Student vor Laptop

Unterstützung für Studierende – nicht nur in Zeiten von Corona

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Die Corona-Krise stellt auch viele Studierende vor große Herausforderungen. Die Psychologische Studierendenberatung in Graz bietet Beratungen bei allen studentischen und persönlichen Problemen an.

Die Psychologische Studierendenberatung im Bezirk Gries unterstützt Studierende und Studieninterressierte. Von Beratungen zur Studienwahl, über Tipps zur Bewältigung von Prüfungsangst bis hin zur Behandlung von psychischen Problemen gibt es ein breit gefächertes Angebot. Die Unterstützung ist kostenlos und auf Wunsch anonym. Die Beratungsstelle ist eine Einrichtung des Wissenschaftsministeriums. Acht PsychologInnen betreuen dort pro Jahr mehr als 2000 KlientInnen. Leiter Kurt Fink gab der Annenpost einen Einblick in die Arbeit der Einrichtung.

Ein offenes Ohr für alle Anliegen

Laut Fink seien die Probleme, wegen derer Menschen zur Beratung kommen, sehr vielfältig: „Das geht quer durch den Gemüsegarten.” Häufige Themen seien Prüfungsangst und Studienverzögerung. Die Einrichtung unterstützt Studierende aber nicht nur bei studienbezogenen Problemen: „Man kann wirklich mit allen Anliegen und Problemen, die ambulant behandelbar sind, zu uns kommen“, so Kurt Fink. Besonders Depressionen seien hier ein großes Thema. Pro Gespräch nehme man sich in etwa 50 Minuten Zeit. 5 bis 6 KlientInnen schaffe man pro Tag. Der Zulauf zu Beratungen sei die letzten Jahre gestiegen, personell sei man aufgrund von Sparmaßnahmen geschrumpft. Die Wartezeit für ein Erstgespräch liege teilweise bei bis zu 4 Wochen. „Das ist nicht mehr optimal“, gesteht Fink. Menschen, die intensivere Betreuung benötigen, werden an geeignete Stellen weiterverwiesen.

Dr. Kurt Fink, Leiter der Psychologischen Studierendenberatung in Graz
Dr. Kurt Fink arbeitet seit über 30 Jahren bei der Psychologischen Studierendenberatung in Graz – Foto: studierendenberatung.at

Umstieg auf Fernberatung

Aufgrund der Corona-Krise musste von einem Tag auf den anderen auf Fernberatung umgestellt werden. Die MitarbeiterInnen kommunizieren nun via Email, Telefon, Video- und Onlinechat. In Ausnahmefällen sind – nach Voranmeldung – auch wieder persönliche Beratungen möglich.

Vor der Corona-Krise gab es auch eine Reihe von Gruppenangeboten. Diese mussten großteils verschoben werden. Zwei dieser Angebote finden nun via Videochat statt. Einerseits ist das die Studienabschlussgruppe, die sich um Fragen und Probleme rund um den Studienabschluss dreht. Andererseits wird ein Lerncoaching abgeboten, welches sich an Menschen richtet, die Schwierigkeiten beim Lernen, bei der Lernmotivation oder bei der Prüfungsvorbereitung haben. Beide Gruppenangebote sind interaktiv aufgebaut. Neben den BeraterInnen können sich auch andere Studierende mit Tipps einbringen. Beide Angebote finden wöchentlich statt und können von Interessierten nach Voranmeldung besucht werden.

„Manche haben den Shutdown auch genossen“

Zu einem Anstieg an Anfragen sei es durch die Corona-Krise nicht gekommen: „Die ersten zwei bis drei Wochen nach dem Shutdown haben wir gar keine Anfragen gehabt.“ Man nähere sich jetzt wieder an das frühere Niveau an. Studierende kämen wegen den gleichen Themen wie vorher, diese hätten sich aber teilweise verschärft. Durch das Wegfallen von Nebenjobs oder Arbeitslosigkeit bei den Eltern seien finanzielle Sorgen stark gestiegen. Auch bei Partnerschaftsproblemen gebe es einen Anstieg. „Die Leute sind sehr aufeinander geklebt. Oft leben sie auch noch in beengten Wohnsituationen zusammen. Das hat auf Dauer zu Problemen geführt.“, so Fink. Die derzeitige Situation treffe allerdings nicht jeden gleich: „Leute, die sozial ängstlich sind, haben es teilweise auch genossen, dass der Druck, sozial aktiv zu sein und unter Leute gehen zu müssen, weggefallen ist.“.

Fehlende soziale Komponente

Menschen, die schon vorher Probleme hatten, ihren Arbeitsalltag zu strukturieren, seien jetzt durch den Fernunterricht noch schwerer betroffen. Dass viele Studierende den Online-Unterricht als anstrengend empfinden, führt Fink auf die fehlende soziale Komponente zurück: „Wir Menschen sind grundsätzlich auf persönlichen Kontakt miteinander ausgerichtet. Das ging am Anfang noch relativ leicht, aber je länger der derzeitige Zustand andauert, desto belastender wird das teilweise erlebt.“ 

Teufelskreis durch ständiges Aufschieben

Fink rät dazu, sich Tagespläne zu machen. „Je größer die Versagensangst einer Person ist, desto eher neigt sie dazu, die Struktur zu verlieren. Die Angst vor dem Versagen bewirkt, dass man sich nicht zackig an etwas heransetzt, sondern aufschiebt. Nicht, weil man etwas nicht machen will, sondern weil man eben diese Angst fühlt.“ Dies führe dazu, Dinge immer weiter in die Zukunft zu verschieben, wodurch auch die Angst zunehme. So komme ein Teufelskreis zustande. Manche würden sich ihre Zeit intuitiv einteilen, bei anderen könnten sich aber bereits existierende Probleme durch die Corona-Krise verstärken.

Die Psychologische Studierendenberatung

Standort: Dreihackengasse 1, 8020 Graz

Tipps für das Studium, insbesondere in der Corona-Krise, sowie Kontaktmöglichkeiten findest du auf www.studierendenberatung.at.

©Beitragsbild: Unsplash: @sickhews

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