Seit vier Monaten sind die Tanzschulen zu, die Ballsaison wurde abgesagt. Tanzschulenbesitzer Wolfgang Nicoletti über die schwierige Situation der Branche.
„Es geht uns den Umständen entsprechend noch einigermaßen gut. Eine leere Tanzschule drückt allerdings die Stimmung“, sagt Wolfgang Nicoletti, Besitzer der gleichnamigen Tanzschule in der Dreihackengasse. „Wir werden vom Staat finanziell unterstützt. Das reicht aber natürlich nicht aus, um den entstandenen Verlust auszugleichen.” Tanzschulen werden seit dem zweiten Lockdown zu jenen Betrieben gezählt, die aufgrund der COVID-19 Schutzmaßnahmenverordnung als „direkt betroffen” eingestuft werden und somit eine Umsatzentschädigung vom Staat beantragen können. Obwohl die finanzielle Lage der Tanzschulen grundsätzlich besser sein könnte, wie Nicoletti sagt, musste er bisher keine seiner Mitarbeiter*innen entlassen.
Den Tanzschulenbesitzer*innen wird es allerdings trotz geschlossener Türen nicht langweilig, wie Wolfgang Nicoletti betont: „Es gibt genug zu tun.“ Beispielsweise wurde die Website der Tanzschule erneuert. Unter News kann man sich dort bereits jetzt für eine Tanzreise ins slowenische Portorož im September anmelden. Außerdem waren Reinigungsarbeiten und die Buchhaltung zu erledigen. Und einmal in der Woche bietet die Tanzschule auch Onlineunterricht für Stammkund*innen an. Zudem gibt es eigens produzierte Tanzvideos, die Tanzliebhaber*innen zur Verfügung gestellt werden.
Besonders schmerzhaft: Durch COVID-19 fiel auch die Maturaball-Saison flach. Viele Tanzschulen leiden darunter, dass daher heuer keine Polonaise-Choreografien anfielen. Nicoletti spürt die abgesagte Saison vor allem aufgrund der abgeblasenen Vorbereitungskurse: „Ich mache immer nur wenige Choreografien, daher trifft mich der Ausfall nicht direkt. Indirekt allerdings schon, weil viele Eltern vor den Maturabällen einen Tanzkurs buchen.”
Die flexible Tanzschule
Wolfgang Nicoletti absolvierte seine Ausbildung als geprüfter Tanzlehrer in Wien und London. Er ist siebenfacher Choreograf der Grazer Opernredoute, Mitglied der Kommission zur Tanzlehrerprüfung in der Steiermark und internationaler Wertungsrichter im Tanzsport. Das Besondere an seiner Tanzschule ist der flexible Tanzunterricht, der Kund*innen angeboten wird. „Das bedeutet, dass unsere Kund*innen nicht unbedingt am selben Wochentag den Tanzkurs besuchen müssen, sondern zwischen verschiedenen Tagen wählen können oder auch zweimal in der Woche kommen können, wenn sie das möchten.“
Außerdem bietet die Schule ein großes Angebot an Kursen für Paare an, von Anfänger*innen bis zu Hobbytänzer*innen. Auch Alleinstehende sind herzlich willkommen und haben die Möglichkeit, bei einem Kurs für Singles neue Leute kennenzulernen. Für Jugendliche gibt es den Dance4Fans-Club, bei dem die Jüngeren Hip-Hop oder Videoclip-Dancing Kurse besuchen können. Bei Letzterem werden jene Tanzschritte und Choreografien einstudiert, die man aus Videos kennt. Darunter fallen verschiedene Tanzstile, auch Hip-Hop Elemente können vorhanden sein. Der Kurs „25+ Spezial, Tanzen ohne Tanzpartner“ schließlich ist für all jene gedacht, die gerne alleine tanzen. Gut möglich, dass es seit den Lockdowns mehr von dieser Kategorie gibt. Nicoletti hofft allerdings, seine Tanzschule nach Ostern wieder öffnen zu dürfen. „Mit dem Vorweis eines negativen Corona Tests sollte dies hoffentlich möglich sein.”
Titelbild: Marlene Borkenstein