Drei Mal die Woche gibt es im Büro der Nachbarschaften Gratis-Essen für alle. So ist ein sozialer Treffpunkt und eine Gegenbewegung zur Verschwendung von Lebensmitteln entstanden.
Von: Lena Wieser, Lara Trinkl, Barbara Stipper
Das Buffet ist eröffnet und sogleich bildet sich eine lange Schlange. Der Duft nach Curry hängt in der Luft. Voller Vorfreude klammern sich die Gäste an ihre Teller, ein Lächeln im Gesicht. Ganz vorne in der Schlange steht ein junger Mann aus dem Iran. Dahinter zwei Studentinnen und eine kleine Gruppe von PensionistInnen.
Das Projekt gemeinsam essen, das Anfang 2016 gegründet wurde, findet im Büro der Nachbarschaften statt, das Stadtteilzentrum liegt an der Grenze zwischen den beiden Annenviertel-Bezirken Gries und Lend. Dreimal pro Woche wird hier ein kostenloses Abendessen angeboten, gespendet vom vegetarischen Restaurant Mangolds.Unterstützung kommt auch vom Amt für Wohnungswesen der Stadt Graz.
Julia Pengg, Geschäftsführerin von Mangolds, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Lebensmitteln wichtig, wie sie sagt. Daher habe sich das Mangolds dazu entschieden, überschüssige Lebensmittel täglich weiterzugeben. “Wir haben das Buffet bereits verkleinert, was trotzdem übrig bleibt, ist immer noch gut. Wir geben es gerne an soziale Einrichtungen weiter.”
StudentInnen, SeniorInnen und MigrantInnen essen gemeinsam
Das Projekt würde ohne freiwillige HelferInnen nicht funktionieren. Ihre Aufgaben: das Essen bei Mangolds abzuholen, im Büro der Nachbarschaften alles vorzubereiten und danach die großen Essensbehälter gemeinsam mit den BesucherInnen abzuwaschen. Falls Essen übrig bleibt, kann es mit nach Hause genommen werden, andernfalls wird es in den so genannten Fairteiler vor dem Büro der Nachbarschaften gestellt, wo sich jeder bedienen kann.
Die BesucherInnen der gemeinsam essen-Abende sind sehr unterschiedlich: von StudentInnen und SeniorInnen bis hin zu MigrantInnen trifft man dort alle Schichten. Zeynep Aygan-Romaner, Verantwortliche des Projekts, freut sich besonders, dass unter den durchschnittlich 30 TeilnehmerInnen pro Abend immer mehr Frauen sind. „Ich gebe Sicherheit, Zugehörigkeit und einen Ort, wo sie mit anderen Menschen in Kontakt treten können“, sagt Aygan-Romaner.
„Ein Nachbarschaftsprojekt ist immer ein Sozialprojekt“
Neben dem Essen spielen die Leute Karten, tratschen und lachen. Das Projekt gemeinsam essen stellt für viele TeilnehmerInnen einen zentralen Punkt ihrer sozialen Interaktionen dar. „Die Leute, die hereinkommen, sollen das Gefühl haben, zur Gemeinschaft zu gehören“, so Aygan-Romaner. Tamar, der schon seit zwei Jahren regelmäßig kommt, erzählt: „Die Leute hier stammen nicht nur aus Österreich, man trifft viele unterschiedliche Menschen.“ Außerdem, so Tamar, habe ihm die Konversation mit anderen auch dabei geholfen, sein Deutsch zu verbessern.
Besonders stolz sind die Beteiligten auf die Auszeichnung mit dem Umweltpreis 2018. Der Preis wurde dem StadtLABOR als Träger des Büros der Nachbarschaften und Mangolds gemeinsam verliehen.
NEU! Storytelling und Interaktives Zuhören am 19.10.2019 um 18.00 Uhr Veranstaltungskalender Büro der Nachbarschaften Adresse: Kernstockgasse 20, 8020 Graz