Gesundheitszentrum: Auf Herz und Nieren geprüft

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Dank dem neuen Gesundheitszentrum im Grazer Bezirk Gries könnten die AnnenviertlerInnen länger gesund leben, sagt Gesundheitsexperte Ernest Pichlbauer. Und nicht nur sie. Die Annenpost hat das neue Angebot genauer untersucht.

Sonnenstrahlen tauchen den großzügig gestalteten Warteraum in warmes Licht. PatientInnen warten geduldig oder füllen einen Anamnesebogen aus. Eine Studentin kommt hustend zur Tür herein und bekommt Minuten später spontan einen Termin. Die Tür zum Behandlungszimmer öffnet sich und Frau Doktor Leitner verabschiedet sich von einer älteren Patientin. Diese eilt in einen Nebenraum zur diplomierten Krankenschwester, um Blut abnehmen zu lassen.

Im Herbst eröffneten die Ärztinnen Elisabeth Wejbora und Johanna Leitner das zweite Gesundheitszentrum der Stadt, die Allgemeinmedizin Gries in der Karlauerstraße 17. Es ist das sechste seiner Art in der Steiermark, weitere 23 Primärversorgungseinheiten müssen noch folgen, um das gesetzte Ziel des Landes zu erreichen. Bis ins Jahr 2025 soll es steiermarkweit 30 Gesundheitszentren geben.

Was bringt ein Gesundheitszentrum?

Das Konzept der Primary Health Care – übersetzt primäre Gesundheitsversorgung – sieht vor, dass in den neuen Gesundheitszentren nicht nur AllgemeinmedizinerInnen zu finden sind, sondern auch VertreterInnen anderer Gesundheitsberufe – dies soll eine ganzheitliche Betrachtung der Probleme gewährleisten. Das Team der Allgemeinmedizin Gries bilden zwei Allgemeinmedizinerinnen, eine Logopädin, eine Sozialarbeiterin, eine Diätologin, eine Physiotherapeutin, zwei diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, zwei Ordinationsassistentinnen und ein Manager.

„Die Idee der Primary Health Care ist darauf ausgerichtet, gesundheitliche Probleme möglichst wohnortnah zu adressieren“, erklärt der renommierte Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer. Er beschreibt den Unterschied zwischen gesundheitlichen und medizinischen Problemen: So kann etwa Durst ein Symptom für gesundheitliche Probleme sein, gegen die noch aktiv etwas getan werden kann. Geschieht das nicht, ist ein medizinisches Problem die Folge: Dehydrierung. „Wir wissen, dass ungefähr 200 Menschen jedes Jahr an den Folgen von Dehydrierung sterben oder sich bei der Behandlung im Spital einen Krankenhauskeim einfangen“, so Pichlbauer. Primary Health Care ziele darauf ab, es gar nicht so weit kommen zu lassen und Prävention zu betreiben.

Länger gesund leben

„Früher verfügten die Menschen über mehr Know-How. Da wurde Fieber noch zuhause mit Hausmitteln behandelt. Heutzutage wird die Ambulanz der Krankenhäuser schon wegen Kleinigkeiten aufgesucht“, sagt Pichlbauer. Eine Folge seien überlaufene Spitäler und lange Wartezeiten. Außerdem seien viel mehr Menschen mittlerweile chronisch krank. Das bedeutet, dass sie Unterstützung in Form einer Langzeitbetreuung benötigen. Gesundheitszentren seien daher das Konzept der Gegenwart und Zukunft, um den Menschen eine angemessene Versorgung abseits der überlaufenen Krankenhäuser zu bieten.

Hausbesuche, kurze Kommunikationswege innerhalb der Praxis und die Senkung von Überweisungen zu Fachärzten tragen zu einer guten Versorgung in Primärversorgungseinheiten bei. Außerdem würden die Ambulanzen der Krankenhäuser entlastet, erklärt Pichlbauer: „Es ist erwiesen, dass die PatientInnen einer Primärversorgungseinheit länger gesund leben. Chronisch Kranke leben länger und besser, die Zahl der beschwerdefreien Lebensjahre erhöht sich, die Lebensqualität steigt. Das geschieht allerdings nur dann, wenn das Team multiprofessionell auf alle gesundheitlichen Probleme reagiert und nach den Ansatzpunkten des bio-psycho-sozialen Modells der WHO interveniert.“ Dieses Modell ermöglicht ein ganzheitliches Verständnis von Krankheit und Gesundheit.

Dank erweiterter Öffnungszeiten können PatientInnen auch am Abend in die Praxis kommen. – Foto: Jasmin Hebenstreit

Allgemeinmedizin Gries

Die PatientInnen der Allgemeinmedizin Gries kommen aus ganz Graz, aber vor allem aus der Nachbarschaft und der Albert-Schweitzer-Klinik. Die meisten PatientInnen kommen gleich in der Früh, ein großer Ansturm ist derzeit aber noch nicht feststellbar. „Viele PatientInnen haben sich gleich in der ersten Woche registrieren lassen. Mal kommen mehr, mal eben weniger“, erzählt Doktor Wejbora.

Eine junge Frau, die ihren Weg ins Gesundheitszentrum bereits gefunden hat, ist überzeugt: „Das Angebot ist für mich sensationell. Ins Krankenhaus muss ich dann sicher weniger oft gehen. Hier wird alles abgedeckt.“ Sie nahm an diesem Tag einen Physiotherapie-Termin im Gesundheitszentrum wahr. Vor allem StudentInnen und Menschen mit Migrationshintergrund seien dem Team aufgefallen, aber auch SuchtpatientInnen seien keine Seltenheit, erklären die Ärztinnen. Mit mehr als 26.500 Einwohnern gäbe es in Gries jedenfalls noch genug potentielle PatientInnen.

Eine Südburgenländerin, die immer Ausschau nach neuen Fotomotiven hält. Wenn sie nicht gerade hinter der Kamera steht, vergräbt sie ihre Nase in Büchern.

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