Im Mai 2021 hat in der Griesgasse der Mount Kenya Zilpah’s Africanstore eröffnet – der erste ostafrikanische Shop in Graz. Was die kenianische Küche ausmacht und wie die Betreiberin Ann Fiausch im Annenviertel gelandet ist.
Von Sophie Weinhandl, Jakob Stoisser und Florian Sturm
Mehl, Gewürze, Tee und Bohnen in bunten Verpackungen füllen die Regale in dem kleinen Laden. Alles aus Kenia, dem Herkunftsland von Ann Fiausch (44). Direkt nach dem Betreten wird man auch gleich herzlich von der Inhaberin des Ladens begrüßt. Sie erzählt stolz über die Besonderheiten der kenianischen Küche. Dazu gehören der Gewürzreis Pilau, den es in Kenia zu fast jedem Gericht gibt, oder Samosas, Teigtaschen gefüllt mit Fleisch, vor allem aber mit Gemüse. Dazu empfiehlt Ann würzigen Chai – Tee ‚‚von zu Hause”, das kenianische Nationalgetränk. Viele dieser Spezialitäten stammen ursprünglich aus dem indischen Raum, der in der Vergangenheit einen großen Einfluss auf das Land hatte. Die Zubereitungsarten unterscheiden sich jedoch grundlegend. In Kenia würde vieles simpler gehalten, erklärt die Ladeninhaberin.
Von Kenia nach Österreich
Ann, die seit 19 Jahren in Österreich lebt, hat sich mit ihrem eigenen Geschäft einen Traum erfüllt. Sie führt damit das Lebenswerk ihrer Großmutter fort. Auch diese war bereits Geschäftsfrau. ‚‚Ich erinnere mich an meine Oma. Von der habe ich so viel gelernt. Über das Essen oder Tee zum Beispiel – das liebe ich wegen ihr”, meint die gebürtige Kenianerin, die aus der Nähe des namensgebenden Mount Kenya stammt. Nach dem Tod ihrer Großmutter hielt sie nichts mehr in ihrem Geburtsland. So kam sie 2002 nach Tirol und verdiente sich mit verschiedenen Jobs ihr Geld und ihr Visum. In Österreich fühlte sie sich sofort willkommen.
Neuanfang in Graz
Etwa 15 Jahre später schlittert sie in eine Lebenskrise und übersiedelt nach Graz, um neue Perspektiven zu finden. Dort trifft sie ihren jetzigen Partner, Martin Pöttler. Er war selbst erst vor Kurzem nach Graz gekommen und steckte ebenfalls in einem Tief. ‚‚Wir haben uns gegenseitig aufgebaut”, erzählt der 27-Jährige, der seiner Partnerin nebenbei im Geschäft hilft. Ann ergänzt: ‚‚Jetzt haben wir ein neues Leben. Mein Traum ist hier und sein Job läuft gut – wir sind angekommen.” Ein weiterer treuer Begleiter der 44-Jährigen ist ihr Glaube. So geht auch der Name ihres Shops auf eine Frau aus der Bibel zurück, die Zilpah hieß.
Auch beim heurigen Grieskram, einem lokalen Nachbarschaftsfest, war Ann bereits involviert. Sie bot Chapati-Wraps und andere ostafrikanische Köstlichkeiten an. Für Kund*innen, die nicht in die Griesgasse kommen, betreibt die 44-Jährige einen Online-Shop. An Zukunftsplänen mangelt es nicht. In den Wintermonaten würde sie gerne Tee und Kaffee zum Mitnehmen anbieten, eine Speisekarte ist in Arbeit. So soll es zum Beispiel irgendwann Burger mit kenianischen Zutaten geben. Damit will Ann den Kund*innen die Küche ‚‚von Daheim”, wie sie sie selbst immer wieder nennt, näherbringen und gleichzeitig das Andenken ihrer Oma hochhalten.
Titelbild: Jakob Stoisser