Nein heißt Nein

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Am 30. Juni fand der Aktionstag gegen sexistische Übergriffe im und rund um den Volksgarten statt. Verschiedene Grazer Organisationen thematisierten das allgegenwärtige Problem in ihren Workshops und regten zum Austausch an. Wie sähe eine Gesellschaft ohne das Patriarchat aus und was wünschen sich die Aktivist:innen für ihre Zukunft?

„Nehmt ihr uns eine, wehren wir uns alle“, hallt es durch die Straßen von Graz. „Man tötet nicht aus Liebe, stoppt Femizide!“, rufen die Protestierenden von der Gruppe F*Streik, die am Donnerstag ihre Botschaft auf der Straße kundtaten. Monatlich werden durchschnittlich drei Frauen in Österreich ermordet, zählt der Verein Autonome Frauenhäuser. Die Tötung von Frauen ist die entsetzliche Spitze des Eisbergs. Sexualisierte und sexistische Gewalt passiert tagtäglich. Laut Bund autonomer Frauenberatungsstellen bei sexueller Gewalt haben drei von vier Frauen sexuelle Belästigung erlebt, fast jede dritte sexuelle Gewalt. Um Bewusstsein zu schaffen und Betroffenen Möglichkeiten zur Gegenwehr zu bieten, initiierte die Grazer Theatergruppe InterACT den Aktionstag.

Auf dem Bild sieht man Aktivist:innen, die gegen Femizide protestieren.
Der Protestmarsch zog vom Lendplatz in Richtung Volksgarten. – Foto: Katharina Hofer

Keine Diskriminierung in der Stadt

„Wir haben gemerkt, dass das ein dringendes Thema ist und es dafür mehr Raum braucht“, erklärt Sophia Schessl von InterACT, die für die Organisation verantwortlich war. Schessl selbst wünscht sich eine nachhaltige Stadt, in der Chancengleichheit für alle herrsche. „Es sollte selbstverständlich sein, dass alle Menschen dieselben Berechtigungen und Chancen haben“, sagt sie. Gemeinsam mit dem Theaterensemble performte sie Szenen namens „Nein heißt Nein“, in denen die Gruppe die Zuschauer:innen rund um den Südtiroler- und Mariahilferplatz für übergriffige Aussagen sensibilisierte. „In Graz werden sexistische Übergriffe nicht mehr geduldet“, schlossen die Schauspieler:innen ihre Performance ab.

Unter anderem bot auch die Gleichbehandlungsanwaltschaft einen Workshop an, in dem es um rechtliche Möglichkeiten ging, sexuellen Übergriffen entgegenzuwirken. „Ein sexueller Übergriff hat nie etwas mit Sexualität zu tun, sondern ist Machtmissbrauch“, sagt Elke Lujansky-Lammer, die Leiterin des Regionalbüros der Steiermark. Die Anwaltschaft bietet Beratung sowie Begleitung an. Zu ihren Aufgaben zählen auch die Dokumentierung der Belästigungsfälle, die anschließend in Berichten an den Nationalrat weitergeleitet werden. „Es ist wichtig, das Thema anzusprechen“, so Lujansky-Lammer, „denn man muss über immer wiederkehrende sexistische Vorurteile und Ungleichbehandlungen sprechen, dann werden sie bewusst.“ Wir hätten zwar theoretisch Gleichberechtigung, aber die Gleichstellung innerhalb der Gesellschaft fehle, erklärt sie. Für die Zukunft der Grazer:innen wünscht sich die Gleichbehandlungsanwältin eine diskriminierungsfreie Stadt. „Es soll anerkannt werden, dass Menschen unterschiedlich sind. Wir müssen einander Respekt und Wertschätzung zeigen“, führt sie aus.

Man sieht eine Gruppe von Menschen, die sich im Park unterhalten.
Elke Lujansky-Lammer (Mitte) erklärt die rechtlichen Möglichkeiten, sich zu wehren. – Foto: Katharina Hofer

„Sexismus ankreiden

Im Schatten der Bäume steht ein Tisch mit bunten Filzstiften, Infomaterial und Wäscheklammern. Betroffene konnten beim Stand der Catcalls of Graz ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung öffentlich machen, indem sie die unerwünschten Kommentare auf Sprechblasen aus Papier schrieben und diese aufhängten. „Sexismus ankreiden“ lautete das Motto der Catcalls of Graz gemeinsam mit Mafalda, einem Verein zur Förderung und Unterstützung von Mädchen und Frauen. Sarah Kampitsch von Catcalls of Graz betont, dass es wichtig sei, Aufklärungsarbeit zu leisten. „Von einer Welt ohne Patriarchat würden Männer auch profitieren“, so Kampitsch. Sie sagt: „Das Ende des Patriarchats würde nicht die Weltherrschaft der Frauen bedeuten.“ Chancen für die Zukunft sieht sie hierbei in der Grazer Politik. „Es ist toll, dass zwei Frauen an der Spitze sind.“ Kampitsch freue sich außerdem darüber, dass die feministische Community extrem im Wachsen sei. In die Zukunft blickt sie hoffnungsvoll: „Es stellen sich immer mehr Menschen gegen Sexismus und tun etwas. Gerade die Generation Z wird hierbei noch viel ändern.“

Man sieht Sarah Kampitsch, wie sie vor einem Tisch steht.
Sarah Kampitsch macht mit „Catcalls of Graz“ sexuelle Übergriffe öffentlich. – Foto: Katharina Hofer

 

Titelbild: Sophia Schessl von InterACT setzt sich gegen sexuelle Gewalt ein. – Foto: Katharina Hofer





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