Drei Grazer Autor*innen haben im Zuge des Projektes wORTwechsel: wasch.gang Orte und Personen in und aus Gries besucht. Inspiriert von diesen Begegnungen haben die Schriftsteller*innen sechs unterschiedliche Texte verfasst.
Draußen rauscht der Straßenverkehr vorbei, drinnen hüllt das Klatschen von Wäsche im Schleudergang den Waschsalon in eine belebte Atmosphäre. Zwischen vollen Maschinen, die schäumend dreckige Wäsche wieder säubern, steht eine junge Frau. Eine Kamera auf sich gerichtet, trägt sie ihren Text vor.
Diese Szene ist Teil der Veranstaltungsreihe wORTwechsel. Dabei geht es vor allem darum, literarisch und physisch neue beziehungsweise neu entdeckte Räume zu erkunden. Das Projekt des Literaturhauses Graz in Kooperation mit der Wandzeitung ausreißer ist Teil des Kulturjahres 2020 und wird aufgrund von Corona aktuell nachgeholt. Ursprünglich war wORTwechsel: wasch.gang als literarischer Spaziergang durch den Gries angelegt. Die Texte sollten dabei von den Autor*innen selbst vor, in oder um die jeweilige Location präsentiert werden. Knapp 30 Personen haben sich für diesen Spaziergang angemeldet. Die aktuellen Corona-Maßnahmen lassen das aber nicht zu. Deswegen wurden die Lesungen mit den Autor*innen gefilmt und stehen Interessierten auf Youtube und der Seite des Literaturhauses Graz zeitlich begrenzt zur Verfügung.
Die Autor*innen
Verfasser*innen der sechs Texte sind drei Grazer Autor*innen: Kateřina Černá, Martin Murpott und Johannes Wally. Als Inspirationsquelle haben sie sich den Waschsalon am Griesplatz, das Bürsten- und Korbwarengeschäft in der Rösselmühlgasse, LEMUR Bike & Bones, Mama Lee Afroshop und den Verein Druckzeug näher angeschaut und Teil ihrer Geschichten werden lassen.
Ausgewählt wurden diese drei Autor*innen, da sie alle einen Bezug zu Graz haben und unterschiedliche Schreibstile vorweisen. Das bietet noch mehr Abwechslung für die Zuhörer*innen.
Von U-Booten und Bürsten
Kateřina Černá ist eine Grazer Autorin mit tschechischen Wurzeln und begann bereits als Kind, Geschichten zu schreiben. Sie hat sich für ihre Gries-Texte vom Waschsalon und dem Bürsten- und Korbwarengeschäft inspirieren lassen. Entstanden sind daraus zwei stilistisch verschiedene Werke.
Ihr Text Unter Wasser Reisen ist abstrakt: Türen von Waschmaschinen werden zu Bullaugen und der Salon selbst zu einem Schiff – einem U-Boot. Sie nimmt ihre Zuhörer*innen mit auf eine Reise durch die Unterwasserwelt. Die Wäsche in den Maschinen wird zu einer textlichen Geräuschkulisse und die Menschen im Salon zu Reisenden. Sie beendet ihren Text mit den Worten: „Wir Miteinanderreisende auf diesem Unterwasserplaneten werden einander ähnlicher, je weiter wir miteinander reisen.“
Ihr zweiter Text mit dem Titel Borstenstimme ist weniger abstrakt, aber nicht minder interessant. Dieser wird in passendem Ambiente, umringt von Körben, Bürsten und von der Decke hängenden Staubwedeln im Bürsten- und Korbwarengeschäft, vorgetragen. Inspiriert von der Wirklichkeit, handelt es sich in ihrem Text um eine fiktive Person, die ihre Gedanken schweifen lässt.
Besetzte Häuser und ein Pony-Express
Der gebürtige Leobener Martin Murpott hat einen seiner Texte einer Hausbesetzung im Gries und der Veränderung des Bezirks gewidmet. Umgestaltung im Gries ist für viele Grazer*innen Wunsch und Angst zugleich.
Fahrradboten seien wie der Pony-Express im Wilden Westen, meint Mike, Besitzer von LEMUR Bike & Bones, im Gespräch mit dem Autor Johannes Wally. Daraufhin begannen bei dem Grazer die Ideen zu sprudeln. Wo genau die Geschichte hinführen soll und welche Botschaft sie transportieren wird, war Wally zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Um dies herauszufinden, müsse er erst anfangen die Geschichte zu erzählen, so der Senior Lecturer am Institut für Anglistik an der Karl-Franzens-Universität.
wORTwechsel: stadt.teilen
Ein ähnliches literarisches Projekt können Interessierte am 20. Mai in der Triestersiedlung genießen. Die Poetry-Slamer*innen Precious Nnebedum, Christine Teichmann und Klaus Lederwasch haben sich die Siedlung und ihre Bewohner*innen angeschaut und ihre Entdeckungen anschließend in kurzen Slams verarbeitet. Auf drei unterschiedlichen Routen geben die Slamer*innen zusammen mit den von ihnen interviewten Bewohner*innen Einblicke in die Siedlung.
Titelbild: Katharina Wakonig