Die feine Grazer Band Kobrakasino hat trotz aktueller Konzertabsagen große Pläne. Ein Gespräch mit Benno und Sebastian Hiti über das Musiker-Dasein in pandemischen Zeiten.
Eigentlich wollten Kobrakasino diesen Herbst so richtig durchstarten. Am 19. November veröffentlichte die Band ihre neue Single „Ketchup”, ein weiterer Vorbote des ersten Albums, das nun nächstes Jahr erscheinen soll. Ein Auftritt beim „Styrian Sounds-Festival” stand ebenso am Plan wie ein gemeinsames Konzert mit der Grazer Songwriterin Fraeulein Astrid in der Postgarage Anfang Dezember. Aufgrund des erneuten Lockdowns mussten all diese Veranstaltungen abgesagt werden.
Große Überraschung war das keine, es war nicht der erste Auftritt, den die Band in letzter Zeit canceln musste. Dabei sind Konzerte für junge Künstler*innen wichtig, weil sie dort das Geld verdienen können, mit dem sie in Folge weitere Projekte finanzieren. „Wir geben echt viel Geld aus unserer eigenen Tasche für Mixen, Mastern und Fotoshootings aus”, sagt Sebastian Hiti bei unserem Treffen in Wien. „Wenn sich das besser selbst finanzieren könnte, wäre das schon super.”
Die Hiti-Brüder Sebastian und Benno, die Kobrakasino 2017 gemeinsam mit Christian Schöttel gründeten (Bassist Ferdinand Marsoner stieß dann 2019 hinzu), sind mit Musik groß geworden. Queen und die Beatles gehörten zum täglichen Soundtrack, Sebastian und Benno drehten schon als Kinder Kurzfilme und produzierten eine Radiosendung, die aber nie veröffentlicht wurde. Die Sozialisierung als Kinder eines Rockmusikers – Norbert Wally ist Gründungsmitglied und Sänger von The Base –, und als Schüler des Musikgymnasiums Dreihackengasse haben das ihre beigetragen. Beide haben inzwischen auch Erfahrungen mit Theater-Musik gesammelt, unter anderem für das Theater im Bahnhof.
Musiker-Sein in Graz
„Es ist eine ganz normale Arbeit wie jede andere. Und wenn’s gut werden soll, dann muss man ziemlich viel dafür arbeiten”, sagt Benno Hiti, der wie die übrigen Bandmitglieder in Wien lebt. 2019 veröffentlichte Kobrakasino ihre erste EP „Bruder Alaska”, worauf im gleichen Jahr auch die Singles „Superspritz” und „Milhouse” folgten. Dieses Jahr veröffentlichten sie weitere Songs wie „Nur einen Tanz”, „H.O.F.” und „Was vorher noch glänzte”.
In den Texten geht es ums Älterwerden, verwirrte Gefühlswelten und Alltagspoesie. „Mama hat gesagt, ich sei nicht mehr so spontan, wie ich es einmal früher war. Doch ich merke nichts davon”, heißt es in „Ketchup”, das auch musikalisch eher verträumt, mit Gitarren-Intro, daherkommt. Dass Kobrakasino auch Dancefloor können, lässt sich in “H.O.F.” nachhören. Ein Song, den auch Maurice Ernst von Bilderbuch singen könnte, die Kobrakasino neben Buntspecht auch als Referenz anführen, wenn man sie fragt, was sie gut finden.
Video und Überraschung
Obwohl derzeit keine Veranstaltungen und Konzerte stattfinden können, arbeitet Kobrakasino an einem Musikvideo zum sich lässig ins Hymnische steigernden Pop-Song „Was vorher noch glänzte” sowie einem Album, das 2022 erscheinen und den gleichen Titel tragen soll. Ab Anfang Dezember soll es zum ersten Mal auch Bandmerch geben, als Überraschung ein neuer Track inklusive.
Worüber sich Kobrakasino in schwierigen Zeiten besonders freut: Die Single „Ketchup” ist kurz nach dem Release in die Playlist „Wilde Herzen” von Spotify aufgenommen worden. „Das ist heutzutage so wie damals, wenn man es in die Charts schafft”, sagt Sebastian Hiti. „Sonst ist es echt schwer, auch neue Leute zu erreichen.” Vielleicht kann man mit dem Track von Kummer und Fred Rabe trösten, der gerade die “Wilde-Herzen”-Playlist anführt: Alles wird gut.
Beitragsbild: Die Mitglieder der Band Kobrakasino. – Foto: Lea Blagojevic