Griesplatz: Neue Straßenbahnführung und Umgestaltung

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Heute präsentierte die Stadt Graz eine neue Streckenführung der Südwestlinie. Die Gleise sollen doch über die Augartenbrücke und südlich des Griesplatzes verlaufen. Nun will die Koalition mit den Plänen für die Neugestaltung des Platzes beginnen – ein Vorhaben, das seit Jahrzehnten besteht.

„Jetzt können wir auch den Griesplatz neu denken“, freut sich die Grüne Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Judith Schwentner. Gemeinsam mit Verkehrsplaner Martin Bauer präsentierte sie heute im Rathaus den Verlauf der seit langem diskutierten Südwestlinie. Auf der Strecke zwischen Jakominiplatz über Citypark und Don Bosco nach Reininghaus gab es für den Abschnitt zwischen Gesundheitskasse und Griesplatz bisher vier Varianten. Nun fixierte man, dass die Straßenbahn in beide Richtungen über die Augartenbrücke, die dafür baulich adaptiert werden muss, und durch die Zweiglgasse ans Südende des Griesplatz fahren soll. Laut Bauer sei das die beste Option – die bisher anvisierte Route durch die Brückenkopfgasse und längs über den Griesplatz hätte zu massiver KfZ-Überlastung geführt. Ein erheblicher Teil der geplanten Straßenbahntrasse soll im Mischverkehr verlaufen – Bauer bekräftigt aber, durch richtige Ampelschaltungen könne man Stehzeiten verhindern.

Stadtplan der Südwestlinie. Sie soll im ersten Abschnitt vom Jakominiplatz Richtung Westen über den Griesplatz und vorbei am Citypark und in Don Bosco nach Reininghaus fahren.
Die beschlossene Route des inneren Teils der Südwestlinie. Der Griesplatz wird nur “berührt”. Geplant ist auch eine Verbindung zur Linie 5. – Grafik: Stadt Graz Verkehrsplanung.

Mit dem Entschluss über die Tramroute könne nun die Planung für die Neugestaltung des Griesplatzes selbst anlaufen, sagt auch Bertram Werle, Leiter der Stadtbaudirektion. Den Umbau des Verkehrs-Hotspots fordern Anrainer:innen und Aktivist:innen seit Dekaden. Der Ex-Grüne Peter Hagenauer und “Unser Griesplatz”-Initiator Thomas Pilz hielten einst im “Museum der verschissenen Möglichkeiten” die leeren Versprechungen der Politik fest. In der Vergangenheit standen etwa Forderungen nach mehr Platz für Menschen, einer Begegnungszone oder einem Naschmarkt immer wieder im Fokus.

Ein erster Schritt

In diesem Sommer kommt ein wenig frischer Wind in den “Konzeptfriedhof” Griesplatz: Wie schon die Vorgängerkoalition beschlossen hatte, wandern die Endstationen der Regionalbuslinien (mit etwas Verspätung) vom Griesplatz auf die andere Murseite zum Roseggerkai. Die Busse mit 600er- und 700er-Liniennummern sollen dennoch neu errichtete Haltestellen am Griesplatz anfahren. Der freigewordene Platz an der Ostseite soll ab dem Jahresende mehr Grünraum und Sitzgelegenheiten Raum bieten – ein erster Schritt in puncto Neugestaltung. “Jede Aktion, die am Griesplatz passiert, ist positiv”, zeigt sich Franz Pergler, Obmann des Vereins Grieswirtschaft und Bezirksvorsteher-Stellvertreter (ÖVP), zufrieden. Die Busse seien zwar Frequenzbringer für die Geschäfte, da aber selten mehr als drei Regionalbusse in den acht Haltestellen stünden, könne man den Platz besser nutzen.

Franz Pergler vor der Welschen Kirche
Franz Pergler zwischen einem erst kürzlich gepflanzten Baum und einem Regionalbus, dessen Endstation bald auf den Roseggerkai verlegt wird. – Foto: Felix Neumann

Was wurde aus dem Beteiligungsprojekt?

