Im Jugendzentrum Echo in der Leuzenhofgasse bringen kaputte Elektrogeräte Jugendliche und Anwohner zusammen. Ein Besuch bei einem Repair-Café.
Von: Michael Thewanger und Joshua Lohninger
“Wir wollen nicht bloß als autarkes Jugendzentrum gesehen werden. Dieser Ort hier soll für die ganze Nachbarschaft sein”, sagt Günter Bruchmann, Leiter des Jugendzentrums Echo in der Leuzenhofgasse. Ziemlich genau vor einem Jahr hat hier das Echo seine neuen Räume bezogen. Der Fokus liegt auf “offener Jugendarbeit”, also Jugendliche auf ihrem Weg in die erwachsene Selbstständigkeit zu begleiten und zu fördern. Einen besonderen Stellenwert nimmt die handwerkliche Arbeit ein. So haben die Jugendlichen hier ihre eigene Werkstatt, in der sie vor allem an Fahrrädern schrauben. Aber auch einige der Möbel im Zentrum wurden von den Jugendlichen selbst konstruiert.
“Eine Win-Win-Win-Win-Situation”
Beinahe zeitgleich mit dem Umzug in das neue Gebäude fand auch das erste Repair-Cafe statt. Die Idee dazu kam von Andreas Brandstätter, der auch die hauseigene Werkstatt leitet. Daraufhin vernetzte man sich mit den Leuten von “Repair-Café-Graz”, die das Format im Jahr 2013 nach Graz brachten. “Es ist eine Win-Win-Win-Win Situation für uns”, sagt Bruchmann. So schafft man es einerseits, die Leute aus der Nachbarschaft ins Jugendzentrum zu holen und so den Austausch mit den Jugendlichen zu fördern. Andererseits können diese von den eingeladenen Experten lernen und selbst mithelfen, Geräte zu reparieren. So erzählt der 15-Jährige Rafael stolz von der letzten Ausgabe des Cafés, als er zusammen mit Bruchmann die Spielkonsole eines Freundes wieder funktionstüchtig machen konnte: “Es war nur das innere Laufwerk verbogen, nachdem wir dieses ausgebeult hatten, funktionierte sie wieder.” Rafael möchte gerne die Lehre zum Klimatechniker machen und ist der Meinung, dass man bei den Repair-Cafés, alleine durchs Zusehen vieles lernt. Auch dieses Mal blickt er immer wieder, trotz einer intensiven Fortnite-Partie, in Richtung der “Repair-Area”.
Genau solche Erfolge wünscht sich auch Brandstätter. “Die Grundidee hinter dem Repair-Café war eine pädagogische. Es ging uns darum, den Jugendlichen nahezulegen, wie viele Dinge noch repariert werden können und sie auch daran teilhaben zu lassen– sei es durch Zusehen oder Mitarbeit.” Die Teilnahme ist natürlich kostenlos, lediglich Ersatzteile müssen selbst bezahlt und mitgebracht werden. Ansonsten freuen sich die Jugendlichen und ihre Betreuer natürlich über eine freiwillige Spende.
Graz repariert und Echo hilft dabei
Künftig will das Echo auch bei dem Netzwerk “Graz repariert” mitmachen. Dieses wurde im September 2018 unter anderem von der Stadt Graz gestartet und hat es sich zum Ziel gemacht, ein Qualitätssiegel für Betriebe und Institutionen zu werden, an die man sich zum Reparieren seiner Geräte wenden kann. “Gerade der Elektroschrott ist einer der am schnellsten wachsenden Abfallströme”, sagt Christopher Fleck vom städtischen Umweltamt in Bezug auf das Projekt. Dieser lasse sich deutlich reduzieren, wenn mehr Menschen ihre Elektrogeräte reparieren, anstatt immer gleich neue zu kaufen. Die Stadt Graz setzt hier auch mit ihrer Reparaturförderung ein Zeichen gegen Ressourcenverschwendung. So werden bis zu 50% der Kosten, die bei einer Reparatur anfallen, von der Stadt Graz übernommen.
Die nächsten Termine für Cafés im Jugendzentrum stehen, auch am diesjährigen Umweltzirkus im Joanneumsviertel will man mitwirken. “Das Faszinierende ist, dass wirklich gut 80 Prozent der Geräte repariert werden können und es oft nur Kleinigkeiten wie defekte Lötstellen sind, die ausgebessert werden müssen”, meint Bruchmann auf die Frage, was denn den Reiz dieser Cafés ausmache. “Egal, um was es geht – ob um einen einfachen Haarföhn oder eine Dunstabzugshaube.”