Leiterin Eva-Maria Abl und Native-Speakerin Sheena Perndorfer - Foto: Victoria Schifko

Mehr Native Speaker in steirischen Kindergärten

Lesezeit: 3 Minuten

Seit 2012 läuft das Projekt mit Native Speakern in steirischen Kindergärten bereits, nun soll es ausgeweitet werden. Der Kindergarten Johanna-Kollegger-Straße ist Vorreiter im Annenviertel: Hier sorgt Sheena für viel Spaß an der englischen Sprache.

Draußen regnet es, doch im Eingangsbereich ist es angenehm warm. An der Garderobe hängen bunte, kleine Regenschirme, Wasser tropft auf den Boden. Von oben hört man fröhliche Kinderstimmen. Wuseliges Durcheinander-Plappern und Lachen. Heute ist Sheena wieder da, das merkt man.

Die lustige Native-Speakerin Sheena Perndorfer ist schon zwei Jahre lang Teil des steirischen Native Speaker Projekts. Schon seit 2012 gibt es das Projekt und der Kindergarten Johanna-Kollegger-Straße war von Anfang an dabei. Dort verbringen die zwei Kindergarten-Gruppen jeweils einmal in der Woche den Vormittag mit der allseits beliebten Sheena. Die gebürtige Australierin studierte in ihrer Heimat Psychologie und Englisch. Wieso sie anschließend nach Österreich kam? „Wegen meinem Freund“, lacht Sheena, „die Liebe!“ Seit dreieinhalb Jahren wohnt sie bereits glücklich in Österreich, doch Native Speakerin in Kindergärten zu werden, war nicht ihr Plan. „Am Anfang war es voll schwierig, einen Job zu bekommen, dann habe ich Babysitting gemacht.“ Erst durch die Hilfe ihrer Chefin kam sie zu der Arbeit in Kindergärten und fand dort unerwartet ihre Leidenschaft. „Eigentlich wollte ich mit älteren Kindern arbeiten, zum Beispiel im Gymnasium, aber es ist wirklich so lustig und ich kann wirklich gut umgehen mit den Kleinen.“

„Meine Lieblingsgeschichte ist Die kleine Raupe Nimmersatt“

Die vierjährige Laura liebt die Bücher, die Sheena regelmäßig vorliest: „Meine Lieblingsgeschichte ist Die kleine Raupe Nimmersatt“, erzählt die Kleine schüchtern. Oft liest Sheena englische Bücher vor, aber auch Singspiele, Reime und Gedichte stehen auf der Tagesordnung. Immer, wenn Sheena kommt, ist sie ganz normal im Alltag dabei und spricht mit den Kindern auf Englisch. Wenn diese mal etwas nicht verstehen, geht es auch auf Deutsch: „Wir haben letztes Mal die Bärenjagd gelesen. Was it fun? Lustig?“, fragt Sheena ihre Schützlinge. Natürlich war es das! „Sheena liebt Kinder über alles, sie ist total offen und immer für alle Kinder da. Deshalb lieben die Kinder sie auch so sehr und nehmen das Englisch so gut an“, sagt die Leiterin des Kindergartens, Eva-Maria Abl. Auch bei den Eltern kommt das Projekt sehr gut an. Diese müssen zwar einen jährlichen Beitrag von weniger als 15€ aufbringen, aber den zahlen alle gerne.

Der Kindergarten Johanna-Kollegger-Straße nimmt als einziger im Viertel am Native-Speaker-Projekt teil. Foto: Victoria Schifko

Kaum Englisch im Annenviertel

Obwohl Englisch im Kindergarten so gut angenommen wird, ist der Kindergarten Johanna-Kollegger-Straße der einzige teilnehmende Kindergarten im gesamten Annenviertel. Vielleicht ändert sich das aber in Zukunft, denn das Projekt soll nun erweitert werden. Derzeit nehmen 14 steirische Kindergärten teil, 10 davon in Graz. Das Projekt, das seit 2012 durchgeführt wird, hat auch einen ökonomischen Hintergrund. Die Wirtschaftssprache Englisch soll idealerweise flächendeckend angeboten werden, denn in der globalisierten Gesellschaft ist diese mittlerweile eine Grundbedingung für die Erschließung neuer Märkte. Da kann man sich schon einmal fragen, ob es wirklich notwendig ist, schon so kleinen Kindern eine zweite Sprache einzutrichtern. Eva-Maria Abl denkt aber positiv: „Ich glaube, dass es den Kindern fürs Leben wirklich viel bringt. Sie nehmen die Sprache spielerisch total toll auf und auch das Interesse für Fremdsprachen wird geweckt.“ Trotzdem, die Leistungsgesellschaft ist nun wohl schon bei Dreijährigen ein Thema. Immerhin liegt hier der Fokus noch auf spielerischem Lernen, das viel Spaß machen soll.

Fremde Kulturen machen neugierig

Sheena war vor Kurzem wieder in ihrer Heimat Australien. Von dort kommt sie nie ohne Fotos, Lieder und ein neues Bilderbuch zurück, wodurch die Kinder auch etwas über das Land erfahren können. Aber auch wenn Sheena einmal nicht da ist, wird Englisch immer wieder in den Kindergarten-Alltag integriert. „Wir haben einfach immer wieder Themenschwerpunkte oder Lieder, die den Kindern besonders gut gefallen. Oder auch Reime oder Gedichte, die wir mit ihnen durchaus auch auf Englisch machen“, erzählt Eva-Maria Abl. Den Kindergarten Johanna-Kollegger-Straße besuchen außerdem einige bilinguale Kinder, die viel Spaß daran haben, ihre zweite Sprache auch mit anderen Kindern auszuprobieren. „Oft zählen die Kinder etwas ab, bis sie merken: He, ich kann auf Englisch bis zehn zählen! Dann zählen sie lieber auf Englisch, weil es etwas Besonderes ist“, schmunzelt Eva-Maria Abl.

Und in Zukunft? Das Projekt wird ausgeweitet und man kann nur hoffen, dass es viele andere Menschen gibt, die, wie Sheena, mit so viel Spaß und Herzblut den Kindern die englische Sprache näher bringen können. Sheena selbst würde zwar lieber Vollzeit arbeiten, denn dann müsste sie nicht so viele kleinere Jobs nebenbei annehmen, doch auf diese Weise kann sie ihr Herzensprojekt behalten – und das ist ihr am wichtigsten.

 

 

Grinse- und Naschkatze, Scherzkeks, Leseratte, Frechdachs, Genießerin und Sonnenschein - ein kleines, nostalgisches, verrücktes Hendl

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