Dienstagabend fand das zweite Sprachcafé im Annenviertler Büro zur Rettung der Welt statt. Unterschiedlichste Kulturen treffen dort zusammen und lernen verschiedene Sprachen und neue Freunde kennen. Wir konnten mehr über die Vision hinter dem Sprachcafé erfahren und unterhielten uns mit Eva Maria Fischer, der Organisatorin des Projekts.
In ruhiger, bald künstlerischer Atmosphäre fand am Dienstag das zweite Sprachcafé im Weltretter-Büro statt. Zwischen urigen Möbelstücken aus Omas Rumpelkammer, die schon das ein oder andere Jahrzehnt überlebt haben, kleben, hängen und lehnen kunstvoll gestaltete Schilder mit lustig bunten Aufschriften. Auf einem antiken Rezeptionstresen in der Mitte des kleinen Raumes thront eine Schreibmaschine. Ein Genie beherrscht das Chaos – und WeltretterInnen erst recht, muss wohl das Motto des Büros zur Rettung der Welt sein. Der Wohlfühlatmosphäre tut das dennoch keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, man fühlt sich wie zu Hause und kann entspannt miteinander reden.
Wie es dazu kam
Als Eva Maria Fischer eine afghanische Frau während der Morgendisco darüber klagen hörte, dass es kaum Möglichkeiten gibt, aktiv deutsch zu sprechen, wurde sie hellhörig. Kurz darauf rief sie das Projekt Sprachcafé ins Leben. Dort soll jeder die Gelegenheit haben, in der Sprache zu sprechen, die er gerade lernt oder die er üben möchte. Egal ob Österreicher oder Griechen, Dänen oder Afghanen, sie alle kommen an einem Tisch zusammen und teilen ihre Gedanken mit der Runde. Dabei bilden jene eine Gruppe, die eine gemeinsame Sprache finden können, meist ist das Deutsch oder Englisch. “Mir geht es darum, möglichst viele Leute aus verschiedenen Herkunftsländern zu erreichen.”, erklärt die Organisatorin Eva Maria Fischer.
Wie sich TeilnehmerInnen vernetzen
Zu Beginn versuchte die Initiatorin einzelne TeilnehmerInnen in einem Gespräch zu verbinden. “Magst du mit ihm da noch genauer drüber reden?”, setzte sie immer wieder an. Nach einiger Zeit verselbstständigten sich jedoch die Unterhaltungen von ganz alleine und jeder tratschte in der großen Gruppe. Elke, eine Teilnehmerin, ist plauderfreudig und sehr froh, diese Möglichkeit direkt in ihrer Nähe zu haben: “Ich gebe den jungen Leuten gerne meine Lebenserfahrung weiter und kann auch von ihnen noch viel lernen.”
Francesco, der Italiener der Runde, kommt nach seinem Deutschkurs zum Üben noch ins Sprachcafè, da ihm praktisches Lernen bei interessanten Themen viel leichter fällt. Er ist Lehrer auf der Universität in Graz und genießt es, neue Kontakte zu knüpfen. So hat er sich mit Lisa gleich zu einer Rennradtour verabredet. Diese arbeitet im Büro der Nachbarschaften, in dem sie am 16.06. selbst ein Sprachcafè organisiert. Und eine unserer Redakteurinnen ließ sich von Francesco kurzerhand zum Tanzabend überreden und hilft zugleich einem jungen Mann aus dem Jemen bei seiner Jobsuche. Eva Maria Fischers Vorstellung vom Sprachcafé, unterschiedlichste Personen zusammen zu bringen, ist somit voll und ganz aufgegangen. Einige TeilnehmerInnen wollten das Tratschen noch gar nicht aufhören und setzten ihre Gespräche anschließend im Café Wolf fort.
Eine Weltenbummlerin mit sozialer Ader
Die Entscheidung, ihr Leben der Sprachenvielfalt und unterschiedlichen Kulturen zu widmen, traf Eva Maria Fischer schon früh. Nachdem sie einige Jahre im Personalmanagement selbständig war, entschloss sie sich, dem Druck der Leistungsgesellschaft zu entgehen. Kurzerhand verkaufte sie all ihr Hab und Gut und ein One-way Ticket nach Hawaii war der Beginn ihrer Selbstfindungsreise. Nach zwei Jahren in Tahiti, wo sie ein komplett neues Weltbild für sich entdeckte, kehrte sie nach Graz zurück. “Seitdem hat sich meine Einstellung um 180 Grad gedreht, ich fordere nicht mehr so viel von mir selbst und anderen.” Heute widmet sie ihr Leben der Nachhaltigkeit und der Selbstheilung. Eva hört auf ihr Herz, hält Workshops, Vorträge und bummelt durch die Welt. Eine eigene Wohnung besitzt sie nicht, sondern lebt wie ein Freigeist mal hier und mal da. Soziale Projekte, wie das Sprachcafé, das sie mit Leidenschaft organisiert, bereichern ihre Seele. “Es geht darum, dass wir unser Herz öffnen.”
Am 02.07. findet das vorerst letzte Sprachcafé im Annenviertler Büro zur Rettung der Welt statt. Weitere Termine folgen nach den Sommermonaten.
Wo: Annenstraße 20, 8020 Graz
Wann: Dienstag, 02.07.2019 von 17 bis 18:30 Uhr
Das Büro der Vielfalt veranstaltet am 16.06.2019 zum ersten mal ein Sprach.Lab.
Wo: Kernstockgasse 20, 8020 Graz
Wann: 16 Uhr