Nach dem Wahlkampf folgt die Arbeit: Die neue ÖH-Spitze an der FH Joanneum rund um Martin Kohlmayr ist nun im Amt. Mit der Annenpost hat er über sein Herzensprojekt, genügend Schlaf und komplizierte Kreuzerl gesprochen.
Eine Wahl wurde geschlagen: Martin Kohlmayr von den JUNOS (NEOS-nahe) ist neuer Vorsitzender der Österreichischen Hochschüler_innenschaft an der FH Joanneum. Er studiert Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement und bildet seit 1. Juli gemeinsam mit den Hochschulvertreter*innen des VSStÖ (SPÖ) eine Koalition – er vertritt somit 5000 Studierende der Fachhochschule (alles was du zur ÖH-Wahl wissen musst, gibt es hier). Wir haben ihn auf ein Gespräch am Campus seiner „Alma Mater“ in Eggenberg getroffen.
Annenpost: Wie kommt man auf die Idee, für die ÖH-Wahl zu kandidieren?
Martin Kohlmayr: Die meisten Menschen tragen es in sich, dass man sich in seiner Freizeit eine Beschäftigung sucht. Ein paar solcher Menschen beschäftigen sich gerne mit Interessenvertretung. So einer bin ich einfach, das merkt man aber auch bei ganz vielen anderen. Das habe ich immer schon gerne getan. Früher schon in der Landesschülervertretung und auch in der Bundesschülervertretung. Auch heute ist mir Interessenvertretung immer noch wichtig.
Du wurdest gewählt mit einer Wahlbeteiligung von 15,77 Prozent an der FH Joanneum. Das ist bei der ÖH-Wahl ein Rekordtief, obwohl diese Wahl schon traditionsgemäß trotz Pflichtbeitrags nur wenige Menschen besuchen. Woran glaubst du liegt das?
Da muss man sicherlich mit Corona argumentieren, aber das gilt nur für die heurige Wahl. Die Wahlbeteiligung war vorher auch schon wahnsinnig niedrig. Da waren wir dann irgendwo bei 30 Prozent Wahlbeteiligung, je nach Hochschule und Region. Warum das so ist? Zum einem ist dieses Wahlsystem für viele unverständlich und somit intransparent. Man hat drei Dinge zu wählen: Die Studienvertretung, die Hochschulvertretung und die Bundesvertretung. Viele Menschen verstehen nicht, warum das eine eine Personenwahl ist, das andere wieder eine Listenwahl. Da kandidieren aber auf Hochschulebene und Bundesebene wieder unterschiedliche Listen. Dieses Thema ist viel zu komplex dafür, dass sich die meisten Leute in ihrer Freizeit damit beschäftigen wollen.
Du hast zwei Jahre Zeit und sitzt auf über 200.000 Euro in Form von Rücklagen. Was hast du vor? Welche Vision verfolgst du gemeinsam mit deinem Team?
Was mir am wichtigsten ist, ist das wir gemeinsam arbeiten. Deswegen haben wir in diesem Monat eine gemeinsame Teamklausur. Wer mitfahren will, fährt mit. Dort wollen wir ausmachen, was wir umsetzen. Dann schauen wir, wo es hinführt. Was auf jeden Fall zu den wichtigsten Themen gehört, die in den nächsten Jahren passieren werden, ist, dass das Geld vollständig und sinnvoll genutzt wird. Es gibt einen großen Haufen Geld und der gehört an die Studierenden gebracht. Das kann über die Studienvertretungen funktionieren, aber auch durch mehr Veranstaltungen, die wir machen.
Schlaf ist wichtig – absolutes Key-Learning.
Du tust dir nicht besonders schwer, die Fragen zu beantworten. Klopfst das runter, hast einen guten Redefluss. Da sehe ich schon Parallelen zu Politiker*innen. Siehst du dich selbst als einer?
Ich sehe mich als Interessenvertreter. Vor allem unter folgendem Gesichtspunkt sehe ich mich nicht als Politiker: Ich bin nicht abhängig. Wenn Politiker*innen ihren Job verlieren und somit nicht mehr in den Gremien sitzen, bricht die Existenzgrundlage weg. Das Schöne ist: diesen Druck haben wir nicht.
Politiker oder nicht, Wahlkampf gibt es trotzdem. Was nimmst du persönlich aus dem Wahlkampf mit?
Einerseits: Schlaf ist wichtig – absolutes Key-Learning. Andererseits, dass es manchmal schwer zu akzeptieren ist, dass alle ehrenamtlich da sind. Wenn man das im Wahlkampf akzeptiert, dann funktioniert das auch in der Amtszeit viel besser. Man sollte sich im Wahlkampf nicht den Kopf zerbrechen, sondern auch erkennen, dass hinter jeder Fraktion, die mit in den Ring steigt, Menschen stehen. Und die wollen am Ende des Tages auf unterschiedlichste Weise das Beste für die Studierenden.
Hast du ein persönliches Herzensprojekt?
Das persönliche Herzensprojekt ist ganz klar, dass die Studierenden an der FH selbst mitbestimmen, was mit ihrem ÖH-Beitrag passiert. Da stellen wir einen kleinen Topf, von dem Geld das am Ende des Jahres übrig bleibt, zur Verfügung. Mittels eines Votings können die Studierenden dann abstimmen, welchem Projekt das Geld zugute kommt. Da geht es um ein Budget von 10.000 Euro – das ist viel Geld. Da kann man coole Studienprojekte einbringen.
Titelbild: Fabian Hasler