Inhaber Jawed Rezai an der Theke. Foto: Florian Schantl

Persisches Restaurant „Grillmeister“ hinter Baustelle versteckt

Lesezeit: 3 Minuten

Seit einigen Monaten hat das Restaurant „Grillmeister“ in der Annenstraße eine Baustelle vor sich stehen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter den Gitterzäunen?

Von Martin Pressnitz & Florian Schantl

Die Annenstraße ist geprägt von Hektik und Menschen, die nach einem langen Arbeitstag einfach nur nach Hause wollen. Doch auf Höhe des Annenhofkinos, vor dem persischen Restaurant „Grillmeister“, ist es ruhig. Wie denn sonst, steht doch eine Baustelle mit großem Kran davor und erschwert es den Leuten, einen kulinarischen Abstecher in die orientalische Grillwelt zu machen. Nur durch einen engen Durchgang gelangt man vorbei an den Bauzäunen und in das Restaurant. “Es kommen weniger Kunden deswegen”, so Jawed Rezai, der Inhaber dieses Familienbetriebs. Die Baustelle vor der Haustüre stelle für ihn ein echtes Problem dar. Die Umsätze seien seit dem Beginn der Baustelle im Juli 2019 spürbar zurückgegangenZwar hat er ein Schild auf den Baustellenzaun gehängt, das Kunden anlocken soll. Allerdings kann man dieses leicht übersehen.   

Ein oranges Schild am Bauzaun als Maßnahme gegen Kundenrückgang. Foto: Florian Schantl

Erfahrung aus dem Orient 

Jawed Rezai, der “Grillmeister”, kam vor fünf Jahren aus Afghanistan nach Österreich und eröffnete 2018 sein Restaurant. Rezai gilt als Spezialist für gegrillte Speisen. Laut ihm würden Landsleute aus ganz Österreich anreisen, um seine Gerichte zu verkosten. In Graz gibt es noch weitere  afghanische bzw. persische Restaurants, etwa in der Sackstraße oder der Keplerstraße. “Die Konkurrenz hat schon oft mit mir gesprochen. Sie fragten nach unseren Rezepten, weil es so gut schmeckt”, meint er.

Snapshot in Richtung Eingang. Foto: Florian Schantl

Atmosphäre im Restaurant „Grillmeister“ 

Wenn Gäste das Restaurant betreten, begrüßt sie ein reichlich geschmückter Raum. Ein von dem Inhaber selbstgemachtes Glasspiel hängt über einem Springbrunnen mit bunten Fischen von der Decke.“Ich habe alles selbst dekoriert“, erklärt der Inhaber. Persische Musik tönt aus den Lautsprechern und neben der Theke hängt ein Fernseher, auf dem nah-östliche Musikvideos auf- und abgespielt werden. Jede Wand verkörpert ihren eigenen Stil, keine gleicht der anderen. 

Erhalten der Tradition 

Das Warten auf die Mahlzeit ist keinesfalls langweilig. Die mit Teppichen ausgekleideten, traditionellen Sitzecken oder die exotischen Gerichte, die regelmäßig aus der Küche ihren Weg zu den Tischen finden, machen das Restaurant nicht nur zu einer dekorativ außergewöhnlichen Gaststätte. Vor einigen Jahrzehnten war es im Iran und in Afghanistan üblich, zuhause auf Teppichen auf dem Boden zu sitzen und zu essen. In Gasthäusern saß man auch damals während einer Mahlzeit nicht auf dem Boden. Die Gäste nahmen in den oben genannten Sitzecken im Schneidersitz Platz. In der Mitte wurde das Essen auf ein Tuch gelegt. “Im Iran sind manche Restaurants noch so, aber nur mehr alte, klärt Jawed Rezai auf.  

Küche im Restaurant „Grillmeister“

Da man sich bei den Zutaten und der Zubereitung als Österreicher nur wenig vorstellen kann, ist in der Karte zu jedem Gericht auch ein Foto der Mahlzeit abgebildet. Die afghanisch-iranische Küche ist dafür bekannt, sehr fleischlastig zu sein. Zum Würzen von Gegrilltem und Faschiertem wird “Somag” verwendet, ein pflanzliches Gewürz mit säuerlicheGeschmack. Die Spezialität des Hauses trägt wie das Restaurant selbst den Namen “Grillmeister”, die Annenpost hat sie getestet. Der „Grillmeister“ kostet 36,90€ für zwei Personen, ist sehr umfangreich und daher eher für drei Personen portioniert. Im Mittelpunkt stehen vier Fleischsorten – genau das Richtige für Fleischliebhaber. Tomaten und Paprikas komplettieren das Gericht, Reis dient als Beilage. Im Iran gilt diese Speise als Festtagsessen, da sie dort deutlich teurer ist als in Österreich. 

Eine echte Spezialität. Nomen est omen: Grillmeister. Foto: Florian Schantl

Auch Lammfleisch findet in der persischen Küche oft Verwendung, ebenso Kalbfleisch und Huhn. Ebenfalls auf der Speisekarte steht „kabab koobideh“: Faschiertes, das auf einen Spieß gewickelt wird. Das Gericht mit dem Namen Soltani gehört zu den Spezialitäten. Soltani besteht aus einer Kombination von Rinderfilet “Barg” und einem faschierten Rind- und Lammfleischspieß, dazu wird Reis gereicht. Als Gewürz und Verzierung für den Reis wird Safran verwendet. Daraus resultiert die gelbe Farbe. Da Safran sehr teuer ist, wird häufig Lebensmittelfarbe als Ersatz verwendet.  

 

Das kulinarische Angebot und die ausgefallene Dekoration laden jedenfalls dazu ein, dem österreichischen Alltag mit all seinen Selbstverständlichkeiten zu entfliehen. Das Bauprojekt vor der Tür des Lokals wird bis Sommer 2020 andauern – so lange muss Jawed Rezai noch durchhalten.    

Infobox

Grillmeister Restaurant

Annenstraße 32, 8020 Graz

Öffnungszeiten: Montag-Samstag, 11:00-23:00 Uhr

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