Im Jahr 2015 startete die Stadt Graz ein dreijähriges Projekt für mehr Bürger:innenbeteiligung am Griesplatz. Im Zuge dessen fanden beispielsweise im Rahmen von “Social Safaris” Begehungen zum gegenseitigen Ideenaustausch oder ein Bauernmarkt statt. Was davon ist heute noch spürbar? Simone Reis aus der Stadtbaudirektion, die damals die Aktion leitete, meint heute: “Die Neugestaltung des Griesplatzes hat sich durch die veränderte Planung der Süd-West-Straßenbahnanbindung zeitlich verändert.” Man habe ab 2018 dennoch versucht, kleinere Provisorien zur Zwischennutzung umzusetzen. Dazu zählen etwa der Fahrradstreifen gegen die Einbahn in der Griesgasse, die Sanierung des Rösselmühlparks sowie Sitz- und Grünelemente. Auch im Bereich der bisherigen Regionalbus-Haltestellen setze man laut Reis derweil nur kleine bauliche Maßnahmen, denn eine umfassende Neugestaltung sei “ein wichtiger Meilenstein”.

Schwentner stellte heute auf Nachfrage klar, dass bei der Ausarbeitung für die neue Griesplatz-Gestaltung Bürger:innenbeteiligung angedacht sei. Details dazu gebe es aber noch nicht.

Verkehr als größte Gefahr

Thomas Pilz, der hauptberuflich Architekt ist, erwartet sich von der Politik eine Reduktion des Verkehrs und sieht diesen als größte Gefahr am Griesplatz. “Zuerst sollte es um das Potenzial, die soziale Funktion und das Stadtleben gehen. Erst danach kann man sich überlegen: `Wie viel Verkehr verträgt das überhaupt?´” Seine Initiative “Lebendiges Griesviertel” sei weiterhin “in Wartehaltung” – in der Vergangenheit machte sie sich besonders gegen die Umplanung des Verkehrskonzepts Griesplatz noch unter Stadtrat Mario Eustacchio (FPÖ) und den Bau der Unterführung Josef-Huber-Gasse stark, gegen die sie bei einer Petition über 700 Unterstützer:innen fanden. Bezüglich des Straßenbahnausbaus hege Pilz Hoffnung in die neue Stadtregierung.

Eine Skizze vom Griesplatz. Statt Autos und Asphalt sind viel freie Fläche mit spielenden Kindern und einigen Bäumen zu sehen.
Thomas Pilz’ Konzeptskizze: Die Vision eines neugestalteten Griesplatzes. – Grafik: Thomas Pilz

Das große Ganze sehen

Einer partiellen Verkehrsreduktion am Griesplatz kann auch Franz Pergler etwas abgewinnen, auch wenn man “den Platz nicht verkehrsfrei machen” könne. Der Verein “Grieswirtschaft” hat zum Ziel, das Image des fünften Bezirks zu verbessern sowie die Bedürfnisse der Wirtschaftstreibenden und der Anrainer:innen unter einen Hut zu bringen. Hierbei wolle man sich nicht in Details verlieren, aber bei der Stadt einen “Dominostein anstoßen”, sodass der Griesplatz für alle Schritt für Schritt schöner und ästhetischer werde. An den zehn Bäumen, welche die Stadt Graz vergangenen Herbst am Griesplatz platzierte, sei der Verein maßgeblich beteiligt gewesen. Pergler hofft ebenso, dass die Straßenbahn bald bei ihm in der Karlauerstraße vorbeifährt – “wenn’s geht, gestern”.

Bis dahin wird es jedoch noch etwas dauern. Schwentner möchte den Grundsatzbeschluss für die Südwestlinie noch im Juli im Gemeinderat einbringen. Bis spätestens Anfang 2024 will die Stadtregierung anschließend die Vorprojekte planen, der Baubeginn ist mit 2026 anberaumt. Hält der Termin, können Fahrgäste wohl ab 2030 die neue Linie nutzen. Und vielleicht sogar bei einem neu gestalteten Griesplatz aussteigen.

 

Titelbild: Judith Schwentner und Martin Bauer präsentieren vor Pressevertreter:innen die Pläne für die Südwestlinie. – Foto: Felix Neumann

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