Haftanstalt Graz-Karlau von außen
Haftanstalt Graz-Karlau

Karlau: Hinter Gittern in Zeiten von Corona

Lesezeit: 3 Minuten

Die Corona-Pandemie ist eine Herausforderung für alle. Doch wie sieht derzeit eigentlich das Leben der 550 Männer aus, die in der Justizanstalt Karlau im Bezirk Gries ihre Haftstrafe absitzen?

Dicke Mauern, Stacheldraht, Überwachungskameras und Gitterstäbe. Diese Bilder haben vermutlich die meisten im Kopf, wenn sie an ein Gefängnis denken. Wie es innen aussieht, wissen jedoch die wenigsten. Spaziert man die Herrgottwiesgasse entlang, an der Anstalt vorbei, wirkt zunächst alles wie immer. Doch Corona hat den Betrieb in der Karlau ziemlich auf den Kopf gestellt. Der Alltag in der Strafvollzugsanstalt hat sich in den letzten Wochen stark verändert.

Desinfizieren, Abstand halten und Maske tragen

Die allgemeinen Sicherheitsbestimmungen gelten selbstverständlich auch im Gefängnis. Bedienstete verteilen in allen Abteilungen Desinfektionsmittel. Türklinken, Geländer und Flächen werden regelmäßig gereinigt. Alle BeamtInnen sind verpflichtet, Masken zu tragen. Wenn sie die Anstalt betreten, heißt es erst einmal Fieber messen. „Wir wissen, dass es ein massives Problem geben würde, wenn das Virus in die Anstalt eingeschleppt wird“, sagt Anstaltsleiter Josef Mock. „Da die Angestellten Kontakt nach außen haben, halten sie die Schutzmaßnahmen besonders sorgfältig ein”, versichert er. Die Anstaltsleitung bittet auch die Inhaftierten, einen Mund-Nasen-Schutz  zu tragen. Verpflichtend ist es nur in manchen Betrieben, wie etwa in der Küche. Die meisten tragen Masken, die in der Anstalt selbst genäht wurden. Mehrere hundert Stück haben die Häftlinge im internen Textilbetrieb schon produziert. 

Karlau von innen
Ein Trakt in der Justizanstalt Karlau. (Foto: JA Graz-Karlau)

Arbeit und Freizeit im Ausnahmezustand

Auch die meisten Häftlinge haben eine Arbeit. Viele Strafgefangene können derzeit normal weiterarbeiten. Nur manche Betriebe, wie beispielsweise die Schuhmacherei, wurden vorübergehend geschlossen. Einige Werkstätten laufen zwar weiter, benötigen aber aufgrund der niedrigeren Auftragslage momentan weniger Arbeitskräfte. Freigänger, die bislang außerhalb der Anstalt angestellt waren, sind für die Corona-Zeit in die Außenstelle Lankowitz umgezogen. Dort helfen sie in der Landwirtschaft. Für Häftlinge, die eigentlich arbeiten möchten, das aber momentan nicht können, gibt es eine Sonderregelung. Ein paar Stunden werden ihnen im Voraus gutgeschrieben. Diese müssen nachträglich abgeleistet werden. „Wie draußen, gibt es auch hier so etwas wie Kurzarbeit, damit sich die Inhaftierten Briefpapier, Zigaretten oder ähnliches leisten können.“, so Mock.

 Da einige Insassen jetzt arbeitslos sind, hat sich die Anstaltsleitung alternative Beschäftigungsmöglichkeiten überlegt. Mock erklärt, dass sie das Freizeitangebot massiv ausgeweitet haben. So wäre jetzt beispielsweise der Fußballplatz täglich geöffnet. Geplante Veranstaltungen, wie etwa das Fußballspiel mit der Vereinigung der Kriminalschriftsteller, konnten jedoch nicht stattfinden. Da zur Zeit striktes Besuchsverbot herrscht, sei das Personal ausgelasteter denn je. Den Insassen fehlt der persönliche Kontakt zu ihren Angehörigen. Videochat, Telefonate und Briefverkehr seien zwar möglich, doch der Kontakt durch Besuch, der den Alltag in der Anstalt sonst lebenswert macht, gehe trotzdem ab. Schrittweise soll es jetzt jedoch wieder zu Lockerungen kommen. So sollen laut Bundesjustizministerium beispielsweise ab morgen, dem 11.05.2020, wieder Besuche erlaubt sein.

Kommunikation ist alles

Die BeamtInnen legten von Beginn an Wert auf gute Kommunikation. Um die Gefangenen auf dem Laufenden zu halten, übermittelten sie anfangs täglich eine Insassenpost mit den neuesten Corona-Informationen. Die Bemühungen des Personals kämen laut Mock sehr gut an. „Wir erhalten viele Briefe von den Gefangen, in denen sie sich bei uns bedanken.“, erzählt er. „So viele positive Rückmeldungen wie jetzt, haben wir noch nie bekommen“. Die Stimmung sei, anders als in Haftanstalten anderer Länder, sogar ruhiger, als zuvor. Anstaltsleiter Mock ist überzeugt, dass man auch aus der Krise lernen kann. „Wenn alles vorbei ist, werden wir uns überlegen, welche Neuerungen wir auch weiterhin beibehalten wollen.“

Vorbereitet auf den Ernstfall

Einen Corona-Ausbruch innerhalb der Haftanstalt Karlau hält Mock für unwahrscheinlich. Doch auch auf den Ernstfall sei man vorbereitet, versichert er. Bereits Ende März wurde eine Justizwachebeamtin positiv auf das Virus getestet. Daraufhin führte die Justizanstalt Karlau ein neues Dienstsystem mit zwei Gruppen ein. Würde jemand aus einer Gruppe krank werden, wäre immer noch die zweite Gruppe voll einsatzfähig. Auch auf mögliche Infektionen unter den Insassen sei man vorbereitet. Eigene Isolierstationen wurden eingerichtet, bis dato jedoch nicht gebraucht. Mock erklärt: „Bislang hat es unter den Häftlingen noch keine Corona-Fälle gegeben und wir sind auf einem guten Weg, dass das auch so bleibt.“

 

 

Geboren und aufgewachsen in Graz, träumt allerdings davon, eines Tages die ganze Welt zu erkunden - insbesondere die tropischen Regenwälder dieser Erde.

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