Wenn es um die Entsorgung von sperrigen Gegenständen oder Grünschnitt geht, ist der Sturzplatz oft die erste Anlaufstelle für die Grazerinnen und Grazer. Doch vielen ist nicht bewusst, was mit ihrem Müll danach geschieht und dass vieles gar kein Abfall ist.
Mit Blaulicht und Sirene rast ein Löschfahrzeug in die Einfahrt des Sturzplatzes hinein. Heraus springen Feuerwehrmänner in Uniform und einem Löschschlauch in der Hand. Gemeinsam sprinten sie in den hinteren Teil des Areals, der Grund: eine brennende Lithium-Ionen Batterie.
„Das passiert so ungefähr einmal im Monat“, erklärt Bernd Hager, stellvertretender Betriebsleiter. So kommt es bei Lithium-Ionen-Batterien oft zu einer schlagartigen Entladung und in Folge zu einem Brand.
Darum müssen die in E-Bikes enthaltenen Batterien speziell mit Panzertape oder Gaffa abgeklebt und mit Folie umwickelt werden. „Bisher hat sich niemand wirklich Gedanken über die Entsorgung der Lithiumbatterien gemacht. Deshalb gibt es auch nur eine Firma in Deutschland, die sie wirklich recyceln kann“, fügt Hager hinzu. Ein großes Problem, das das Recyclingcenter in den nächsten Jahren bestimmt noch intensiv beschäftigen wird. Vor allem, wenn auch immer mehr Batterien der „grünen“ E-Autos hinzukommen.
Matratzen, Möbel, Restmüll
156 Tausend Tonnen Abfall landen pro Jahr am Sturzplatz. Ob Geschirr, kaputte Kleiderschränke und Sessel oder altes Laub – das Recyclingcenter ist für viele Grazerinnen und Grazer die erste Anlaufstelle, wenn sie Müll entsorgen wollen. Seit 1985 wird hier Abfall gelagert, hinbringen kann jeder etwas. „Unterteilt ist das Recyclingcenter in das Center Eins und das Center Zwei. Das zweite Center ist kostenfrei, in beiden Centern werden im Jahr 30.000 Tonnen Müll entsorgt“, erklärt Kathrin Münzer, Leiterin des Stoffstrommanagements. Nachdem Privatpersonen ihre Verpackungen, PCs oder Batterien abgegeben haben, wird der Abfall an diverse Unternehmen weitergeleitet, die ihn dann recyceln und wiederverwerten. Im Recyclingcenter Eins hingegen kann man gegen eine Gebühr seinen Sperrmüll, Bauschutt oder Grünschnitt entsorgen. Zum Beispiel kosten 200kg Abfall fünf Euro.
Aus den Augen, aus dem Sinn
„Viele Menschen, auch Österreicher, sind nach dem Motto ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘ erzogen worden. Umso wichtiger ist Aufklärung über die Mülltrennung“, so Hager. Dennoch passieren immer wieder Fehler: Lithiumbatterien und Lacke landen im Restmüll oder – besonders häufig – noch genießbare Lebensmittel samt Plastikverpackung in der Biotonne. Um Abfälle aber ordnungsgemäß recyceln zu können, ist sortenreines Sammeln unumgänglich. Fehlwürfe müssen zudem aufwändig aussortiert werden, was zu einem enormen Kostenaufwand führt. Deshalb fängt Recycling auch bei jedem einzelnen Haushalt an.
Aber nicht nur Grünschnitt oder Restmüll schaffen es auf den Sturzplatz – auch Sperrmüll wird hier gern gesehen. Bis zu drei Monate lagern 700 bis 800 Tonnen Sperrmüll im Recyclingcenter, bevor die alten und kaputten Möbel mechanisch aufbereitet und an diverse Unternehmen weitergeschickt werden. Schockierende Zahlen, die zeigen, wie sehr wir Österreicher in einer Wegwerfgesellschaft leben. Und dabei wäre es so einfach einen kleinen Beitrag zu leisten. „Pfandflaschen oder langlebige Produkte, ebenso wie das Vermeiden von Verpackungen beim Einkauf würden unseren Müll um einiges reduzieren“, erklärt Münzer.
Mit Recycling die Umwelt schonen
Wird der Restmüll sortenrein getrennt, geht es ans Wiederverwerten. Vor allem in der Zementindustrie wird der aufbereitete Restmüll als Ersatzbrennstoff verwendet. Aber auch der Sperrmüll bekommt häufig eine „zweite Chance“: Ein Beispiel dafür wäre der Re-Use-Friday. Hier kann jeder von März bis Oktober kostenlos Gegenstände abgeben, die man selbst nicht mehr braucht, aber für die andere Menschen vielleicht noch Verwendung haben. So kommen in den Sommermonaten jeden Freitag viele Grazerinnen und Grazer am Sturzplatz zusammen, um ihre alten Sofas, Bücherregale, Kleidungsstücke, aber auch Betten und Lattenroste los zu werden. Frei nach dem Motto „Weitergeben statt Wegwerfen“ übernimmt Carla, eine Organisation der Caritas, diese Gegenstände, repariert sie und verkauft sie dann in ihren Läden weiter.