Gabi Hiller und Philipp Hansa bringen gemeinsam mit Paul Pizzera einen der erfolgreichsten österreichischen Podcasts nach Graz. Ein Hintergrundgespräch über das Leben mit den „Podagonisten“ von „Hawi D’Ehre”.
Von Jakob Grill und Valentina Kölbl
Tausende Fans, oder liebevoll „Hawis” genannt, besetzen an diesem Abend Ende Oktober die Tribünen in der Helmut-List-Halle. Sie haben den Blick gespannt auf die Bühne gerichtet. Dort warten zwei Ohrensessel und ein Sofa darauf, dass Gabi Hiller, Philipp Hansa und Paul Pizzera über das Leben auspacken.
Hawi D’Ehre und die „Podagonisten”
Seit Februar 2020 unterhalten die Ö3-Moderator:innen Gabi Hiller und Philipp Hansa gemeinsam mit dem Musiker Paul Pizzera das Land mit dem Podcast „Hawi D’Ehre”. Sie sind auf Spotify unter den Top 10 der in Österreich produzierten Podcasts und dabei unter denen der wenigen, die sich der Unterhaltung widmen. Die „Podagonisten”, wie sie sich selbst bezeichnen, erzählen dabei wöchentlich Geschichten aus ihrem Alltag. Die Fans lernen zum Beispiel, dass auf Autobahnfahrten ohne Vignette eine Strafe von 120 € steht oder dass es so etwas wie Trockenshampoo gibt.
Nach den ersten Live-Shows im Februar im GLOBE WIEN und im Juli in der ausverkauften Wiener Staatsoper brachten die drei ihre Lebensgeschichten am 28. und 29. Oktober in die Helmut-List-Halle. In Graz war eigentlich nur ein Termin geplant gewesen, doch wegen der großen Nachfrage musste ein Zusatztermin eingeschoben werden.
Fixpunkte im Programm sind der steirische Schmäh von Hansa und Pizzera und Einblicke in die niederösterreichische Kultur von Hiller. Mehr Fixes gibt es allerdings nicht, denn die Aufnahmen sind, so erzählt es das Trio im Gespräch vor der Show, immer eine Mischung aus Stand-Up Comedy und Improtheater. Das macht gerade die Live-Shows besonders, denn keine Geschichte wird doppelt erzählt. Oder fast keine. “Wir werden sogar regelmäßig gemaßregelt, wenn wir etwas schon im Podcast erzählt haben”, meint Paul Pizzera. „Des kenn I schon von Folge 110”, habe zum Beispiel bei einer Live-Show jemand in astreinem Feldbacherisch aus dem Publikum gerufen.
Mützengate
Paul Pizzera zeichnet sich im Podcast auch selbst öfters durch seinen Gebrauch von Dialekt aus. Gewisse steirische Begriffe sind ihm da besonders wichtig. Zum Beispiel habe man als Steirer “Paradeiser” zu sagen – nicht Tomaten. In der Künstlergarderobe der List-Halle war es ganz ruhig, Paul Pizzera war sichtlich um Worte verlegen, als ihn die Annenpost im Hintergrundgespräch darauf hinwies, dass es im Hawi-Fanartikel-Shop eine „Mütze” zu kaufen gibt. Diese müsste in der Steiermark eigentlich Haube heißen, merkte die Redaktion an. Pizzera sicherte sofort zu, er werde die Änderung der Artikelbeschreibung in Auftrag geben. Ein paar Tage später war dann die Hawi D’Ehre-Mütze zur Haube geworden.
Grazer Urgesteine
Philipp und Paul wuchsen beide in Graz auf. Sie kennen die Ufer links und rechts der Mur. Als der Ö3-Moderator Gabi den Unterschied zwischen 8010 und 8020 beschreiben wollte, wirkte er plötzlich nicht mehr so ortskundig. „Zuerst würd’ ich ihr erklären, es ist ein anderer Bezirk in Graz.” Dass es sich dabei eigentlich um mehrere Bezirke handelt, musste Paul Pizzera seinem Kollegen dann erklären. Die einzige Erkenntnis, die Gabi somit aus diesem Gespräch mitnehmen konnte, war, dass der Bezirk Lend nicht die „arge Gegend” von Graz ist. Im Tausch für dieses essenzielle Graz-Wissen konnte sie den Grazer Urgesteinen aber keine niederösterreichische Kultur vermitteln. „Was gibt’s denn für eine Kultur in Niederösterreich?”, so Hiller schmunzelnd. Trotz der kulturellen Unterschiede halte sie es mit den beiden Ur-Grazern aber ganz gut aus.
Podcast-Familie
Auch Philipp liegt ganz viel an den beiden anderen. Wenn er einen “Lehrling fürs Leben” hätte, würde er ihm als erstes Gabi und Paul vorstellen. Die seien nicht nur Kolleg:innen, sondern zählten auch zu seinen besten Freund:innen. “Und dann würd’ ich ihn relativ schnell zu meinem Dad schicken, dass er mit ihm kocht und vor allem auch übers Leben redet”, sagt Hansa. Mit einem Zitat von Paul beendet Gabi das Gespräch: „Sie sind die Geschwister, die ich niemals wollte, jetzt habe und als selbige akzeptiere.“ Das würden alle drei so unterschreiben.
Der Abend in der List-Halle verlief dann, wie es das Publikum erwarten durfte. Es gab Geschichten über Polterabende am Campingplatz, einen Kinderausflug in einen nicht altersadäquaten Escape-Room und einen Heiratsantrag im Publikum. Und es gab viel Gelächter und Applaus. Dann verabschiedeten sich die “Podagonisten” – allerdings nicht für lange. 2023 setzt das Trio die „Hawi Live Tour“ in ganz Österreich fort. Da das Erfolgskonzept Konzeptlosigkeit lautet, dürfen die „Hawis“ gespannt bleiben, was sie in den Shows erwarten wird. Und die “Podagonisten“ ebenso.
Titelbild: Das Trio posiert für die Kamera – Foto: Moritz Schell