sprachbarriere hat er aus dem Weg geräumt, aber es fällt ihm auch heute noch schwer, so lange von seiner Familie getrennt zu sein. Nur ein- bis zweimal im Jahr fährt er nach England. “Meine Schwester zum Beispiel sehe ich ganz selten und das tut schon weh”, sagt Lotfi.

Das Sport- und Wellnessbad Auster
In der Grazer Auster trainiert Dariush Lotfi seit er 2016 zum GAK kam – Foto: Walburga Plunger

Die Mühen und Entbehrungen machen sich bezahlt

Dariush Lotfi trainiert neun- bis zehnmal die Woche – insgesamt etwa 20 Stunden. Dabei sind sieben Einheiten Wassertraining, der Rest Kraft-, Gymnastik- und Ausdauertraining. “Mit der Schule ist es Vollzeit”, sagt Dariush. Das viele Training ist sicher ein Grund dafür, dass er seit mehreren Jahren auf einem sehr hohen Niveau springt und bereits zahlreiche Erfolge feiern durfte. Darunter Staatsmeisterschaftstitel und Medaillen bei verschiedenen Springen der Diving Open-Serie in ganz Europa.

Auch bei den heurigen Steirischen Hallenmeisterschaften in der Auster am vergangenen Wochenende sicherte er sich Edelmetall mit Gold in der Herrenklasse vom 1-Meter-Brett und vom 3-Meter-Brett. „Da sind ein paar Sprünge, die ich normalerweise schwer finde, gut gelaufen“, zeigt er sich zufrieden mit dem Wettkampf – sein erster seit der Erkältung, die ihn Anfang Februar in Berlin zum Aufgeben gezwungen hatte.

Die für ihn bisher bedeutsamste Medaille gewann Dariush Lotfi 2018 bei den Diving Open in Bergen in der Herrenklasse. „Das Niveau war sehr hoch vom Wettkampf und obwohl sehr viel Druck da war, habe ich einfach durchgekämpft. Das hat mir sehr viel bedeutet“, erinnert er sich.

Endlich Österreicher

Vor zwei Monaten glänzte dann ein Dokument beinahe so wie Gold: Dariush bekam die österreichische Staatsbürgerschaft, wodurch er nun endlich auch bei großen internationalen Wassersprung-Events teilnehmen und Österreich vertreten darf. Zum Beispiel bei der Jugend-EM 2019 in Kazan, für die er beim Madrid Diving Open 2019 das Ticket löste. Olympia 2020 steht nun also nichts mehr im Wege.

Im Wasserspringen startete seit 1920 – mit einer Unterbrechung im Jahr 2012 in London – jedes Jahr zumindest ein Athlet oder eine Athletin für Österreich bei den Olympischen Spielen. Zuletzt war es Constantin Blaha in Rio de Janeiro. Medaillen gab es hingegen nur eine einzige im Jahr 1906 bei den sogenannten Olympischen Zwischenspielen in Athen, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) bis heute nicht als Olympische Spiele anerkannt werden.

Lotfi hat zwei Chancen, um sich für Tokio 2020 zu qualifizieren. Die Weltmeisterschaft in diesem Jahr im südkoreanischen Gwangju und falls es dabei noch nicht klappen sollte, den FINA DIVING WORLD CUP im nächsten Jahr in Tokio. Bei den Olympischen Sommerspielen dabei sein zu können, würde Dariush „alles“ bedeuten.

3 Fragen an Dariush Lotfi:

Annenpost: Hast du ein Vorbild?

Dariush Lotfi: Tom Daley ist ein Vorbild von mir, dass er mit 15 das alles geschafft hat, ist wirklich unglaublich. Mein Vater ist auch einerseits ein Vorbild von mir, dass er so durchgekämpft hat und auch mit 50 die Masters WM gewonnen hat. Mein Vater ist für mich genauso ein Freund, wie ein Vorbild, wie Familie.

Wenn du auf dem Brett stehst, bevor du springst, woran denkst du da?

Man kann eigentlich nur an den Sprung denken. Wenn da die Konzentration kurz weg ist, dann wird das nichts. Man denkt, wenn es ein Anlauf-Sprung ist, an den Anlauf, an die Arme, an die Füße die gestreckt sein sollen.

Wie würdest du dich selbst beschreiben in einem Satz?

Motiviert, aber immer lustig drauf.

 

Titelbild: Regina Diensthuber

Ergebnisse
Bei den Damen siegten bei den Steirischen Hallenmeisterschaften 2019 Isabel Siefken (Jugend A 1m), Cara Albiez (Jugend B 1m und 3m), Annika Meusburger (Jugend C 1m und 3m), Florentina Gallé (Jugend D 1m und 3m), Emma Badergruber (Jugend E 1m) und Liliana Krusch (Novice 1m).
Bei den Herren standen Dariush Lotfi (Herren 1m und 3m), Isaja Ribul (Jugend C 1m und 3m), Martin Meusburger (Jugend D 1m und 3m) und Paul Castellani (Jugend E 1m) ganz oben.

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