Ein Ausblick vom Dach auf den Stadtteil Reininghaus.

Was gibt’s Neues in Reininghaus?

Lesezeit: 4 Minuten

Der Stadtteil Reininghaus ist lange noch nicht fertig gebaut, aber doch schon teilweise belebt. Interessierte können sich beim allmonatlichen Stadtteilspaziergang ein Bild vom derzeitigen Stand verschaffen. Ökologisch und sozial nachhaltige Projekte stehen dabei im Vordergrund. Jedoch fehlt noch immer einiges, das es für ein urbanes (Er-)Leben braucht.

Ganze 30 Grad hat es an jenem Mittwoch, als der Stadtteilspaziergang in Reininghaus für den Mai stattfindet. Trotzdem ist er gut besucht – aus Interesse am Fortschritt des Stadtentwicklungsprojekts sind die Bewohner:innen von Reininghaus zahlreich erschienen. „Der Andrang ist normalerweise noch größer“, erzählt Daniel Huber vom Stadtteilmanagement. Er führt die Gruppe jedes Monat durch den entstehenden Stadtteil und macht auf neue Entwicklungen aufmerksam. Auch dieses Mal gibt es viel zu sehen: Neben vielen noch in Bau befindlichen Wohngebäuden finden sich die sogenannten Stadtwäldchen, Wiesenflächen zur Erhaltung der Artenvielfalt und Gemeinschaftsräume, die der Allgemeinheit zur Verfügung stehen sollen. Das Thema Nachhaltigkeit sei in den Vorgaben der Stadt an die 17 Bauträger, die Reininghaus gestalten, großgeschrieben worden. Die Bewohner:innen zeigen sich beeindruckt: „Warum wird das nicht überall so gemacht?“, fragt einer der Spazierenden etwa.

Grünraum als fixer Bestandteil

Man hört schon Wasser plätschern und Vögel zwitschern, wenn man am zukünftigen Reininghauspark vorbeispaziert. Große Pappeln und Blumen säumen die Grünfläche, genauso wie ein kleiner Bach. Hier können die Bewohner:innen von Reininghaus künftig ihre Freizeit verbringen. Doch das wirkt noch weit entfernt: Stahlzäune sperren den Park ab. Denn dieser soll nach mehrfacher Verschiebung erst im Juli eröffnet werden.

Die Wiese ist schon grün und das Wasserbecken eingelassen. Vor dem Park ist ein halboffener Bauzaun zu sehen.
Der zukünftige Reininghauspark bleibt fürs Erste noch versperrt.  – Foto: Sarah Maria Kirchmayer

Ökologische Nachhaltigkeit findet sich im Rahmenplan, den die Stadt Graz für Reininghaus ausgearbeitet hat. Dazu gehört auch der Bereich Grünraum. „Mit der Entwicklung von Reininghaus wurden 7,2 Hektar neue öffentliche Grünflächen in der Stadt gesichert“, sagt Bernd Schrunner von der Stadtbaudirektion im Interview. Das grüne Herzstück bilde dabei der drei Hektar große Reininghauspark. Die Verzögerung bei der Eröffnung begründet das Stadtteilmanagement mit den Wetterbedingungen: Zuerst war es lange kalt, danach zu trocken.“ Das Gras konnte unter diesen Umständen nicht gut genug wachsen, um den Park für die Öffentlichkeit zu eröffnen.

Daneben sorgten laut Schrunner auch der Bezirkssportplatz sowie die drei Stadtwäldchen für mehr Grünraum. Mindestens zehn Prozent der Grundstücksflächen jedes einzelnen Quartiers in Reininghaus müssen außerdem den Bewohner:innen als zusammenhängender Park zur Verfügung stehen, erklärt Schrunner.

Zuschüsse für nachhaltiges Mobilitätsverhalten

Im Rahmenplan, den die Stadt Graz für Reininghaus ausgearbeitet hat, spielt ökologische Nachhaltigkeit eine große Rolle, etwa im Bereich Mobilität. So bekommen alle Erstbezieher:innen Mobilitätspakete mit Informationen und einen Zuschuss zum Jahresticket für das Grazer Netz – mit einem Selbstbehalt von maximal zehn Prozent. Seit November durchquert die Straßenbahn das Viertel. Die Bauträger müssen zudem Carsharing-Autos zur Verfügung stellen, ebenso Lastenfahrräder. „Reininghaus ist nicht darauf ausgerichtet, jeden Weg mit dem eigenen Auto zu fahren“, heißt es vom Stadtteilmanagement. „Man kann nur zufahren, nicht durch die Quartiere fahren.“ Dabei sei eine Obergrenze von 0,7 Parkplätzen pro Wohnung festgelegt worden. Der Stadtteil sei auf sanfte Mobilität ausgerichtet, also auf Zu-Fuß-Gehen oder Radfahren und den öffentlichen Verkehr.

