Covid-19 hält die Welt in Atem. Auch für das Annenviertel bedeutet der derzeitige Zustand eine noch nie dagewesene Herausforderung. Doch wie geht man in den einzelnen Bezirken mit der Situation um?
Per Telefon bzw. via Videochat erreichte die Annenpost die politischen Verantwortungsträger der Bezirke Eggenberg, Lend und Gries und unterhielt sich mit ihnen über die Auswirkungen der verordneten Maßnahmen, regionale Initiativen und ihre persönlichen Einstellungen.
Studierende erledigen Einkäufe für Risikogruppen
In Eggenberg waren ursprünglich eigene Gruppen mit Studenten, welche Einkäufe für Senioren und Risikogruppen erledigen, geplant. Da die Stadt Graz diesbezüglich jedoch bereits eine Vereinbarung mit der ÖH laufen hatte, habe man sich mit ihm “kurzgeschlossen”, erzählt der Eggenberger Bezirksvorsteher, Robert Hagenhofer (ÖVP). Betreffende Anrufe (unter 0316/872333 – erreichbar werktags zwischen 9 und 13 Uhr) werden nun nach Eggenberg weitergeleitet. Die Initiative werde sehr gut angenommen, sagt der Bezirksvorsteher.
“Ältere Generation immer wieder unterwegs gesehen”
Insgesamt gebe es in Eggenberg nur “leichte Beschwerden” bezüglich Nichteinhaltungen der Ausgangsbeschränkungen und des nötigen Abstands. “Manche wollen es noch immer nicht glauben”, meint der Bezirksvorsteher in Hinblick auf seine persönlichen Beobachtungen: “Mir ist aufgefallen, dass besonders die ältere Generation unter den Ausgangsbeschränkungen leidet, da man sie öfters unterwegs gesehen hat”, so Hagenhofer. Hauptsächlich gebe es Probleme in “öffentlichen Bereichen”, am Bauernmarkt sei daher zusätzlich der Freitag als Markttag eingeschoben worden. Marktstandler sollen sich nun abwechseln.
Die Maßnahmen hält der Bezirksvorsteher für genau richtig, sie seien so streng wie nötig. “Die Bundesregierung macht einen guten Job und präsentiert sich auch sehr gut”, sagt er. Zur Normalität zurückkehren werde man trotz korrekter Maßnahmen erst wieder im Juni, so der Bezirksvorsteher.
Mehr Platz am Bauernmarkt für notwendigen Abstand
Auch im Bezirk Lend habe es Probleme mit dem Abstandhalten auf Bauernmärkten gegeben, sagt Bezirksvorsteher Wolfgang Krainer (ÖVP). Das Marktamt habe als Folge dessen kleine Produzenten, sogenannte “Tagesbauern”, nicht mehr zulassen wollen. “Dieser Vorschlag hat mir gar nicht gefallen, weil das zum Großteil Biobauern sind, die sehr gute und wichtige Produkte liefern und wirtschaftlich sehr davon abhängen”, so Krainer. Daher habe er allen zuständigen Abteilungen stattdessen empfohlen, die Fläche des Bauernmarkts auszuweiten, um somit die Marktstände aufzulockern. “Ich will nicht sagen, dass das nur an mir gelegen hat”, doch eine Woche später sei dies tatsächlich geschehen und eine “schöne Auflockerung” festzustellen gewesen, sagt der Bezirksvorsteher.
Fokus auf Obdachlose
Außerdem beteiligt sich der Bezirk Lend an der bereits beschriebenen Einkaufsaktion für Risikogruppen der Stadt Graz. “Die Aktion ist ausreichend und funktioniert gut”, sagt Krainer. Studierende, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, können sich unter der Telefonnummer 0316 872 333 mit Name, Wohnort und Telefonnummer melden. Außerdem schaue man in der jetzigen Situation vermehrt auf die Unterbringung Obdachloser. Betroffene können nun auch am Tag in “Nachtschlafstätten” verweilen. “Wir haben es geschafft, für jenen Obdachlosen, der schon seit einigen Jahren unter der Keplerbrücke lebt, mit Hilfe der Caritas eine Wohnung zu finden”, führt Krainer als Beispiel an.
Leute seien vernünftiger geworden
Auch Krainer unterstützt die Maßnahmen der Bundesregierung, denn sie habe sehr rasch, hart und gut reagiert. Zu den wirtschaftlichen Plänen der Regierung sagt Krainer, der selbst selbständig ist : “Der Härtefallfond der WKO ist eine gute Sache, die Unterstützung der Kurzarbeiter*innen wird jedoch noch dauern, da Unternehmer*innen Löhne im Voraus selbst bezahlen müssen”, sagt Krainer.
Die Leute seien außerdem vernünftiger geworden: “jeder schaut auf sich, jeder schaut auf den anderen”. Für die Zukunft hofft Krainer, dass “die Menschen so vernünftig sind und das Impfen über sich ergehen lassen – sofern ein brauchbarer Impfstoff herauskommt”. Krainer hofft auch, “dass man vielleicht darauf kommt, dass das mit dieser ständigen Händeschüttlerei und Bussi-Bussi-Gesellschaft nicht so charmant ist und man auch in Zukunft etwas mehr Distanz wahrt.” Die Krise werde man laut Krainer – sofern wir uns alle an die Maßnahmen halten – bis Sommer überwinden können.
“Der Gries war nie ganz ruhig”
Besonders stark spüre man die derzeitigen Änderungen im Gries, meint Bezirksvorsteher Tristan Ammerer (Grüne), da “der Gries sonst nie ganz ruhig ist – und jetzt halt schon”. Gleich wie die beiden anderen Bezirke beteiligt sich auch dieser an der Einkaufsaktion der Stadt Graz. Ansonsten gäbe es “ausschließlich private Initiativen”. Ebenfalls nennt Ammerer die Online-Services des “ANNENVIERTLER Büro zur Rettung der Welt”.
“Leute im Gries-Viertel eigentlich sehr gelassen”
“Einzig in den ersten Tagen haben sich einige Menschen nicht an die Ausgangsbeschränkungen gehalten, das ist aber in ganz Graz so gewesen. Ansonsten halten sich die Leute jedoch sehr streng daran”, sagt Ammerer. In den Geschäften sei – bis auf ein paar Stunden – auch nie wirklich etwas ausverkauft gewesen. “Die Leute sind im Griesviertel eigentlich sehr gelassen”, sagt er. Mit Verweis auf die Krisenstäbe glaubt auch Ammerer nicht, dass wir vor Sommer noch zu irgendeiner Art von Normalität zurückkehren werden.
Beitragsbild: v.l.n.r.: Robert Hagenhofer (Foto: Stadt Graz), Wolfgang Krainer (Foto: Foto Fischer), Tristan Ammerer (Foto: Nikola Milatovic); Montage: Michael Baumgartner