Security-Mitarbeiter in der Haupthalle des Grazer Hauptbahnhofs

Bahnhof-Securities: Immer mit der Ruhe

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Wer am Grazer Hauptbahnhof für die Sicherheit verantwortlich ist, muss ordentlich was aushalten. Immer wieder kommt es zu Übergriffen. Ein Blick in den Alltag der ÖBB-Security-Beamten.

Rund 30.000 Personen besuchen zu normalen Zeiten den Grazer Hauptbahnhof – um einen Zug oder Bus zu erwischen, jemanden abzuholen oder etwas in den Shops zu kaufen. Kein Wunder, dass der Betrieb nicht ohne Zwischenfälle abläuft. Eine genaue Statistik dazu gibt es nicht, wie die Polizeipressestelle auf Anfrage erklärt. Aber man muss nur die täglichen Presseaussendungen der Polizei verfolgen, um einen Einblick zu bekommen, mit welchen Herausforderungen das Sicherheitspersonal dort konfrontiert ist. Nur zwei Beispiele aus den vergangenen Wochen:

24. November. „Nach Aufforderung Maske zu tragen: Security bespuckt”: Spätabends halten Polizisten einen laut schreienden 48 Jahre alten Mann an, der vor einem ÖBB-Sicherheitsbeamten davonläuft. Der sagt aus, er habe ihn zuvor auf die Maskenpflicht hingewiesen und sei daraufhin von dem Mann angespuckt worden.

5. Dezember. „Gefährliche Drohung. Festnahme“: Ein schwer Alkoholisierter bedroht einen Mann am Bahnhofsvorplatz mit dem Umbringen. Beim Verhör in der Polizeiinspektion Graz-Hauptbahnhof wird der Mann aggressiv und beschimpft die Beamten.  

Herausforderungen sind Alltag

Derartige Vorfälle gehören zum herausfordernden Alltag der ÖBB-Security-Mitarbeiter, die hier rund um die Uhr im Einsatz sind. „Am Vorplatz gab es schon des Öfteren Raufereien unter Jugendlichen“, teilt das Unternehmen Mungos mit, eine ÖBB-Tochter, die für Sicherheit am Bahnhof sorgt. „Auch im Park vor dem Bahnhof sammeln sich gerne Randgruppen und bei größerem Alkoholkonsum gibt es Probleme.“ In ganz Österreich beschäftigt Mungos mehr als 500 Mitarbeiter*innen im 12-Stunden-Schichtbetrieb. Wenn die Situation eskaliert, rufen sie die Polizei. ÖBB-Securities dürfen zwar Verdächtige anhalten, aber nicht wie Polizisten verhaften. Um ihr Vorgehen später rechtfertigen zu können, tragen alle Security-Mitarbeiter Bodycams, die sie in brenzligen Situationen aktivieren. Sollte es zu echten Ausnahme- oder Gefahrensituationen kommen, sind die ÖBB-Securities auch dafür ausgebildet: durch laufende Szenarien-Trainings mit der Polizei sowie durch ihre gute Ausbildung, deren Qualität „deutlich über dem Branchenschnitt“ liege, wie das Unternehmen betont.

Zwei ÖBB-Security-Mitarbeiter gehen durch die Bahnhofshalle.
Bei Rundgängen sind ÖBB-Securities immer zu zweit unterwegs – Foto: ÖBB/Christian Zenger

Vielseitige Aufgaben

Abgesehen vom Anhalten von Verdächtigen sind ÖBB-Securities für alles verantwortlich, was der Sicherheit am Bahnhof dient. Eine typische Schicht beginnt um 6 bzw. um 18 Uhr mit einer Lagebesprechung, bei der die Mitarbeiter Funkgeräte, Handys und Bodycams übernehmen, wie das Unternehmen in einer ausführlichen Stellungnahme schriftlich mitteilt. Danach machen sie sich zu Rundgängen auf, die sie vom Süden des Bahnhofs bei der Autoverladung über alle Bahnsteige, den Personentunnel und Vorplatz bis hin zu den zwei kleinen Parks führen. Wer bettelt, Tauben füttert, am Bahnsteig raucht, die Gitarre auspackt, um gegen Kleingeld zu musizieren oder sonst gegen die durchaus detailreiche Hausordnung verstößt, wird ermahnt. Oder, falls uneinsichtig, „des Bahnhofs verwiesen“. Wer ohnehin schon „Hausverbot“ hat und dennoch angetroffen wird, dem „wird der Aufenthalt verwehrt“.

Manchmal setzen die Beamten auch Schwerpunkte. Etwa wenn sich Graffitibeschädigungen häufen oder „durch übermäßigen Alkoholkonsum am Bahnhof durch Randgruppen das Sicherheitsgefühl unserer Kund*innen beeinträchtigt werden sollte“, schreibt die Mungos-Pressestelle. Mobilitätshilfen sowie das Erteilen von Auskünften gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Securities. Nach der letzten Zugfahrt um 0.45 sperren die Sicherheitsbeamten das Areal, um 4 Uhr morgens wird der Bahnhof wieder geöffnet. Bis zu 20 Kilometer legen einige Mitarbeiter an einem derartigen Tag zurück.

 

Titelbild: ÖBB-Securities in der Haupthalle des Grazer Hauptbahnhofs – Foto: ÖBB/Kicker

Infobox
Interesse an einem Job?

Als Security-Mitarbeiter muss man polizeiliche Unbedenklichkeit aufweisen, einen B-Führerschein haben und jedenfalls Deutsch sprechen. „Das wichtigste ist, dass der Bewerber keine Berührungsängste hat – er muss offen auf die Bahnkund*innen zugehen können und sollte eine hohe Stressresistenz haben. Ruhig bleiben ist in diesem Job das A und O.“, teilt das Unternehmen MUNGOS mit.

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