Seit acht Jahren versucht Sabrina Wurzer mit ihrem Verein Katzenhilfe Graz in Eggenberg ausgesetzten Katzen und ehemaligen Streunern ein schöneres Leben zu schenken.
1,8 Millionen Hauskatzen leben nach Schätzungen von Statista in österreichischen Haushalten. Damit ist die Katze das beliebteste Haustier. Aber nicht alle Katzen haben ein Zuhause. Streuner und herrenlose Katzen sterben oft früh an Krankheiten und Verletzungen. Der Verein Katzenhilfe Graz, den Sabrina Wurzer vor mehr als acht Jahren gegründet hat, nimmt sich genau dieser Katzen an.
Zusammen mit ihren meist sechs bis sieben Pflegestellen hilft sie ehrenamtlich kranken und teils verwilderten Katzen. Auf der Webseite des Vereins werden viele der Hilfsaktionen dokumentiert. Vergangenes Jahr finanzierte der Verein die Kastration von rund 30 Katzen und übernahm vier Babys.
Die Unterschiede im Vergleich von einer Pflegestelle zu klassischen Tierheimen liegen vor allem in der Zeit, die sich Sabrina für die einzelnen Tiere nehmen kann. In Pflegestellen leben die Tiere auch wie normale Haustiere im Haushalt. So gewöhnen sich auch verängstigte Katzen gut leichter ein. „Es ist eine wunderbare Aufgabe. Das schönste Geschenk dabei ist es, die positive Entwicklung der Katzen mitzuverfolgen“, so die leidenschaftliche Tierschützerin.
Mit Herzblut und Engagement
Unterstützt wird Sabrina durch ein verlässliches Team aus Helfer*innen, die ebenfalls “Notfellchen” zur Pflege übernehmen, wie Sabrina Wurzer ihre Katzen liebevoll nennt. Angefangen hatte alles mit der Bitte eines Bekannten, die sechs Babys seiner Katze zu vermitteln. „Man soll nicht wegschauen, wenn jemand in Not ist und da Tiere nicht für sich selbst sprechen können, muss der Mensch ihnen eine Stimme geben“, sagt Sabrina, die selbst zwölf Katzen hat. Alle ihre Tiere stammen aus dem Tierschutz, teilweise auch aus dem Auslandstierschutz.
Die meisten Katzen, die Sabrina und ihre Helfer*innen pflegen, sind ungewollte und gerettete Bauernhofkatzen. Da Streuner generell eher scheu sind und aus zwei Katzen binnen fünf Jahren bei unkontrollierter Vermehrung rund 13.000 werden können, lässt sich die Anzahl an verwilderten Katzen in der Steiermark nur schwer beziffern.
Das schönste Geschenk dabei ist es, die positive Entwicklung der Katzen mitzuverfolgen. – Sabrina Wurzer
Streuner gibt es aber längst schon nicht mehr nur am Land. So lebt etwa auch am Grazer Schlossberg eine verwilderte Katzenpopulation. Tierfreund*innen betreuen die Tiere an Futterstellen. Einen groben Überblick über die Streuner Zahlen lassen die Kastrationszahlen zu. In der Steiermark gibt es seit 2006 ein Kastrationsprojekt für Streunerkatzen, bei dem bereits mehr als 19 000 Streuner kastriert werden konnten. Auch die Aufklärung über Bauernkatzen und deren Kastration hat Sabrina Wurzer sich zur Aufgabe gemacht. Seit Anfang 2005 besteht in Österreich eigentlich eine gesetzliche Kastrationspflicht für Katzen, die nicht ausschließlich in der Wohnung gehalten werden. So soll die Streunerpopulation nachhaltig gesenkt und das Tierleid minimiert werden.
Wenn Landwirt*innen auf die Katzenhilfe Graz zukommen, so organisiert Sabrina das Einfangen und Kastrieren der teils verwilderten Katzen am Bauernhof und übernimmt auch die Kosten dafür. Fast alle Tiere dürfen danach wieder in ihren gewohnten Lebensraum zurück. Die Aktion wird von den Landwirt*innen gut angenommen. „Die Kastration von Bauernkatzen und Streunern ist die nachhaltigste Form des Tierschutzes überhaupt“, meint die Katzenliebhaberin.
Im Tierschutz aktiv werden
Kleine Vereine wie die Katzenhilfe Graz leben von ihren Mitgliedern, von Geld- und Sachspenden oder Patenschaften. Aber am wichtigsten sind verlässliche Pflegestellen. Dafür ist nicht jede und jeder geeignet, weswegen Sabrina ihre Pflegestellen selbst sorgfältig auswählt. Ziel ist es, dass die Katzen ein endgültiges Zuhause finden. „Das Tier und die zukünftigen Halter*innen müssen harmonieren“, so Sabrina. Deswegen führt die Tierschützerin vorab mehrere Gespräche mit den möglichen Halter*innen und nimmt das neue Zuhause auf Katzentauglichkeit unter die Lupe.
Das hartnäckige Gerücht, Katzen seien Einzelgänger ist falsch. Deswegen vermittelt Sabrina die Tiere mindestens zu zweit oder zu einer bereits im Haushalt lebenden Katze. Dennoch herrscht bei der Vergabe der Pflegekatzen kein Stress. „Tiere sind keine Arbeit. Es ist eine Selbstverständlichkeit für die Katzen da zu sein“, sagt die engagierte Grazerin. Das Glücksgefühl und die Bereicherung, die all das mit sich bringt, sei mit nichts aufzuwiegen.
Titelbild: Leopold und Linus – Foto: Katharina Wakonig