83 Tore in einem Spiel: Die Eggenberger Handballer schlagen den Tabellendritten Fivers Margareten. Trotz dieses Erfolgs liegt das Team von Trainer Rene Kramer nur auf Rang acht. Mit welchen Schwierigkeiten haben Stadtvereine sonst noch zu kämpfen?
Das Saisonziel im 25. Bestandsjahr der HSG Graz war von Anfang an klar: das Erreichen von Platz acht in der höchsten Handballliga Österreichs, der HLA, die seit dieser Saison auf zwölf Teams aufgestockt wurde. Damit würde die HSG, die 2017 aufgestiegen ist, schon vorzeitig der Relegation und dem damit verbundenen Abstiegskampf entkommen. Nach einer Durststrecke, in der die Eggenberger nur zwei von neun Spielen gewinnen konnten, sieht es nun so aus, als habe die HSG, die ihre Heimspiele im neu errichteten Raiffeisen Sportpark in der Hüttenbrennergasse bestreitet, wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden. Mit einem Ergebnis von 43:40 brachen die Eggenberger auch den drei Jahre alten Rekord von 79 erzielten Toren im Spiel zwischen dem SC Ferlach und der Sportunion Leoben, das 40:39 ausging.
Mit dem verdienten aber auch notwendigen Sieg gegen die Fivers Margareten wird der rettende Tabellenplatz acht für die Eggenberger wieder greifbar. Auch HSG Trainer Rene Kramer ist nach dem letzten Erfolg positiv gestimmt: „Wir haben die Big Points zur richtigen Zeit gemacht und sind sehr stolz, dass wir hier gewonnen haben.“ Nachdem beide Mannschaften einen guten Start in die Partie hatten, schaffte es die Grazer Mannschaft, sich im Laufe der ersten Halbzeit einen Vorteil zu erspielen, um mit zwei Toren Vorsprung in die Halbzeitpause zu gehen. Die Grazer gerieten während der ganzen Partie nie in Rückstand und konnten mit einer besseren Trefferquote und einer stärkeren Abwehrleistung der Torhüter die Partie schließlich verdient für sich entscheiden. Die meisten Tore für die Grazer erzielte Paul Offner, ein Graz-Heimkehrer, der zuvor bei den BT Füchsen gespielt hatte.
Mit dem letzten Sieg beweist die HSG Graz auch, dass die Jugendarbeit, auf die der Verein stolz ist, Früchte trägt. Mit drei Treffern des Eigenbauspielers Florian Schimmel wird der Verein der Bezeichnung als „steirische Talenteschmiede“ gerecht. Der Fokus der Eggenberger liegt nach wie vor auf der Nachwuchsarbeit, die in der alten Heimspielstätte der Grazer HSG in der ASKÖ Halle in Eggenberg stattfindet. Der Verein setzt schon seit einigen Jahren auf Kooperationen mit einigen Volksschulen rund um die ASKÖ Halle. Die HSG stellt damit aber kein Unikum dar, diese Herangehensweise ist im Handballsport in ganz Österreich Usus. So kommen die ganze Saison über gleich mehrere Eigenbauspieler zum Einsatz. Das betont auch Obmann Michael Schweighofer: „Wir haben sehr viele junge Spieler, die jetzt langsam in die Kampfmannschaft hineinwachsen, aber so ein Prozess braucht natürlich Zeit.“ Allerdings sollten sich diese Spieler nicht allzu lange Zeit lassen, denn angesichts der Tabellensituation kann die Mannschaft frische Energie dringend brauchen.
Internationale Träume
Eine der größten Herausforderungen für die HSG Graz wird in Zukunft sicherlich sein, die Mannschaft zusammen zu halten. Ein Anreiz, in Graz zu bleiben oder gar nach Graz zu kommen, kann ein internationaler Startplatz des Vereins sein. Der Raiffeisen Sportpark wäre bereit für Gäste aus aller Welt, aber die HSG Graz scheint zurzeit noch weit entfernt von einer Top-4-Platzierung in der Liga und einem damit verbundenen internationalen Startplatz. Michael Schweighofer sieht das Problem auf mehreren Ebenen: „Um oben mitzuspielen, braucht es eine Weiterentwicklung. Diese Weiterentwicklung bringen wir nur zusammen, wenn wir uns bei Personal und Spielern aber auch insbesondere was das Budget angeht, verbessern.“ Dass Stadtvereine oft mit budgetären Problemen zu kämpfen haben, ist ein allgemein bekanntes Problem im Sport. Während Vereine auf dem Land oft Gemeinden im Hintergrund als Geldgeber haben, ist das in den Städten aufgrund der Vielzahl an Sportvereinen schwieriger. Es ist also kein Wunder, dass Vereine wie Bruck an der Mur und Bärnbach/Köflach mit den Eggenbergern auf Augenhöhe spielen. „Es geht darum, Sponsoren aufzutreiben, und ich kann noch immer nicht glauben, dass das in der zweitgrößten Stadt Österreichs nicht möglich ist“, erklärt Michael Schweighofer.
Aus für das Gentlemen’s Agreement
Neben den Herausforderungen, die ein Stadtverein ohnehin schon zu meistern hat, gibt es seit dieser Saison nun eine neue Legionärs-Regel in der Handball Liga Austria. Während in den vergangenen Jahren nur drei beziehungsweise vier ausländische Spieler pro Team zum Einsatz kommen durften, soll diese Regel nun fallen. Allerdings war die alte Herangehensweise nicht mehr als ein Gentlemen’s Agreement unter den Vereinen der HLA, das mit Strafzahlungen in der Höhe von 10.000€ für jeden zusätzlichen Legionär oder mit der Kündigung dieser Vereinbarung umgangen werden konnte.
Michael Schweighofer sieht hinter beiden Regelungen, alt wie neu, eine Barriere für kleinere Vereine wie die HSG Graz. Es sei nur dann möglich, kritische Abgänge gut nachzubesetzen, wenn man auch im Ausland nach neuen Spielern suchen könne. Man könne sich die guten Österreicher einfach nicht leisten. „Das sind halt so Dinge, durch die es für kleine Vereine noch schwieriger wird, aber wir arbeiten daran, dass diese Regelungen wegkommen, weil sie unfair sind“, so Schweighofer.
Seit dem Beginn dieser Saison müssen nun alle Vereine einen festgelegten Betrag an den Österreichischen Handballbund zahlen, von dem sie dann am Ende der Saison einen gewissen Teil zurückerstattet bekommen. Je mehr Legionäre der Verein einsetzt, desto weniger bekommt er am Ende der Saison zurück. Ob die HSG Graz sich weiterhin gegen diese Regelung einsetzt oder sich damit abfindet, werden die nächsten Monate zeigen.
Titelbild: Mannschaft HSG Graz – Foto: Olaf Hemsen