In Zeiten steigender Preise nimmt der Bedarf an günstigen und gratis Lebensmittel stark zu. Neben Foodsharing sind vor allem die VinziMärkte und das Marienstüberl der Caritas wichtige Anlaufstellen im Annenviertel.
Von Daniel Schipfer und Kathrin Strohmaier
Zwei angefangene Mehlpackungen sind das Einzige, womit der Fairteiler in Eggenberg noch dienen kann. So nennt man Kästen, aus denen sich alle kostenlos Lebensmittel herausnehmen können. Auch der Fairteiler in Lend weist bloß leere Regale auf und das, obwohl die Kästen mindestens einmal täglich befüllt werden. Gratis Essen geht zur Zeit sofort weg. Oft warten die Grazer:innen bereits vor Ort auf die nächste Lieferung, wie Sara Chinello, Foodsharing-Verantwortliche des Nachbarschaftsnetzwerks Floßlend, berichtet. Das Angebot werde nicht erst seit der letzten Teuerungswelle gut genutzt, erzählt Chinello weiter.
Organisiert wird das Ganze von Foodsharing. Über die Plattform vernetzen sich Betriebe mit eingeschulten Foodsaver:innen. Diese garantieren eine tägliche Abnahme von übriggebliebenen Nahrungsmitteln und befüllen damit die Fairteiler. Im Fokus steht der Einsatz gegen Lebensmittelverschwendung, wie Sara Chinello betont: „Es muss immer klar sein: Man macht das, damit das Essen nicht weggeschmissen wird.“
Günstige Lebensmittel in VinziMärkten
„Wenn wir um 13 Uhr aufsperren, warten bereits 60 Leute vor dem Markt”, erzählt Sigrid Wimmer, Leiterin des VinziMarkts in der Karl-Morre-Straße in Eggenberg. Ihr bereitet die aktuelle Lage große Sorge. Wie der steigende Bedarf in den nächsten Monaten bewältigt werden soll, ist noch völlig offen. Laut Wimmer kaufen im Laden zur Zeit pro Tag zwischen 150 und 180 Kund:innen ein. Die Lebensmittel kosten hier etwa ein Drittel des regulären Supermarktpreises.
Anders als beim Foodsharing gibt es in den Sozialmärkten der VinziWerke klare Regeln, wer das Angebot in Anspruch nehmen kann. Bestimmte Einkommensgrenzen dürfen nicht überschritten werden. Auch eine wöchentliche Konsumgrenze von 30 bis 35 Euro ist festgesetzt. Aufgrund der angespannten Lage sei diese Grenze „praktisch ausgesetzt”, erklärt Wimmer.
Kostenlose Speisen im Marienstüberl
Auch für die Tafel im Marienstüberl benötigen Besucher:innen eine Bezugsbestätigung, sogenannte Lebensmittelgutscheine. Zu den täglichen Mittagessen dagegen darf „grundsätzlich jeder, der in Not ist, kommen“, so Philipp Friesenbichler, Leiter des Marienstüberls. Die Anzahl beträgt in der Regel zwischen 120 und 140 Personen. Im Winter und später im Monat werden es mehr.
Die Nachfrage sei grundsätzlich seit dem ersten Lockdown auf hohem Niveau, im Moment aber auch etwa durch den Schulstart größer. Lebensmittelspenden hingegen sind derzeit jahresbedingt niedriger. So werden von Supermärkten momentan etwas weniger als die üblichen sieben Tonnen wöchentlich abgeholt. Was die aktuelle wirtschaftliche Lage für die Organisation bedeutet, ließe sich bis jetzt aber noch schwer einschätzen, so Friesenbichler.
Titelbild: Um die Tätigkeit als Foodsaverin ausüben zu können, musste Sara Chinello eine eigene Prüfung absolvieren. – Foto: Daniel Schipfer