Am Gemäuer des Minoritenzentrums nagt der Zahn der Zeit. Letzte Renovierungsarbeiten liegen teils 40 Jahre zurück. Nun handelt das Kuratorium “Freunde von Mariahilf”, sechs Millionen Euro sollen dabei helfen. Diese Woche hat das Projekt gestartet.
Risse im Putz, von der Feuchtigkeit angegriffene Gemälde: Der Konvent der Minoriten verstand sich in seiner langen Geschichte immer als Orden der Demut, Gefügigkeit und finanziellen Grenzen. Doch nun steht das größte und zugleich teuerste Projekt an, das sie jemals in ihrer Geschichte hatten. Am Montag, den 10. Februar, ging es los. “Was die Höhe der Einzel-Subventionen betrifft, hat es sowas noch nie in Graz oder sogar der ganzen Steiermark für ein solches Projekt gegeben”, so Klaus Schweighofer, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums “Freunde von Mariahilf”. Dieses wurde gegründet, um die notwendige Sanierung umzusetzen und das Zentrum der Minoriten wieder zu einem bedeutenden Ort der kulturellen Begegnung zu machen. Die Rede ist von der Sanierung des Minoritensaals und des Kreuzganges in der Mariahilferpfarre und von rund sechs Millionen Euro. Jeweils 1,5 Millionen Euro steuern das Land Steiermark sowie die Stadt Graz bei, ein Zehntel des benötigten Budgets steuert der Konvent der Minoriten selbst bei. Zudem konnten die Organisatoren einige namhafte Sponsoren wie die Steiermärkische Sparkasse oder das Bauunternehmen Granit gewinnen. Außerdem veranstalteten die “Freunde von Mariahilf” bereits zahlreiche Benefizkonzerte und Aufführungen, die ausschließlich dem Großprojekt zugutekommen. Die Sanierung soll rund eineinhalb Jahre dauern, in dieser Zeit sind keine Veranstaltungen möglich.
Barrierefreiheit und mehr Platz für Künstler
Das Projekt besteht aus zwei großen Teilen. Zum einen soll das Veranstaltungszentrum saniert werden und zum anderen der Kreuzgang. Bei Ersterem stehen nicht nur die Säle selbst im Fokus, sondern auch die umliegenden Räume. So will man neue Sanitäranlagen und eine Fluchttreppe errichten. Zudem stehen zeitgemäße Veranstaltungsorte vor neuen Anforderungen: “Beleuchtung, Belüftung, behindertengerechte Zugänge, eine optimierte Auslastung der Künstlerräume und ein autofreier Bereich vor dem Minoritensaal”, klärt der Guardian des Klosters Tomasz Zegan auf.
Beim Kreuzgang hingegen geht es darum, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und die Fassade zu sanieren. Die Räume und Höfe haben sich in den Jahren stark bewegt, Böden sind gesunken und haben sich angehoben. Deswegen bildet das Ausgleichen dieser einen großen Teil bei der Renovierung und Barrierefreiheit, auch ein neuer Lift soll kommen. Außerdem wollen die Verantwortlichen in Zukunft die Ressource Raum effizienter nutzen. Hohe Räume erlauben es, eine Zwischendecke einzuziehen, um so mehr Platz für auftretende Künstler zu haben.
Herausforderungen der Restaurierung
Das anspruchsvollere und größere Projekte betrifft den großen Minoritensaal, in dem aufgrund seiner besonders guten Akustik Konzerte der Styriarte oder der Cellisten Erich Oskar Hütter und Friedrich Kleinhapl stattfinden. Die Sanierungsarbeiten bergen die Gefahr, dass diese natürliche Tonverstärkung eingeschränkt wird oder gar verloren geht. “Uns ist wichtig, dass wir auch in Zukunft weiterhin keine technischen Hilfsmittel benötigen”, so Peter Grabner, Fachhilfe der Diözese Graz über das heikle Vorhaben. Eine weitere Herausforderung stellt die Sanierung des Putzes im Saal dar. Im Laufe der Jahre sind Risse in den Freskomalereien entstanden – auf die Restauratoren wartet eine mühsame Arbeit.
Auch der Denkmalschutz hat bei der Sanierung ein Wörtchen mitzureden: Dieser erlaubt beispielsweise keine Klimaanlage. Jedoch bietet der große Minoritensaal Platz für bis zu 340 Menschen. Mehr als 130 Veranstaltungen jährlich und damit Menschenmassen bewirken eine hohe Luftfeuchtigkeit, die den Ölgemälden im Saal im Laufe der Jahre sehr zugesetzt hat. Mit einer Lüftungsanlage und Adaptierungen an den Fenstern fand man aber einen Kompromiss, sodass die Sommermonate künftig dennoch erträglicher werden.
Zukunft
Während der Sanierungsphase sind logistisch und aus Sicherheitsgründen keine Veranstaltungen möglich. Zm jetzigen Zeitpunkt sind aber Benefizkonzerte in der Mariahilf-Kirche geplant, die der Renovierung zugutekommen werden.
Ob sich der Umbau wie geplant in eineinhalb Jahren ausgehen wird? “Im Augenblick fehlen noch rund zwei Millionen Euro“, sagt Klaus Schweighofer. „So steht dem Projekt noch eine längere Reise bevor.”