Radweg neben der Straße mit zwei Radweg-Bodenmarkierungen
Reininghaus ist laut Stadtteilmanagement auf sanfte Mobilität ausgerichtet. – Foto: Sarah Maria Kirchmayer

Fehlende Infrastruktur

Während des Spaziergangs sind nicht nur wenige Autos, sondern auch kaum Menschen auf den Straßen. Die einzigen Passant:innen sind eine Frau und ein junges Mädchen, die sich im Brunnen am zukünftigen Marktplatz abkühlen. Viel gibt es auch nicht zu tun: Es existieren bisher kaum Geschäfte oder Lokale. Das Leben hier scheint immer noch mehr in der Theorie und auf Plänen zu existieren als in der Wirklichkeit.

In Reininghaus fehlt derzeit noch die Infrastruktur, meint das Stadtteilmanagement. Supermärkte, Drogeriemärkte oder Apotheken seien zwar bereits in Planung und zum Großteil unter Vertrag, doch die Gebäude dafür befänden sich teilweise noch in Bau. „Das Gefühl von Urbanität, das in Reininghaus vermittelt werden soll, ist derzeit noch nicht gegeben“, sagt das Stadtteilmanagement. Man solle in Zukunft vor die Haustür gehen können und alles vor sich haben, was man brauche. Das werde noch einige Zeit dauern. Doch glücklicherweise sei Reininghaus gut an die anderen Stadtteile angebunden.

Leere Betonfläche zwischen Haltestelle und Reininghauspark
Selbst das Zentrum von Reininghaus ist momentan menschenleer. – Foto: Sarah Maria Kirchmayer

Stadtteilmanagement als „Novum für Graz“

Das Stadtteilmanagement soll zur sozialen Nachhaltigkeit in Reininghaus beitragen, wie sie erklärten. „Wir bieten verschiedene Formate wie zum Beispiel den Stadtteilspaziergang oder das Stadtteil.CAFÉ, um die Menschen in die Entwicklung einzubeziehen“, heißt es.  Außerdem stellen sie eine Schnittstelle zwischen den Bewohner:innen von Reininghaus, den städtischen Abteilungen und den Bauträger:innen dar. „Mit ihren Anliegen und Bedürfnissen können sich Menschen, die in Reininghaus leben, jederzeit bei uns melden“, sagt das Stadtteilmanagement. Diese Begleitung wurde bereits zu Beginn der Stadtteilentwicklung durch die Stadt Graz eingerichtet.

Daniel Huber und Sophie Koppensteiner vom Stadtteilmanagement.
Daniel Huber und Sophie Koppensteiner vom Stadtteilmanagement. – Foto: Sarah Maria Kirchmayer

Leben neben der Baustelle

Während des Stadtteilspaziergangs wird klar, dass Reininghaus sich noch im Entstehungsprozess befindet. Neben der gleißenden Sonne wird er begleitet vom Lärm der Kräne und Bagger. Doch davon lassen sich die Bewohner:innen nicht beeindrucken. „Ja, es ist vieles noch nicht fertig“, sagt eine Anrainerin, „aber ich freue mich auf alles, was kommt.“

Titelbild: Ein Ausblick auf Reininghaus. – Foto: Sarah Maria Kirchmayer

 

 

Infobox
Am Mittwoch, den 15. Juni, findet zwischen 16 und 17 Uhr der nächste Stadtteilspaziergang durch Reininghaus statt. Interessierte können sich über reininghausgruende@stadt.graz.at anmelden.
 

Kaffeekonsum, der scharf an Abhängigkeit grenzt, beinahe schon lästige Neugier und sprunghaftartige Gedankengänge, denen niemand folgen kann - ich denke, das beschreibt mich schon ganz gut.
Abgesehen vom Schreiben brenne ich für Musik, Umwelt- und Tierschutz, Bücher und Fremdsprachen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

17 + acht =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Vorherige Geschichte

Kräutersammeln leicht gemacht

Nächste Geschichte

Reform im Jugendfußball: Sollen Kinder nicht verlieren?

Letzter Post in POLITIK & WIRTSCHAFT