Für die Grazer Stadtteilinitiativen stellten die letzten Jahre eine Herausforderung dar. Im Stadtteilbüro EggenLend hofft Wolfgang Kogler, dass sich unter einer neuen Stadtregierung die Lage bessert.
Von: Emily Müller, Christina Pschorr, Marie Obiltschnig
„Uno!“, ruft einer der Mitspieler, als er die vorletzte Karte auf den Tisch wirft. Beim wöchentlichen Spieletreff der Stadtteilarbeit EggenLend am Donnerstag haben sich wieder einige Anwohner*innen versammelt. Im Stadtteilbüro in der Alten Poststraße wird Menschen aus der Nachbarschaft ein Raum geboten, an dem sie sich treffen und gemeinsam den Abend in Gesellschaft verbringen können.
Finanzierung der Stadtteilarbeit
Die Idee des Spieleabends entstand schon vor längerer Zeit, doch konnte bis vor ein paar Wochen keiner in der gewünschten Form stattfinden. Grund dafür war vor allem COVID-19. Aber insgesamt steht das EggenLend vor dem Problem, dass es zu wenig Ressourcen für effektive Stadtteilarbeit hat. „Der Betrag ist einfach schon so gering, dass es schwierig ist die Arbeit überhaupt hinzukriegen“, so Wolfgang Kogler. Ähnlich wie dem EggenLend geht es im Übrigen auch den anderen zehn im Arbeitskreis Stadtteilarbeit Graz zusammengeschlossenen Initiativen.
Unter Gerade-noch-Vizebürgermeister Mario Eustacchio (FPÖ) wurde vor mehr als drei Jahren die Finanzierung der Stadtteilarbeit umgestellt. Im März 2019 schrieb die Kleine Zeitung: “Von bis zu 100.000 Euro im Jahr gibt es künftig nur mehr 25.000 Euro als Basisfinanzierung, vornehmlich für Miete und Sachkosten. Dafür können die Vereine über Einzelprojekte wie Grätzelfeste zusätzliche Gelder bekommen.” Anfang 2020 waren 16 Projekte genehmigt worden, die sich im Stadt-Budget mit insgesamt knapp 40.000 Euro niederschlugen, so die Kleine Zeitung am 21. Jänner 2021.
Ideen für die Zukunft
Diese budgetären Kürzungen hätten massive Auswirkungen mit sich gebracht, sagt Wolfgang Kogler im Gespräch. Er selbst leitet seit einigen Jahren die Stadtteilarbeit EggenLend und damit auch den KostNix-Laden EggenLend, außerdem ist er treibender Motor der Vernetzungsinitiative steiermark.gemeinsam.jetzt. Die Folgen der Kürzungen: Sprechstunden mit den Anwohner*innen mussten gekürzt werden, andere Projekte können nur bedingt oder gar nicht stattfinden. Der gemeinsame Spieleabend gehe sich da gerade noch aus. An regelmäßigen Angeboten gibt es noch das „Dienstagsfrühstück“ oder die Grätzel-übergreifende Mobilitätsinitiative „Pro Rad. Pro Aktiv“, an der das EggenLend beteiligt ist. Damit stoße das Budget aber schon an seine Grenzen. „Wir wollen‘s trotzdem weiter machen!“, sagt Kogler.
Im Rahmen von „Pro Aktiv“ findet am 5. November (9-12.30 Uhr, a&o Hoste, Eggenberger Straße 7) übrigens ein Forum statt, bei dem Viertelbewohner*innen innovative, sanfte Mobilitätslösungen und nachhaltige Ideen zur Gestaltung des öffentlichen Raums einbringen können. Die Ideen werden gesammelt und danach an die Grazer Stadtpolitk übergeben.
Kogler hätte jedenfalls viele neue Ideen für das Viertel. Schon seit längerer Zeit ist die Gründung einer Food-Coop in Planung, über die Bewohner*innen aus dem Viertel gemeinsam regionale Waren direkt von Produzent*innen bestellen könnten. Auf Grund von mangelnden Ressourcen musste dieses Projekt aber immer wieder verschoben werden.
Zum Ergebnis der letzten Gemeinderatswahl – bekanntlich wurde die KPÖ stärkste Partei, während Eustacchios FPÖ um mehr als 5 Prozentpunkte auf 10,6% absackte – sagt Kogler nur: „So wie die Entwicklung der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit der Stadt Graz die letzten drei Jahre über war, stimmt mich alles positiv, was jetzt kommt.“
Titelbild: Wolfgang Kogler im Gespräch – Foto: Emily Müller
[Der Text wurde am 29.10. um Informationen zum Pro Aktiv Forum zur Mobilität im Viertel ergänzt]