Immer wieder wurde über das vermeintliche Aus der Postgarage spekuliert. Im Frühjahr 2020 musste sie coronabedingt den Betrieb einstellen, jetzt bekommt das Areal des Live-Musik-Clubs einen neuen Eigentümer. Wie steht es um die Postgarage?
Von außen mag es vielleicht nicht danach ausschauen, doch im Inneren der Postgarage tut sich gerade einiges. Die Veranstaltungshalle möchte die Gerüchte rund um ihren Fortbestand beseitigen und die Partyszene wieder aufleben lassen. Aus diesem Grund veranstalten die Betreiber diesen Samstag gemeinsam mit einigen DJ-Kollektiven einen 24-Stunden-Online-Club. Zudem steht fest, dass das Areal der Postgarage in den Besitz des Bauunternehmers Alexander Pongratz übergehen wird. Wer die Existenz der Konzert-Location dadurch in Gefahr sieht, kann jedoch beruhigt aufatmen, denn der Kauf werde laut Pongratz keine negativen Folgen auf die Veranstaltungshalle haben. Auch Günter Brodtrager, der gemeinsam mit Guido Granitz die Postgarage betreibt, versichert: „Ich bin zuversichtlich, dass wir auch mit dem neuen Gebäudeeigentümer den Betrieb in gutem Einvernehmen fortführen können. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und wir haben einen unbefristeten Mietvertrag“. Es sollen lediglich leerstehende Garagen und Werkstätten neben der Veranstaltungshalle abgerissen werden.
Von der Industrieruine zum Kerngebiet
Der Kauf steht schon seit einigen Jahren fest, doch Pongratz hatte bis Ende 2020 das Recht, vom Vertrag zurückzutreten. „Wir sind in der endgültigen Abwicklung, die Zahlung soll demnächst stattfinden“, versichert er. Somit wird das Gebäude in der Dreihackengasse 42 endgültig in seinen Besitz übergehen.
Dass sich der Bauunternehmer für den Kauf entschieden hat, hat mit der Postgarage nichts zu tun. Gemeinsam mit der Besitzerin der Rösselmühle, Eva Polsterer, plant er ein Bauprojekt, das sich von der Postgarage bis zum Rand des Oeverseeparks ziehen soll. Konkrete Pläne gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine, Pongratz befinde sich in Abstimmungsgesprächen mit der Stadt Graz und könne sich eine Mischung aus Kerngebiet und Wohnungen vorstellen. „Geschäfte im Erdgeschoß, Wohnungen in den Obergeschoßen“, das sind seine Vorstellungen für das erworbene Areal. „Es ist schade, dass sich im Zentrum von Graz eine Industrieruine befindet. Das Projekt wäre eine Bereicherung für Gries, vor allem weil sich in diesem Gebiet schon lange nichts mehr getan hat“, sagt Pongratz.
Stillstand in der Nachtgastronomie
Während Pongratz nebenan an einem neuen Projekt tüftelt, ertönte aus den Lautsprechern der Postgarage schon lang keine Musik mehr. Seit nun mehr als einem Jahr sind die Pforten der Veranstaltungshalle vorübergehend geschlossen. Der Betreiber Günter Brodtrager blickt trotzdem hoffnungsvoll in die Zukunft. „Ich bin optimistisch. Solange wir 100 Prozent der Fixkosten und 15 Prozent unseres Umsatzes aus 2019 ersetzt bekommen, werden wir die Krise durchstehen“, sagt er.
Andere Grazer Live-Clubs hingegen sehen ihre Existenz durch die Corona-Krise gefährdet. Didi Tschmelak vom p.p.c. im Lend wünschte sich im Herbst 2020 eine Überbrückungshilfe von Stadt und Land. Eine Förderung der Stadt Graz käme laut Brodtrager auch der Postgarage zugute. Der Veranstalter hofft, im September oder Oktober mit Konzepten für die Nachtgastronomie aufsperren zu können. „Momentan ist es schwierig, Voraussagen zu treffen. Keiner kann sagen, dass in drei oder vier Monaten alles wieder beim Alten sein wird“, meint Brodtrager.
Titelbild: Adela Danciu