Im Café Foyer produziert Christian Dobnik seit zwei Jahren auch seinen eigenen Wermut. “Nice!”, urteilten internationale Tester.
Von Mario Sasek und Samuel Marton
Schon vor 8 Uhr in der Früh steht der Gastwirt bereits in seinem noch leeren Café und bringt den Gastraum auf Vordermann. Die Wände des Lokals werden von unterschiedlichsten Kuriositäten geschmückt, hier eine E-Gitarre, da ein paar alte Blechschilder. In einem Eck stehen ein paar alte Kinostühle, an der Bar gegenüber leuchtet dem eintretenden Besucher der Schriftzug „Foyer” entgegen. Es wirkt, als wäre die Zeit in dem kleinen urigen Lokal stehengeblieben, in dem schon seit fast zwei Jahrzehnten ein prunkvoll wirkender Kronleuchter von der Decke hängt. Doch auch an einem Ort wie dem Foyer, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, gibt es von Zeit zu Zeit etwas Neues. So setzt Dobnik im Café seit kurzem auch seine eigenen Spirituosen an.
Mut zu Neuem
Direkt im Anschluss an den urigen Gastraum befindet sich ein kleines, vom Lokal abgegrenztes Kämmerchen. Aus diesem Kämmerchen tritt Christian Dobnik hervor, sobald ein Gast oder eine Gästin das Café betritt. Doch was ist die große Besonderheit an einem vermeintlichen Abstellraum? Genau an diesem Ort, dort ist das neue Aushängeschild des Café Foyer entstanden: der Wermut.
Während das Foyer in den Wintermonaten meistens sehr gut besucht ist, sind die Sommermonate in der Annenstraße oft weniger ertragreich. Da kam Dobnik die Idee, Wermut zu produzieren. Allerdings ist es ihm erst im ersten Corona-Lockdown im März 2020 gelungen, seine Idee mit vollem Einsatz umzusetzen. „Der Grundgedanke war, dass im Sommer weniger los ist und ich da sowieso Zeit habe”. So begann Dobnik vor zwei Jahren mit der Wermut-Produktion.
Wermut kann aus verschiedenen Rohstoffen hergestellt werden. In der Regel wird Wein mit starkem Alkohol wie Weinbrand gemischt. Der starke Alkohol wird mit Botanicals angesetzt und entzieht den Kräutern und Gewürzen die für das Aroma wichtigen ätherischen Öle. Dobnik verwendet für seinen Wermut den preisgekrönten Gin des steirischen Herstellers 2B. Durch diesen Gin bekommt das Endprodukt eine ganz eigene Note: „Dadurch, dass ich Gin verwende, wird der Wermut fruchtiger.” Die ersten Chargen waren den Stammgästen des Foyers vorbehalten, dann durfte die übrige Kundschaft kosten. Die Testphase verlief derart erfolgreich, dass Dobnik beschloss, die potenzielle Zielgruppe massiv auszuweiten, seinen Kreationen die sprachverspielte Marke “Der Mut” verpasste und einen eigenen Onlineshop anlegte. Mittlerweile sind die Sorten “Hochmut” oder “Bella Isa”, der Erdbeeraromen von Isabellatrauben und Gin zum Wermut bringt, auch in einigen Geschäften in Graz zu haben.
Für seinen Schilcher-Wermut “Großmut” gewann er im Vorjahr sogar die Silbermedaille bei den World Vermouth Awards. ”Ruby red grapefruit, orange and wild strawberry. Slow delivery of bitterness, but complex flavours. So different as red but dry! Nice!”, urteilten die Tester. Geschlagen geben musste sich Dobnik in der Kategorie “Dry” nur von einem Wermut der Marke Carpano. Und Antonio Benedetto Carpano war immerhin der Mann, der den Wermut im Jahr 1786 in Turin erfunden hat. Der Gastronom sieht seinen Wermut als Zufallstreffer, der sich nun zu etwas Großem entwickelt hat und ist mit den Auszeichnungen mehr als zufrieden: „Der Vermouth ist mir einfach zufällig reingerannt. Ich bin zufrieden, wenn ich ein paar Flascherl in der Woche verkaufe. Sollten es mehr sein, ist es auch schön. Ganz einfach.”
Beitrag zum Klimaschutz
Trotz des überraschenden internationalen Ruhms bleibt das Café Foyer aber vor allem ein „Wohnzimmer” für jedermann und jedefrau. „Man lernt viele Menschen kennen”, sagt Dobnik mit großer Ruhe, “ein paar sind nett, einige andere weniger.” Wie jeder gute Wirt kennt er die meisten seiner Gäste und muss oft gar nicht erst fragen, was sie trinken wollen..
Seit einiger Zeit tut Dobnik auch außerhalb des Foyers Gutes , pflanzt laut Website regelmäßig einen Baum und versucht so einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. 152 Bäume sollen dabei schon zusammengekommen sein. Auf die Idee ist Dobnik über einen Freund gestoßen. „Bevor sie alle mit der Co2-Reduktion angefangen haben, hatten wir dieses Projekt schon. Wir waren da also ein Vorreiter.”
Etwas von der Welt sehen
Man kann wohl sagen, das Foyer ist über die Jahre ebenso wie das benachbarte Annenhofkino zu einer zentralen Institution in der Annenstraße geworden. Dabei war das so gar nicht geplant. “Am Anfang wollte ich die Bar nur für ein bis zwei Jahre machen und es dann gut sein lassen”, erzählt Dobnik. “Dann habe ich es aber doch weitergemacht. Der Wermut ist dann zufällig dazugekommen.” Sechzig bis siebzig die Woche steht er seither im Lokal. Warum er sich das antut? „Tja, das frage ich mich eigentlich auch jeden Tag, darum würde ich niemanden empfehlen ein Lokal zu eröffnen.”
Für seine Zukunft wünscht sich der 48-Jährige vor allem, dass er nicht mehr so viel Zeit in sein Café investieren muss. Ziel sei es nicht mehr, das „große Geld” zu machen, sondern nochmal die Gelegenheit zu bekommen, etwas von der Welt zu sehen. „Ich fahre jedes Jahr eine Woche auf Urlaub, dann bin ich noch eine Woche zu Hause und die restliche Zeit verbringe ich im Lokal”, sagt Christian Dobnkik. “Ich habe keine Lust, dass ich mit 70 oder 75 Jahren noch immer hier drinnen stehe.”
Titelbild: Mario Sasek