Die Griesgasse wurde am 11. Juni erstmals zum Schauplatz eines Streetfood-Marktes. Essen wurde dort nicht von altbekannten Foodtrucks angeboten, stattdessen verkauften an diesem Samstag verschiedene Lokale der Gasse ihre internationalen Köstlichkeiten.
Vom offiziellen Beginn des Marktes, der auf zwölf Uhr mittags angesetzt war, spürt man um 13 Uhr wenig. Bierbänke, Sonnenschirme und ein paar Tische mit Essensbehältern stehen auf der Straße, aber von frischen Speisen fehlt jede Spur. Neben Gastronom:innen, die teilweise mit Hilfe ihrer Familie die letzten Utensilien aus den Lokalen holen, sorgt ein Gitarrist für musikalische Untermalung. Bis auf vereinzelte Passant:innen ist die Straße wie leergefegt.
Nach Startschwierigkeiten beginnt die kulinarische Reise
Eine Viertelstunde später kommt schon Leben in die Straße. Die ersten Interessent:innen spazieren durch die abgesperrte Griesgasse und die Gastronom:innen bringen ihre Speisen zu den Verkaufstischen. Das erste Ziel der meisten Besucher:innen ist die Bar vom club.wakuum, der auch Hauptveranstalter des Streetfood-Marktes ist. Mit Bio-Bier, Spritzer und Limonade werden die Bedürfnisse der Gäste gestillt.
Der Stand des Gasthauses Meet me there ist um 13:20 Uhr der Erste, der seine Köstlichkeiten verkauft. Frittierte Kochbananen, exotische Gewürze und gekochte Yams, eine südchinesische Wurzelknolle, die einer Süßkartoffel ähnelt, sind typische Speisen für das ghanaische Restaurant im Gries. Bei anderen Ständen verschiebt sich der Verkaufsstart aufgrund von Stromproblemen und fehlender Geldtaschen etwas nach hinten, zum Beispiel beim rumänischen Stand, vom „Bunker“ Graz betrieben, der Spezialitäten wie „Sarmale“, Krautrouladen und „Mici Românesti“, also rumänische Cevapcici, anbietet.
Die Sitzbänke füllen sich und an drei verschiedenen Ecken beginnen Musiker:innen gleichzeitig, mit ihrem Gesang und ihren Instrumenten die Leute zu unterhalten. Die Ecken sind glücklicherweise weit genug voneinander entfernt, damit sich die verschiedenen Lieder und Genres nicht miteinander vermischen. An einem dieser Spots spielt die Grazer Rockband Dizzery. Gemeinsam mit dem Musikprogramm beginnt auch der Essensverkauf des Grazer Vereins Gemma!, der ausgefallene asiatische Gerichte anbietet. Neben veganen asiatischen Klassikern wie dem persischen Eintopf „Asch Reschteh“ und den afghanischen Teigtaschen „Bolani“, verkauft der Verein auch eigene T-Shirts.
Die Vielfältigkeit des Gries
Das Angebot des Streetfood-Marktes ist sehr vielseitig. An diesem Tag kann man sich auch um wenig Geld in der Griesgasse durch ausgefallene Speisen kosten. Aber nicht alle Besucher:innen sind vom Essen angetan: „Mit dem ganzen afrikanischen Essen kann ich selbst nicht viel anfangen, aber es ist schön, wenn die Leute wieder ein bisschen zusammenkommen“, sagt die 63-jährige Martha aus der Nachbarschaft. Sie und ihr Mann kamen auf ein Bier vorbei – um mit den Nachbar:innen zu reden und zu beobachten, was in der Stadt los ist.
Den meisten Besucher:innen gefällt das Angebot an internationalem Essen von den in der Griesgasse ansässigen Gastronom:innen. „Ich finde es schön, dass man mal nicht immer nur Burger bekommt. Die ausgefallenen Gewürze und das große vegane und vegetarische Angebot machen den Gries aus“, erklärt Julia, die mit ihrem Freund Fabian nach einem Sitzplatz sucht.
Doch nicht nur für hungrige, sondern auch für durstige Gäste ist die Auswahl groß. Neben der Bar vom club.wakuum hat das Frühstückslokal PARKS-Art einen mobilen Stand aufgebaut, um dort Cocktails wie Gin Tonic oder Pimms Cup No. 1 zu verkaufen.
Hier sind alle deine Nachbar:innen
Beim Durchgehen der Straße hat man nicht das Gefühl, auf einem Streetfood-Markt zu sein. Es fühlt sich an wie ein Fest der Nachbar:innen. Es wird gelacht, musiziert, geredet und miteinander Bier getrunken. Die Kinder nutzen die wenigen freien Flächen der Straße zum Inline-Skaten.
Ein Familienbetrieb in der Griesgasse ist der Mount Kenya Zilpah’s African Store. Die Nachfrage ist so groß, dass die Warmhalteboxen ständig nachgefüllt werden müssen. Afrikanische Spezialitäten wie Samosas und afrikanisches Traumkraut mit exotischen Gewürzmischungen aus Kümmel, Pfeffer, Zimt, Kardamom und Nelken werden verkauft. Gegenüber bringt der Musiker Chris Brugger mit Klängen der steirischen Harmonika Kontrast in die internationale Welt der Griesgasse.
Auch in der Dämmerung sind die Sitzbänke noch gut besetzt. Menschen unterhalten sich und lachen, es riecht nach Grillgut und Gewürzen. Die Gitarristin und Sängerin Birgit Simon verstärkt die ausgelassene Atmosphäre. So, wie es bei einem Nachbarschaftsfest sein soll.
Titelbild: Eine gefüllte Straße, Lachen und gutes Essen machen die Griesgasse am 11. Juni aus. – Foto: Eva Riener