Die Schipisten im ganzen Land sind offen, die Fußballplätze jedoch bleiben (noch) zu. Die U11-Trainerin des ESK und der Jugendleiter von Austria Puch machen sich Sorgen um ihre Schützlinge. Und die Nachwuchskicker vermissen ihre Freunde.
Die aktuelle Situation geht Jugendleiter Manfred Klemmer nahe. Dort wo sonst dutzende Kinder zum Fußballspielen zusammenkommen, steht er heute ganz allein. Seit dem 31. Oktober 2020 wurde am Grün des Puch-Platzes nicht mehr gekickt. „Ich habe schon viel gesehen, aber was derzeit passiert, verlangt auch mir viel ab”, erzählt Klemmer, der bereits seit 30 Jahren im Kinderfußball tätig ist. Vor allem das Wohl der Kinder bereite ihm Sorgen. „Zu den meisten habe ich keinen Kontakt mehr und ich weiß auch nicht, ob sie wiederkommen werden.”
Grundsätzlich soll der Kontakt zu Eltern und Kindern über WhatsApp gehalten werden, aber das funktioniere auch „in normalen Zeiten” schon schwer. „Ich vermute, viele sind mit der Situation überfordert und haben auch ohne Fußball schon genug zu bewältigen”, sagt Klemmer. Normalerweise basiert der Trainingsbetrieb und der Kontakt mit den Kindern auf viel Selbstständigkeit. „Wenn sie wissen, wir haben am Mittwoch um 17 Uhr Training, sind sie um diese Uhrzeit am Platz, ohne dass sich die Eltern viel kümmern müssen.“ Generell ist die Zukunft des Vereins ob der aktuellen Lage ungewiss. „Wenn wir so viele Kinder verlieren wie nach dem ersten Lockdown, wird es für unsere Jugendabteilung finanziell ganz eng”, meint Klemmer.
Kein Kontakt zu Teamkollegen
Nino, Spieler der U12, ist einer der Wenigen, zu denen Klemmer den Kontakt nicht verloren hat. „Ich schreibe meinem Trainer hin und wieder eine Nachricht”, erzählt der Elfjährige, der an diesem Tag eigens zum Sportareal nördlich der Kalvarienbrücke gekommen ist. Sehnsüchtig wirft er einen Blick Richtung Fußballplatz. Nino hat hier Ende Oktober das letzte Mal gespielt. Obwohl die bisherige Saison für die Mannschaft und ihn nicht ganz nach Wunsch verlief, lässt sich während seinen Erzählungen ein Lächeln unter der FFP2-Makse erahnen.
Schließlich kommt der Kapitän der U12-Mannschaft auf weniger schöne Dinge zu sprechen. „Zu meinen Teamkollegen habe ich fast keinen Kontakt mehr. Das vermisse ich am meisten, zusammen mit meinen Freunden zu spielen und Spaß zu haben.” Warum Schifahren erlaubt sei, Fußballspielen aber nicht, will er wissen. „Ich denke, von meinen Teamkollegen geht sowieso keiner schifahren”, wirft der Elfjährige ein. „Viele werden nur Daheim sitzen und sich langweilen.”
Anderer Ort – ähnliche Situation
Drei Kilometer westlich vom Puch-Platz hat der Eggenberger Sportklub seine Heimstätte. Der dortige Leichtathletik-Bereich ist für Individualsportler geöffnet – für die acht Jugendmannschaften des ESK ist die Sportanlage jedoch gesperrt. Betroffen davon sind unter anderem auch U11-Trainerin Marie Bauer und ihr Spieler Theo. Letzterer wirkt bei unserem Gespräch, das vor den Eingangstoren stattfindet, mit seinen Gedanken am Fußballplatz. „Ich vermisse alles, was mit dem Fußballspielen zu tun hat”, sagt er. Besonders macht sich der Neunjährige aber um seine Teamkollegen Sorgen: „Ich höre nichts von ihnen und frage mich, ob ich sie nach der Pause wiedersehe.” Könnte Theo der Regierung etwas ausrichten, wäre seine Botschaft klar: „Ich will wieder mit meinen Freunden zusammen Fußball spielen!”
Trainerin Marie Bauer verfolgt das Gespräch aufmerksam. Sie trainiert die U11 bereits etwas mehr als ein Jahr. „Ich bin zwar noch selbst als Spielerin aktiv, möchte aber, wenn ich aufhöre, unbedingt als Trainerin weiterarbeiten können.“ Sie erzählt von der Mannschaft, über ihre Trainingsphilosophie und die abgelaufene Saison. Man hört heraus, dass für sie die Arbeit mit den Kindern mehr bedeutet, als ihnen bloß das Fußballspielen beizubringen. „Bei uns geht es nicht nur ums Toreschießen. Viele unserer Kinder haben es zuhause oder in der Schule nicht leicht. Am Fußballplatz vergessen sie für zwei Stunden ihre Sorgen und haben Spaß mit Freunden.” Die Trainerin macht sich auch Sorgen, dass viele Kinder gar nicht oder psychisch stark belastet zurückkommen. „Nach dem ersten Lockdown haben wir dahingehend viel aufarbeiten müssen. Und das wird auch bei einem erneuten Trainingsstart wieder nötig sein.”
Titelbild: Markus Lösel