Im Minoritensaal am Mariahilferplatz sollen am 18. und 19. Dezember die Klänge Jerusalems ertönen: Das Sounding Jerusalem Festival findet heuer zum elften Mal statt und soll Platz für kulturellen Austausch und ein friedvolles Miteinander schaffen.
Musik vereint Menschen – gerade in pandemischen Zeiten hat diese Parole an Bedeutung gewonnen. Mit dem Sounding Jerusalem Festival will Erich Oskar Huetter, der das Projekt vor 16 Jahren ins Leben gerufen hat, ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben setzen und Raum für Begegnung und kulturellem Austausch in Form von Musik schaffen.
Brückenbau nach Graz
Das Projekt findet üblicherweise in der Altstadt von Jerusalem statt, wurde aber letztes Jahr pandemiebedingt nach Graz verlegt. Auch heuer soll das Festival wieder in Graz stattfinden, im eben frisch renovierten Barocksaal des Minoritenklosters. Huetter meint im Gespräch, diese Verbindung zu Graz würde auch symbolisch wunderbar zusammenpassen: „Graz als Menschenrechtsstadt – das ist eine sehr starke Botschaft, da es gerade jetzt in Zeiten der Pandemie große Herausforderungen in unserer Gesellschaft gibt.“
Dieser Brückenbau nach Graz soll unter anderem durch ein „In Memoriam“ an Wolfgang Sotill im Konzert am 18. Dezember gestärkt werden. Der Abend soll eine würdevolle und freundschaftliche Erinnerung an sein Schaffen und an seine Liebe zur Lebensstadt Jerusalem sein. Wolfgang Sotill (1956-2021) war Theologe, Buchautor, Reiseleiter sowie Journalist für die Kleine Zeitung. „Es ist jetzt auch sehr schlüssig und sehr schön, unsere gemeinsame Liebe zu Jerusalem in einem Programm zu präsentieren. Es ist eine sehr emotionale Sache für alle Beteiligten”, meint Huetter. Den Nachruf wird Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer übernehmen.
Das Programm wird mit Bachs Goldberg-Variationen eröffnet und führt dann mit „Mélange Oriental“ zu einem künstlerischen Streifzug quer durch die Altstadt Jerusalems. Am zweiten Abend spielt Huetter (Violoncello) gemeinsam mit Armin Egger (Gitarre), seit 20 Jahren Huetters Bühnenpartner, meditative Kompositionen von Paganini über Ravel bis Philip Glass.
Förderung junger Musiker*innen in Jerusalem
Der Reinerlös der Konzerte wird genutzt, um junge Musiker*innen in Ost-Jerusalem zu unterstützen. Die seit vielen Jahren bestehende Zusammenarbeit mit dem „Magnificat Institute of Music Jerusalem“ bietet jungen Musikschüler*innen arabischer Herkunft die Möglichkeit, von israelischen Profimusiker*innen unterrichtet zu werden und somit ein Instrument auf professionellem Niveau zu erlernen. Außergewöhnlich ist auch, dass die Kinder gemeinsam mit den Künstlern in Konzerten auftreten dürfen. Dadurch sollen sie, neben dem Unterricht, auch auf der Bühne diese besondere Intensität von Musik spüren, erklärt Huetter. „Musik spielt nämlich auch – davon bin ich überzeugt – eine ganz wichtige Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung.“
Funken springen lassen
Wenn man mit Huetter spricht, kann man diese Faszination und Begeisterung für Jerusalem förmlich spüren. Er selbst sieht die Stadt auch als sein zweites Zuhause. Diese innige Verbindung zur heiligen Stadt entstand, als er für seine Arbeit als Musiker in den Nahen Osten reiste. Er habe viele Jahre dort gelebt und Menschen sowohl von der palästinensischen als auch von der israelischen Seite kennenlernen dürfen und mit ihnen gemeinsam Musik gemacht: „Dort unten wird alles sehr intensiv ausgedrückt und intensiv gelebt; man spürt so unglaublich das Menschliche.“
Manchmal sei diese tiefgründige Verbindung sogar fast zu viel für ihn, er musste sich bereits ein paar Jahre zurückziehen. Danach sei er dann wieder mit einer umso größeren Begeisterung zurückgekehrt, um dieses Festival weiterzuführen. Auch mit anderen Projekten, wie beispielsweise haus.kultur, versucht Huetter Musik an andere Orte zu bringen und somit den Austausch zwischen unterschiedlichsten Menschen zu fördern.
Corona macht einen Strich durch die Rechnung
Für das heurige Festival wären drei Konzerte geplant gewesen. Die erste Musikaufführung am 15. Dezember namens „HOFFNUNG“ musste aufgrund der COVID-Situation bereits abgesagt werden. Die beiden weiteren Darbietungen „LEBEN“ und „LIEBE“ am 18. und 19. Dezember sollen stattfinden, solange die pandemische Lage dies erlaubt. „Wir haben bis jetzt durchaus gute Kartenreservierungen”, sagt Huetter, „und es gibt viele Menschen, die – so wie wir – glauben, dass die Konzerte stattfinden werden.”
Der Austausch zwischen den verschiedenen Ländern sei laut Huetter nun aber viel komplizierter geworden, gerade für Musiker, die viel reisen. Das Programm habe zwar etwas adaptiert werden müssen, dürfte sich aber nicht groß verändern. „Wir arbeiten, proben und bereiten uns vor.“ Das Programm solle auf jeden Fall stattfinden, schlimmstenfalls eben als digitale Aufzeichnung.
Titelbild: Das Sounding Jerusalem Festival findet heuer nicht wie üblich in Jerusalem, sondern in Graz statt – Foto: Christian Jungwirth